UPDATE2: Leoni verfehlt 2008 eigenes Gewinnziel deutlich

04.02.2009
(NEU: Details zum Kostensparprogramm, aktueller Aktienkurs)

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Von Nico Schmidt

Dow Jones Newswires

NÜRNBERG (Dow Jones)--Der Nürnberger Automobilzulieferer Leonie AG hat sein selbst gestecktes Gewinnziel für 2008 trotz zweier Gewinnwarnungen im Jahresverlauf deutlich verfehlt. Bremsspuren in der Bilanz des Spezialisten für Draht-, Kabel- und Bordnetz-Systeme hinterließ vor allem der "dramatische Absatzeinbruch" in der Automobilindustrie im Schlussquartal. Auch der Kupferpreisverfall lastete auf der Ergebnisentwicklung. Auf die Branchenkrise will der im MDAX notierte Konzern mit einem verschärften Sparkurs reagieren.

Auf vorläufiger Basis lag das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) 2008 nach Angaben vom Mittwoch bei rund 55 (Vorjahr: 129,6) Mio EUR. Anfang November hatte Leoni angekündigt, vor Zinsen und Steuern nur noch einen Gewinn von etwa 95 Mio EUR zu erwarten statt den bis dato angepeilten 110 bis 120 Mio EUR. Ursprünglich war der Kabelbaum-Spezialist sogar von einem EBIT rund 140 Mio EUR ausgegangen.

Das Unternehmen rechnet nach Angaben vom Mittwoch außerdem mit einem Jahresüberschuss im mittleren einstelligen Millionen-Euro-Bereich. 2007 hatte der Nettogewinn noch bei 86,2 Mio EUR gelegen.

Die Absatzkrise in der Automobilindustrie habe dazu geführt, dass der Konzernumsatz im Schlussquartal etwa 25% unter dem Durchschnitt der ersten drei Quartale lag, teilte der MDAX-Konzern mit. Nach Aussage eines Unternehmenssprechers generiert Leoni etwa 70% seiner Einnahmen im Geschäft mit der Autoindustrie.

Leoni erwirtschaftete nach vorläufigen Berechnungen im Geschäftsjahr 2008 einen Umsatz von 2,9 Mrd EUR und erfüllte damit zwar die eigenen Erwartungen. Das 21-prozentige Umsatzwachstum resultierte nach Unternehmensangaben aber ausschließlich aus der Akquisition der ehemaligen Bordnetzsparte von Valeo. Vor der ersten Gewinnwarnung waren die Nürnberger von Einnahmen von mindestens 3 Mrd EUR ausgegangen.

Auf Basis des vermutlich stark rückläufigen Jahresüberschusses werden Vorstand und Aufsichtsrat der Hauptversammlung eine Dividende von 0,20 EUR je Aktie vorschlagen. Im Vorjahr hatte die Ausschüttung noch bei 0,90 EUR gelegen.

Aufgrund der anhaltenden Absatzkrise in der Automobilindustrie hat Leoni die Mitarbeiterzahl nach Unternehmensangaben bereits im vierten Quartal um etwa 3.000 auf rund 50.500 reduziert. Mit Jahresbeginn 2009 sei weltweit an den meisten Standorten eine "deutliche Kapazitätsanpassung" durch Reduzierung der Wochenarbeitszeit, Einführung von Kurzarbeit sowie weiteren Personalmaßnahmen umgesetzt worden. Parallel dazu laufe in allen Werken und Zentralbereichen ein umfangreiches Kostensenkungsprogramm an.

Ein Leoni-Sprecher sagte auf Anfrage von Dow Jones Newswires, fast alle deutschen Standorte mit ihren 4.200 Mitarbeitern seien von der Kurzarbeit betroffen. Der Umfang differiere von Werk zu Werk und sogar von Produktgruppe zu Produktgruppe. Bei einem Gros der Betroffenen sei die Arbeitszeit um etwa 20% bis 25% zurückgefahren worden, die Maßnahme dauere voraussichtlich 6 Monate an.

Kosten einsparen will Leoni nicht nur auf Personalseite, auch die Sachkosten sollen weltweit eingedampft werden. Auch auf Investitionsseite wird der eingeschlagene Sparkurs seine Auswirkungen haben. "Alle Investitionen werden noch einmal auf den Prüfstand gestellt", sagte der Leoni-Sprecher. Die Investitionssumme werde definitiv niedriger ausfallen als die bislang geplanten 150 Mio EUR.

Leoni sieht sich trotz der für 2009 erwarteten stark rückläufigen Automobilkonjunktur nach wie vor "sehr gut für die Zukunft gerüstet". Der aktuelle Hochlauf neuer Modellreihen - insbesondere im Klein- und Kompaktwagensegment sowie in der unteren und oberen Mittelklasse - werde zu einer teilweisen Abfederung des Umsatzrückgangs führen und Leonis Marktführerschaft in Europa festigen.

Eine konkrete Prognosen wollte der Unternehmenssprecher mit Verweis auf das schwierige Wirtschafts- und Branchenumfeld aber nicht abgeben. Keiner der Kunden gebe einen Ausblick ab, deswegen halte sich auch Leoni zurück. "2009 wird aber ein sehr schwieriges Jahr". Wann es wieder bergauf gehe, sei zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht absehbar, so der Sprecher.

Auch Analysten schauen wenig zuversichtlich in die Zukunft des Automobilzulieferers: "Das vierte Quartal muss schlecht gelaufen sein", so Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler mit Blick auf die von Leoni vorgelegten vorläufigen Zahlen. Nach seiner Einschätzung müssen sich Anleger für das laufende Jahr vermutlich auf einen Verlust einstellen. Denn beim Branchentrend sei keine schnelle Wende in Sicht, so der Analyst.

Die Leoni-Aktie verliert bis gegen 15.30 Uhr in einem festen TecDAX 3,1% auf 8,42 EUR.

Webseite: http://www.leoni.com -Von Nico Schmidt, Dow Jones Newswires; +49 - (0)69 297 25 111; nico.schmidt@dowjones.com DJG/ncs/cbr Besuchen Sie unsere neue Webseite http://www.dowjones.de

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