UPDATE2: ProSieben wird mit Übernahme von SBS europäisch

27.06.2007
(NEU: Details aus der Telefonkonferenz, Aktienkurs)

(NEU: Details aus der Telefonkonferenz, Aktienkurs)

Von Kirsten Bienk und Olaf Ridder

Dow Jones Newswires

HAMBURG (Dow Jones)-Das TV-Unternehmen ProSiebenSat.1 Media hat wie angekündigt die Sendergruppe SBS Broadcasting Group vollständig übernommen und wird damit zu einem europäischen Medienkonzern. Das Volumen der Transaktion beläuft sich auf 3,3 Mrd EUR, wie ProSieben am Mittwoch mitteilte. Die Übernahme soll im Juli abgeschlossen werden.

Die neue Gruppe, die auch künftig den Namen ProSiebenSat.1 Media AG tragen soll, kommt mit einer Reichweite von 77 Mio Haushalten auf Platz zwei der Fernsehanbieter in der EU. Der Umsatz lag 2006 pro forma bei 3,1 Mrd EUR und das EBITDA bei 691 Mio EUR. SBS ist in Skandinavien, in Belgien und der Niederlande sowie in Ungarn, Rumänien und Bulagrien tätig.

Die Übernahme kommt nicht überraschend, da beide Unternehmen mehrheitlich den Private-Equity-Gesellschaften Kohlberg Kravis Roberts & Co sowie Permira gehören. Auch Aktienhändler bezeichneten die Mitteilung als "reine Vollzugsmeldung". Kursbewegende Neuigkeiten habe sie nicht enthalten, die genannten Details lägen im erwarteten Rahmen.

Dennoch zeigt sich die ProSieben-Aktie bis 13.00 Uhr mit einem Aufschlag von 3,3% auf 29,28 EUR. Händler führen dies auf die "versteckten" Angaben in der Unternehmensmitteilung zurück. "Vor allem die Unternehmensschätzung, die Synergien könnten 80 Mio bis 90 Mio EUR betragen, waren neu", hieß es. Man habe bisher nur mit Zahlen im Bereich von 30 Mio EUR gerechnet. Die Daten könnten daneben zum Ausbruch aus einer mehrwöchigen Seitwärtsrange beitragen: "Sollten ProSieben über 29,50 EUR springen, könnten sie bis 31 EUR laufen", so der Händler weiter.

Aufsichtsrechtliche Genehmigungen braucht ProSieben für die Übernahme nicht. ProSieben erwartet, dass der Zukauf das bereinigte Ergebnis je Aktie steigert und dass die Renditen kurz- bis mittelfristig über den Kapitalkosten der ProSiebenSat.1-Gruppe liegen werden. Die Synergien beziffert das Unternehmen auf 80 Mio bis 90 Mio EUR im Jahr, von denen zwei Drittel auf Kosteneinsparungen und ein Drittel auf zusätzliche Umsatzpotenziale entfallen sollen. Ab 2010 sollen die Synergien in vollem Umfang gehoben werden.

Im laufenden Jahr wird es allerdings noch keine Synergien geben. Für 2008 seien 40 Mio EUR angesetzt, für das Folgejahr 80 Mio EUR und für 2010 die vollen Synergien von derzeit geschätzten 90 Mio EUR, sagte CFO Lothar Lanz.

Finanziert wird die Übernahme vollständig über einen syndizierten Kredit. Ein Bankenkonsortium und institutionelle Investoren unter Führung von Bank of America, Calyon, Credit Suisse, HypoVereinsbank, JP Morgan, Lehman Brothers, Morgan Stanley und Royal Bank of Scotland stellt ihn bereit. Eine ausstehende Anleihe über 150 Mio EUR mit Endfälligkeit Mai 2009 will ProSieben bereits im August 2007 zurückführen.

Hauptsitz der neuen Gruppe soll Unterföhring sein. Mit der Integration der beiden Senderketten soll unverzüglich nach Abschluss der Transaktion begonnen werden. Der CEO von SBS Broadcasting, Patrick Tillieux, soll als Chief Operating Officer neues Vorstandsmitglied der ProSiebenSat.1-Gruppe werden. Er wird zuständig für International TV, Radio, Print und Group Operations. Zur neuen Gruppe gehören unter anderem 24 Free-TV-Sender, 24 Pay-TV-Sender und 22 Radio- Sender.

ProSiebenSat.1 Media will sich mit SBS neue Erlösquellen erschließen. Geplant sind zusätzliche TV-Kanäle, Internet-Angebote und Inhalte. Das Unternehmen mit steigender Effizienz. So soll die EBITDA-Marge der neuen Gruppe in den nächsten Jahren von derzeit pro forma 22,2% auf dann 25% bis 30% gesteigert werden. Die dabei erwirtschafteten Mittel sollen in weiteres Wachstum fließen.

ProSiebenSat.1 Media AG will nach der Übernahme der SBS Broadcasting ihre Dividendenpolitik fortsetzen. Es sei geplant, auch künftig hohe Ausschüttungen vorzunehmen, sagte CFO Lothar Lanz am Mittwoch. Die Steuerquote für die neue Gruppe werde bei 30% oder etwas darunter liegen.

Über SBS könnte die ProSiebenSat.1-Gruppe Mitte 2008 einen weiteren strategischen Gesellschafter bekommen. Die Telegraaf Media Groep NV, die 20% an SBS hält, hat laut ProSieben die Option, in die neue Gruppe zu reinvestieren und 12% der stimmberechtigten Stammaktien von der Lavena Holding 5 zu übernehmen. Bei Ausübung der Option würde die Telegraaf Media Groep 6% des Grundkapitals der ProSiebenSat.1-Gruppe halten. Der Anteil des Streubesitzes von 37,3% des Grundkapitals bliebe unverändert.

Webseiten: http://www.prosiebensat1.com/

http://www.sbsbroadcasting.com/

-Von Kirsten Bienk und Olaf Ridder, Dow Jones Newswires; +49 (0)40 - 3574 3116,

kirsten.bienk@dowjones.com

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