UPDATE2: EADS streicht nach Verlust 2009 Dividende

09.03.2010
(NEU: Weitere Details aus der Bilanzpressekonferenz, Aktienkurs)

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Von Natali Schwab DOW JONES NEWSWIRES

PARIS (Dow Jones)--Der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern EADS will nach einem Verlust im vergangenen Geschäftsjahr erstmals in der Unternehmensgeschichte keine Dividende zahlen. Der Konzern verbuchte 2009 aufgrund der neuen Rückstellungen für den Militärtransporter A400M sowie den Langstreckenflieger A380 einen Verlust von 763 Mio EUR, nach einem Gewinn von 1,572 Mrd EUR im Vorjahr. Allein im Schlussquartal lief ein Konzernverlust von 1,054 (Vj: Gewinn von 0,490) Mrd EUR auf.

Der MDAX-Konzern möchte nach Aussage von CEO Louis Gallois jedoch sobald wie möglich wieder zu einer Dividendenzahlung zurückkehren. Er erwartet, dass für 2010 wieder eine Ausschüttung vorgenommen werden kann. 2008 waren 0,20 EUR je Aktie an die Aktionäre geflossen.

In der Nacht musste EADS zudem einen weiteren Rückschlag hinnehmen. Der US- Partner, Northrop Grumman, erklärte, das Unternehmen werde sich nicht um einen 35 Mrd USD schweren Auftrag für den Bau von Tankflugzeugen für die US-Luftwaffe bewerben. Die Ende Februar vorgelegten Ausschreibungsbedingungen würden den Wettbewerber Boeing klar bevorzugen, hieß es zur Begründung.

"Wir hatten keine Chance, die Ausschreibung zu gewinnen", sagte Gallois. Er bedaure dies. EADS stehe dabei weiterhin zu seinem Engagement in den USA, bekräftigte er. Die Strategie dort werde der Konzern nicht ändern. Die Kosten für den Rückzug sieht der Konzern begrenzt: Diese dürften keinen erheblichen Einfluss auf die Bilanz haben, so Gallois.

Größte Baustellen bleiben die Programme A400M und A380. So wurde das Ergebnis im vergangenen Jahr durch die weitere Rückstellung für den A400M von 1,8 Mrd EUR belastet, die EADS am Freitag bei der grundsätzlichen Einigung mit den Bestellnationen über die Mehrkosten des durch immer neue Verzögerungen gekennzeichneten Projektes angekündigt hatte. Zuvor beliefen sich die Rückstellungen bereits auf 2,4 Mrd EUR.

Das EBIT (vor Goodwill-Wertminderungen und außerordentlichen Posten) ging 2009 durch die Rückstellungen sowie negative Wechselkurseffekte auf minus 322 Mio EUR von einem Plus von 2,830 Mrd EUR zurück. Die negativen Währungseffekte belasteten mit insgesamt 2,5 Mrd EUR.

Das EBIT vor Einmaleffekten - bereinigt um einmalige Aufwendungen oder Erträge aus Rückstellungsveränderungen oder Währungsschwankungen - sank auf 2,2 (Vorjahr: 3,3) Mrd EUR und lag damit im Rahmen der EADS-Prognose. Verschlechterte Hedging-Kurse, der Preisrückgang bei ausgelieferten Flugzeugen und Kostensteigerungen konnten durch gestiegene Auslieferungszahlen und die durch "Power8" erzielten Einsparungen nicht ausgeglichen werden.

Das Programm Power8 führte zu Einsparungen von 2 Mrd EUR im vergangenen Jahr. 8.000 Stellen wurden im Zuge dessen abgebaut. 2010 sollen 2.000 weitere Arbeitsplätze wegfallen. Das Folgeprogramm Power8+ soll bis Ende 2012 jährliche Einsparungen von 1 Mrd EUR bringen. Dazu erwartet der Konzern aus "Future EADS" bis Ende 2012 eine jährliche Kostenreduktion von 350 Mio EUR. Der Konzern liege mit allen Programmen "im Plan", berichtete Gallois.

