(NEU: Aussagen Vorstand von Telefonkonferenz, Analyst, Aktienkurs)
Von Michael Brendel
Dow Jones Newswires
NÜRNBERG (Dow Jones)--Der Automobilzulieferer Leoni hat aufgrund eines besser als erwartet verlaufenen zweiten Quartals seine Jahresprognose angehoben. Der Konzernumsatz werde bei rund 2,3 (Vorjahr: 2,1) und das EBIT auf Vorjahreshöhe bei rund 130 Mio EUR erwartet, teilte das Nürnberger Unternehmen am Donnerstag mit. Zuvor hatte Leoni ein Umsatzwachstum "im mittleren einstelligen Prozentbereich" sowie ein EBIT von 120 Mio bis 125 Mio EUR in Aussicht gestellt. Der Konzern-Nettogewinn werde voraussichtlich auf einen neuen Höchstwert von rund 83 Mio EUR klettern, hieß es.
Im zweiten Quartal wurden die Schätzungen des Marktes leicht übertroffen. Allerdings entwickelte sich der Gewinn aufgrund hoher Vorleistungen unterproportional zum Umsatz. Während die Erlöse um 15% auf 590,5 Mio EUR zulegten, blieb das EBIT mit einem Wachstum von 10% auf 35,2 Mio EUR hinter dieser Entwicklung zurück. Die von Dow Jones Newswires befragten Analysten hatten im Mittel aber nur mit einem Umsatzwachstum von 581 Mio EUR bei einem EBIT von 33,5 Mio EUR gerechnet.
Die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten wurden wie schon in den ersten drei Monaten intensiviert und verschiedene Standorte in Asien, Lateinamerika und Nordafrika auf- bzw umgebaut. Von April bis Juni stiegen die F&E-Aufwendungen im Konzern auf 13,8 (11,2) Mio EUR.
Der Umsatz des im MDAX notierten Unternehmens stieg den Angaben zufolge im ersten Halbjahr damit um 19% auf 1,18 Mio EUR. Davon stammen 38% aus organischem Wachstum, weitere 38% steuerten Zukäufe wie der Kabelspezialist Studer bei. Die restlichen 24% trugen den Angaben zufolge höhere Kupferpreise bei.
Da das EBIT in den ersten sechs Monaten nur um 5% auf 69,2 Mio EUR kletterte, sank die Umsatzrendite auf 5,9% (6,7%). Leoni selbst hat sich eine durchschnittliche Umsatzrendite von 7% zum Ziel gesetzt, in der Vergangenheit aber deutlich gemacht, dass diese Messlatte bei bestehendem Kupferpreisniveau nicht zu erreichen sei. Weil der Kabelspezialist den Kupferpreis normalerweise direkt an die Kunden weiterreicht und dafür kein Gewinn anfällt, sorgen steigende Notierungen des roten Metalls für eine Verwässerung der Umsatzrendite.
Nach Steuern wurde ein kräftigerer Gewinnanstieg von 16% auf 44,6 Mio EUR verzeichnet. Hier habe sich ein einmaliger Steuereffekt - eine Steuersatzreduzierung in der Schweiz - mit 2,5 Mio EUR ausgewirkt. Bislang habe sich die im Juli beschlossenen Unternehmenssteuerreform noch nicht ausgewirkt, für das Gesamtjahr werde aber mit einem positiven Effekt von 3 Mio EUR gerechnet, hieß es im Zwischenbericht.
Die Steuerquote im Gesamtjahr werde damit voraussichtlich unter 30% landen, sagte Finanzvorstand Dieter Belle während einer Telefonkonferenz. Langfristig solle diese im Durchschnitt bei rund 28% liegen.
Die Bordnetz-Sparte steigerte den Umsatz im ersten Halbjahr um 4% auf 507 Mio EUR. Das EBIT ging dagegen wegen der höheren F&E-Kosten auf 30,6 Mio nach 35,1 Mio EUR zurück. Für das laufende Jahr hatte Leoni für die Bordnetze bereits einen etwas niedrigeren Umsatz (Vorjahr 954,2 Mio EUR) und ein rückläufiges EBIT (61,8 Mio EUR) avisiert.
Der Unternehmensbereich Draht & Kabel verzeichnete ein Umsatzplus von 33% auf 670 Mio EUR. Das organische Wachstum steuerte 58 Mio EUR bei. Auf die neuen Tochtergesellschaften entfielen 72 Mio EUR. Der Kupferpreis schlug mit 37 Mio EUR zu Buche. Das EBIT habe sich auf 40,2 Mio EUR entsprechend einem Plus von 30% belaufen.
Nach Angaben des Vorstandsvorsitzenden Klaus Probst schaut sich der Vorstand diverse Akquisitionsmöglichkeiten in diesem Bereich an, darunter auch das entsprechende Geschäft der französischen Valeo SA. Derzeit würden wie bereits in den vergangenen Monaten Gespräche mit Valeo stattfinden. Eine Entscheidung über das weitere Vorgehen sei aber noch nicht gefallen.
Nach Einschätzung der LBBW sorgte Leoni mit den Zahlen für eine positive Überraschung, vor allem beim Ertrag. Die Leoni-Aktie profitierte bis 10.50 Uhr mit einem Kursplus von 3,9% auf 37,24 EUR. Die sich bislang verhaltener als der MDAX entwickelnde Kurs des Automobilzulieferes setzte damit seine seit März anhaltende Aufwärtsbewegung fort. Webseite: http://www.leoni.com
-Von Michael Brendel, Dow Jones Newswires, +49 (0)40 3574 3115, michael.brendel@dowjones.com DJG/mbr/brb
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