UPDATE2: Linde-Chef Reitzle soll Conti-Aufsichtsrat führen

09.09.2009
(NEU: Weitere Details, Hintergrund)

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Von Olaf Ridder und Nico Schmidt DOW JONES NEWSWIRES

FRANKFURT (Dow Jones)--Der Automobilzulieferer Continental hat einen Kandidaten für den Aufsichtsratsvorsitz gefunden. Wie erwartet soll Linde-Vorstandsvorsitzender Wolfgang Reitzle die Nachfolge von Rolf Koerfer an der Spitze des Kontrollgremiums antreten. Der 60-Jährige ist kein unbeschriebenes Blatt in der Autoszene; schließlich arbeitete der Manager mehr als zwei Jahrzehnte in der Branche, unter anderem für BMW und Ford.

In den Medien war in den vergangenen Wochen mehrfach spekuliert worden, dass der Chef des Industriegasekonzerns den Aufsichtsratsvorsitz übernehmen könnte. Reitzle wird für den ausscheidenden TUI-Vorstandsvorsitzenden Michael Frenzel in das Kontrollgremium nachrücken. Conti wird seine Bestellung zum Mitglied des Aufsichtsrats beim Amtsgericht Hannover beantragen. Anschließend soll dann vorgeschlagen werden, ihn zum neuen Vorsitzenden des Gremiums zu wählen.

Nach seiner Wahl zum Chefkontrolleur der Continental AG wird Reitzle seine anderen Aufsichtsratsmandate bei der Deutschen Telekom AG und beim Gabelstaplerkonzern Kion niederlegen, wie ein Specher der MDAX-Konzerns am Mittwochabend erklärte. Laut der Zeitung "Die Welt" war dies eine Bedingung des Linde-Aufsichtsrats dafür, dass Reitzle den Postens übernehmen darf.

"Mit der Besetzung durch eine neutrale, von außen kommende Persönlichkeit wird die Continental AG nach der Neuordnung des Vorstands damit auch im Aufsichtsrat alle personellen Voraussetzungen geschaffen haben, um das Unternehmen zusammen mit seinem Großaktionär Schaeffler KG in eine nachhaltig erfolgreiche Zukunft zu führen", sagte der noch amtierende Aufsichtsratschef und Schaeffler-Berater Koerfer. Dieser wird dem Gremium als Mitglied des Präsidiums weiterhin angehören.

Maria-Elisabeth Schaeffler, Gesellschafterin der Schaeffler KG, erklärte: "Wir freuen uns, dass wir Herrn Prof. Reitzle gewinnen konnten, sich für dieses heraus-fordernde Mandat zur Verfügung zu stellen. Er ist für die anstehenden Aufgaben bei der Continental AG eine Idealbesetzung. Seine tiefe Kenntnis der Industrie und internationale unternehmerische Erfahrung sind die besten Voraussetzungen für dieses Amt. Er hat unser volles Vertrauen."

Der Wechsel an der Spitze des Conti-Kontrollgremiums kommt keinesfalls überraschend, sondern ist Teil eines Kompromisses, mit dessen Hilfe der seit Monaten andauernde Machtkampf zwischen den Hannoveranern und dem Großaktionär Schaeffler beigelegt werden soll. Im Zuge dessen trat Mitte August bereits Conti-Vorstandsvorsitzender Karl-Thomas Neumann zurück und wurde von Schaeffler-Manager Elmar Degenhart ersetzt.

Neumann hatte die Franken mit seinen Vorstellungen zur Lösung der Finanzprobleme bei Conti und schließlich den öffentlichen Vorwurf, Schaeffler lähme Conti durch seine Hinhaltetaktik, nachhaltig gegen sich aufgebracht. Bei einer turbulenten Aufsichtsratssitzung Ende Juli hatte nur das geschlossene Veto der Arbeitnehmervertreter im Kontrollgremium die von Schaeffler initiierte Abwahl verhindert. Dem Schaeffler-Justiziar Koerfer hatten die Arbeitnehmer zuletzt vorgeworfen, er habe zu selten unabhängig zum Wohle von Conti agiert und stattdessen die Interessen des Wälzlagerherstellers vertreten.

Die Herzogenauracher hatten sich bei der Übernahme der drei Mal so großen Continental verhoben und stehen nun bei den Geldhäusern mit gut 11 Mrd EUR in der Kreide. Die Franken besitzen seit Januar knapp die Hälfte aller Conti-Aktien und haben weitere 40% bei Banken geparkt. Conti selbst sitzt seit dem Kauf von Siemens VDO auf einem Schuldenberg von knapp 10 Mrd EUR und ist nach dem Kurssturz der Aktie nur noch ein Bruchteil dessen wert, was Schaeffler einst bezahlt hat.

Offen ist noch immer die Frage nach der Zukunft der beiden Automobilzulieferer. Ein schneller Zusammenschluss ist nicht zu erwarten. Nach den Vorstellungen von Schaeffler sollen langfristig die vereinten Automobilsparten von Schaeffler und Conti, das Conti-Reifengeschäft sowie das eigene Industriegeschäft unter dem Dach einer Holding angesiedelt werden.

Webseite: www.conti-online.com -Von Nico Schmidt und Olaf Ridder, Dow Jones Newswires; +49 (0)69 - 29725 114, automotive.de@dowjones.com DJG/ncs/has Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de

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