Die wichtigste Tochter Airbus erzielte 2009 einen Umsatz von 28,1 (28,99) Mrd EUR, wovon 26,4 Mrd EUR auf das Zivilgeschäft entfielen. Die Auslieferungen erreichten einen neuen Höchststand von 498 (483) Maschinen. Dem gestiegenen Liefervolumen standen jedoch Preisrückgänge sowie Währungsbelastungen gegenüber. Das EBIT (vor Goodwill-Abschreibungen und Sondereffekten) brach auf 386 (2.306) Mio EUR ein.

Der A380 beeinträchtigte das Ergebnis weiterhin erheblich. Dafür stellte das Unternehmen 240 Mio EUR zurück. Bereinigt um Währungseffekte und die A380-Rückstellungen betrug das EBIT 1,1 (2,1) Mrd EUR. Neben den Rückstellungen wirkte sich Ineffizienz negativ auf das Airbus-Ergebnis aus. Eine Anpassung überschüssiger Kapazitäten aufgrund geringer Auslieferungen habe das vierte Quartal belastet, hieß es.

Das A380-Programm bleibt dabei ein großer Problemfaktor, der den Konzern auch weiterhin begleiten wird. Zwar sieht EADS im laufenden Jahr "leichte Verbesserungen", jedoch dürfte der A380 das EBIT vor Einmaleffekten im Konzern weiterhin "erheblich" belasten. Ein Breakeven des Programms in den kommenden zwei bis drei Jahren wird nach Ansicht von Finanzvorstand Hans-Peter Ring nicht möglich sein.

Dagegen erwartet der Konzern, dass sich Kosteneinsparungen und Verbesserungen der Preise bei Zivilflugzeugen positiv auf das Konzernergebnis im laufenden Jahr auswirken sollten.

Frisches Geld, zum Beispiel für Investitionen, braucht EADS nach Aussagen Gallois aktuell nicht. Eine Kapitalerhöhung etwa hält er angesichts einer Nettoliquidität von rund 9,8 Mrd EUR Ende 2009 für nicht nötig. Dennoch will EADS auch 2010 den Fokus auf die Liquidität und das Cash Management legen. Wichtig sei auch die Verteidigung der Ratings, so Gallois. So werde es etwa auch aktuell keine großen Akquisitionen geben, was jedoch kleinere Zukäufe nicht ausschließe.

Für das laufende Jahr zeigte sich EADS vorsichtig und prognostizierte ein EBIT von etwa 1 Mrd EUR. Die verschlechterten Hedging-Kurse würden dabei im Vergleich zum Vorjahr mit 1 Mrd EUR belasten. Geringere Helikopter-Auslieferungen, ein Anstieg bei den Aufwendungen für Forschung und Entwicklung sowie Kosteninflation werden laut EADS die Rentabilität beeinträchtigen.

Den Umsatz sieht EADS in etwa auf Vorjahreshöhe bei 42,8 Mrd EUR. Dabei legt der Konzern einen Wechselkurs Euro/US-Dollar von 1,40 zu Grunde. Der Auftragsbestand von 389 Mrd EUR bilde dabei eine solide Basis für künftige Auslieferungen.

Für die Tochter Airbus prognostiziert EADS maximal so viele Auslieferungen wie im Vorjahr. Die geschätzten Brutto-Neubestellungen dürften zwischen 250 bis 300 Flugzeugen liegen. Bei Eurocopter geht der Konzern von einem Rückgang der Auslieferungen von rund 6% aus.

Die Aktie brach zum Handelsstart um 5,6% ein und erholte sich im Verlauf nur leicht. Am Mittag notierte das Papier bei 15,08 EUR, ein Minus von noch 4,8%. Damit war die EADS-Aktie der schwächste Wert im MDAX, der 1,2% nachgab. Neben dem Rückzug von der Tanker-Ausschreibung monierten Marktbeobachter den Ausfall der Dividende sowie den Ausblick für 2010. Die LBBW nannte ihn enttäuschend. Die EBIT-Prognose liege rund 30% unter der Konsensschätzung des Marktes.

Webseite: www.eads.com -von Natali Schwab, Dow Jones Newswires; +49 (0)69-29725 119, consumer.de@dowjones.com DJG/nas/jhe Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de

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