UPDATE2: ProSieben verdient im 1. Quartal mehr als erwartet

14.05.2009
(NEU: Weitere Details, Aussagen Telefonkonferenz, Aktienkurs)

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Von Nico Schmidt DOW JONES NEWSWIRES

FRANKFURT (Dow Jones)--Die ProSiebenSat.1 Media AG hat im Auftaktquartal 2009 dank erfolgreicher Sparmaßnahmen mehr verdient als erwartet und ist ein gutes Stück aus den roten Zahlen geklettert. Bei seinen Restrukturierungsbemühungen sieht sich der in Unterföhring bei München ansässige Medienkonzern auf Kurs. Auf eine konkrete Prognose verzichtete Europas zweitgrößter Fernsehsender am Donnerstag mit Verweis auf die Wirtschaftsflaute erneut.

Aktienhändler bewerten die Zahlen positiv, vor allem auf Ertragsebene. "Die Kostensenkungsprogramme wirken", sagt ein Marktteilnehmer. Die ProSieben-Aktie haussiert und notiert am frühen Mittag als stärkster Wert im MDAX um fast 11% im Plus bei 3,30 EUR.

Im ersten Quartal legten die zentralen Gewinnkennzahlen deutlich zu, obwohl der Umsatz schrumpfte: Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) stieg auf 90,4 (84,8) Mio EUR. Dank der guten operativen Entwicklung grenzte der MDAX-Konzern den Nettoverlust auf 1,7 (7,9) Mio EUR ein.

Die Einnahmen sanken aufgrund der weltweiten Rezession und der daraus resultierenden Zurückhaltung der Werbetreibenden um 14% auf 627 (729) Mio EUR. Bereinigt um den Effekt aus dem Verkauf des skandinavischen Bezahlfernsehsenders CMore gab der Umsatz aber lediglich um lediglich 8,8% nach.

Auf der Ergebnisseite schnitt ProSiebenSat1 damit deutlich besser ab als erwartet: Von Dow Jones Newswires befragte Analysten hatten mit einem bereinigten EBITDA von lediglich 77 Mio EUR und einem Nettoverlust von 19 Mio EUR gerechnet. Der Umsatz wurde im Konsens bei 637 Mio EUR gesehen.

Auch im internationalen Wettbewerbervergleich entwickelte sich das ProSiebenSat1-Geschäft gut: Anfang Mai hatte die luxemburgische RTL Group Zahlen vorgelegt: Der operative Gewinn des europäischen Branchenprimus' halbierte sich in ersten Quartal.

"Wir haben in einem schwierigen Umfeld ein zufriedenstellendes Ergebnis erwirtschaftet", sagte ProSiebenSat.1-Vorstandsvorsitzender Thomas Ebeling. Auf einer Telefonkonferenz bezeichnete er die vorgelegten Zahlen als "robust".

Vor allem die "straffe Kostenkontrolle" trug nach Unternehmensangaben im Auftaktquartal Früchte: Finanzvorstand Axel Salzmann sagte, "unsere strikte Kostendisziplin hat sich ausgezahlt". Infolge des bereits 2008 implementierten und im Zuge der Wirtschaftskrise ausgeweiteten Sparprogramms sanken die Gesamtkosten gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 15,4% auf 577,6 Mio EUR und die um die Entkonsolidierung von CMore bereinigten operativen Kosten um 10,3% auf 61,4 Mio EUR.

Ebeling kündigte an, ProSiebenSat.1 werde auch weiterhin "große Anstrengungen unternehmen, um die operative Leistung des Unternehmens zu sichern". Der Fokus liege auch künftig auf dem Kosten- und Cashflowmanagement. Ziel ist es nach Aussage von Finanzvorstand Salzmann, 2009 einen positiven Cashflow zu erreichen. Eine genauere Zielspanne nannte er nicht. Im ersten Quartal hatte der Cashflow bei etwa minus 100 Mio EUR gelegen.

Insgesamt sollen aufgrund der ergriffenen Sparmaßnahmen im laufenden Jahr operative Kosten in Höhe von rund 100 Mio EUR eingespart werden, vor allem durch die Neuorganisation der deutschen TV-Sender. Die Kosten sollen im laufenden Geschäftsjahr auf etwa 2,2 (2,85) Mio EUR eingedampft werden.

Die Optimierung der Organisationsstrukturen schreitet nach Angaben des Unternehmens planmäßig voran und soll bis Mitte des Jahres abgeschlossen sein. Auch das Werbezeiten-Vermarktungsmodell in Deutschland, das dem Unternehmen in der Vergangenheit Schwierigkeiten bereitet hatte, sei wieder wettbewerbsfähig. Ende 2007 war nach einem Verfahren des deutschen Kartellamts ein neues Verkaufsmodell eingeführt worden, das ProSiebenSat.1 einen Rückgang der TV-Werbeerlöse in bescherte. Vorstandsvorsitzender Ebeling sagte am Donnerstag in diesem Zusammenhang: "Das neue Werbezeiten-Vermarktungsmodell scheint akzeptiert zu werden".

Auf eine konkrete Prognose für verzichtete der Medienkonzern, zu dem unter anderem die Fernsehsender Sat.1, ProSieben und Kabel Eins gehören. "Kurzfristig lässt die nach wie vor fehlende Marktvisibilität keine Präzisierung der Prognose für das Gesamtjahr 2009 zu", hieß es.

ProSieben schiebt weiter einen hohen Schuldenberg infolge der Übernahme der SBS Broadcasting Group vor sich her. Um die internationale Präsenz zu stärken hatten die Unterföhringer SBS Mitte 2007 von den Finanzinvestoren KKR und Permira übernommen. Allerdings explodierte durch die Transaktion die Schuldenlast der Sendergruppe: Ende 2008 lagen die Nettoverbindlichkeiten bei rund 3,4 Mrd EUR. Aufgrund "saisonal bedingt hoher Programminvestitionen" stiegen die Schulden per Ende März um weitere 3,1% auf etwa 3,5 Mrd EUR.

Webseite: http://www.prosiebensat1.com - Von Nico Schmidt, Dow Jones Newswires, +49 - (0)69 297 25 111; nico.schmidt@dowjones.com DJG/ncs/roa Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de

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