(NEU: Hintergrund, Kurs, Reaktion von Aktionärsschützern, BaFin) Von Barbara Millner Dow Jones Newswires
HAMBURG (Dow Jones)--Mit einem Kurseinbruch hat die Aktie der Conergy AG am Freitag auf die am Vorabend veröffentlichte Gewinnwarnung des Unternehmens reagiert. Der Kurs notierte am Mittag mit 38,00 EUR und damit 28,3% schwächer. Das Tagestief lag bei 34,59 EUR, ein Minus von 34,7%.
Bis vor kurzem hatte sich der in Hamburg ansässige Systemanbieter für die Gewinnung erneuerbarer Energien immer wieder optimistisch hinsichtlich der Geschäftsentwicklung gezeigt. Allerdings hatte die Börse den Aussagen des Management zuletzt wohl nicht mehr recht vertraut. Vielmehr hatte der Markt schon Mitte des Monats mit Verkäufen auf einen Bericht von "Euro am Sonntag" reagiert. Die Geschäfte bei dem Solarkonzern verliefen offenbar schlechter als erwartet, hatte das Blatt aus einem internen Dokument des Unternehmens zitiert.
Auch Aktionärsschützer zweifeln an der Güte der "Prognosesicherheit" des Vorstands von Conergy. So wundert sich der Pressesprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Jürgen Kurz, wie sich das Bild bei Conergy in so kurzer Zeit so komplett wandeln kann. Die DSW werde nun mögliche Schadenersatzansprüche prüfen, sagte er Dow Jones Newswires.
Ähnlich äußerte sich Christoph Öfele von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SDK). Es sei bedenklich, dass der Vorstand sich nach dem ersten Halbjahr noch sehr zuversichtlich gegeben habe, inzwischen aber eingeräumt habe, die Ziele 2007 zu verfehlen. Eine Umsatzverfehlung um 250 Mio EUR sei schon verwunderlich. Er wies zudem auf die Ablösung des Finanzvorstandes hin. Conergy hatte Anfang Oktober mitgeteilt, dass Jörg Spiekerkötter das Amt zum 1. November übernehmen und Heiko Piossek ablösen werde.
Der Hamburger Konzern erwartet für 2007 nun ein operatives Ergebnis (EBIT) von 40 Mio EUR. Dagegen stünden erwartete Risiken in Höhe von 30 Mio bis 50 Mio EUR, so das Unternehmen. Das Konzernergebnis werde daher entsprechend negativ ausfallen.
Die veränderte Ergebnisprognose basiere auf der aktuellen Bewertung potenzieller Chancen und Risiken, hieß es am Donnerstagabend. Bei der operativen Ergebnisentwicklung wirkten sich vor allem die negativen Effekte aufgrund erwarteter Lieferverzögerungen sowie schwierige Rahmenbedingungen im Bereich Bioenergie aus.
Beim Umsatz sehe der Vorstand nun ein Wachstum von mindestens 33% auf über 1 Mrd EUR. Im Halbjahresbericht hatte Conergy einen Umsatz 2007 von 1,25 Mrd EUR in Aussicht gestellt.
Conergy reagiert auf die jüngste Entwicklung mit einem umfassenden Programm zur Fokussierung auf ertragsorientiertes Wachstum mit dem Ziel, Effizienz und Ertragsstärke nachhaltig zu verbessern.
Für die ersten neun Monate wies die Gesellschaft auf Basis vorläufiger Zahlen einen Umsatz von 641,1 Mio EUR aus. Das Konzernergebnis lag bei minus 8,8 Mio EUR.
Analysten zeigten sich am Morgen schockiert. "Die Zahlen sind sehr negativ", urteilte Philipp Bumm von Cheuvreux. "Ich habe schon schlechte Zahlen erwartet, aber nicht in dem Ausmaß", sagte Analyst Karsten von Blumenthal von SES Research. Er erklärte die schwache Entwicklung von Conergy mit dem Geschäftsmodell. "Es gibt keinen Fokus, auf den sich das Unternehmen ausreichend konzentriert", erklärte er.
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) wird sich nach Angaben von Sprecherin Anja Neukötter den Handel im Vorfeld der Veröffentlichung vom Donnerstagabend anschauen. Anhaltspunkte für eine Verletzung der Ad-hoc-Verpflichtung sehe die BaFin derzeit jedoch nicht.
Webseite: http://www.conergy.de -Von Barbara Millner, Dow Jones Newswires, +49 (0)69-29725 103, unternehmen.de@dowjones.com DJG/bam/jhe
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