UPDATE2: Rheinmetall leidet unter Schwäche der Automobilbranche

05.11.2008
(NEU: Analysteneinschätzungen, Aktienkurs)

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Von Alexander Becker

DOW JONES NEWSWIRES

DÜSSELDORF (Dow Jones)--Die Rheinmetall AG hat nach neun Monaten einen im Vergleich zum Vorjahr stabilen Umsatz ausgewiesen und das Konzernergebnis stärker als erwartet gesteigert. Die zunehmende Schwäche der weltweiten Automobilindustrie hinterließ allerdings sichtbare Bremsspuren in der Drittquartalsbilanz des MDAX-Konzerns. Seine mittelfristige Prognose für diesen Geschäftsbereich setzte der Rüstungs- und Automobilzulieferkonzern deshalb aus.

Analysten zeigten sich nach der Mitteilung skeptisch, dass die Mittelfristziele auf Konzernebene erreicht werden können. Die Rheinmetall-Aktie reagierte am Vormittag mit einem deutlichen Abschlag. Gegen Mittag notiert das Papier mit 6,7% im Minus bei 25,37 EUR und gehört damit zu den größten Verlierern in einem sehr schwachen MDAX.

Rheinmetall geht davon aus, dass 2009 für die Automobilindustrie ein schwieriges Jahr mit besonderen Herausforderungen werden wird. Die mit hohen Unsicherheiten behaftete Situation lasse für Automotive gegenwärtig eine seriöse Prognose für das nächste Jahr und damit auch eine Bestätigung der bisherigen Mittelfristziele nicht zu, erklärte das Unternehmen.

Ursprünglich hatte sich Rheinmetall ein mittelfristiges Margenziel von 7% bis 8% für Automotive gesetzt. Mit der Aussetzung dieses Ziels sei auch das EBIT-Renditeziel von 9% auf Konzernebene hinfällig, urteilten die Analysten der LBBW. Auch die Experten von M.M. Warburg werteten die Aussage als Anzeichen dafür, dass Rheinmetall nicht mehr daran glaube, seine Mittelfristziele auf Konzernebene schaffen zu können.

Bislang hatte Rheinmetall im Konzern eine EBIT-Rendite von 9% und eine Kapitalverzinsung (ROCE) von 20% bis spätestens 2010 in Aussicht gestellt. Beide Prognosen seien von den Aussagen zu den Automotive-Mittelfristzielen zunächst nicht betroffen, sagte ein Rheinmetall-Sprecher am Morgen zu Dow Jones Newswires. Für den Unternehmensbereich Defence geht das Unternehmen von "einer Fortsetzung der nachhaltig positiven Entwicklung" aus.

Bereits per Ende September zeigt sich in den beiden Geschäftsbereichen Automotive und Defence ein unterschiedliches Bild. "Während sich der Unternehmensbereich Automotive der negativen Branchenentwicklung nicht entziehen konnte, legte Rheinmetall in dem von Konjunkturschwankungen weitgehend unabhängigen Defence-Geschäft nochmals deutlich zu", heißt es in der Mitteilung.

Der Defence-Umsatz legte im Berichtszeitraum um 3% auf 1,177 Mrd EUR zu. Die EBIT-Marge verbessert sich auf 9,2% von 7,2% im Vorjahr. Der Auftragsbestand stieg bis Ende September auf 3,35 Mrd EUR von 2,96 Mrd im Vorjahr.

Der Automotive-Bereich verzeichnete in den ersten neun Monaten dagegen einen Rückgang bei Umsatz wie Rendite. Bei 3% rückläufigen Einnahmen von 1,65 Mrd EUR sank die EBIT-Marge auf 4,0% von 4,8% im Jahr zuvor. Bis einschließlich September ergebe sich der Umsatzrückgang im Wesentlichen aus der drastisch geschrumpften Automobilproduktion in den USA.

Der Rheinmetall-Konzern wies nach neun Monaten mit 2,827 Mrd EUR einen Umsatz auf Vorjahresniveau aus. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) legte um 3% auf 163 Mio EUR zu und das Konzernergebnis um 7% auf 85 Mio EUR. Von Dow Jones Newswires befragten Analysten hatten im Mittel mit 2,84 Mrd EUR Umsatz und 156 Mio EUR EBIT sowie 80 Mio EUR Konzernergebnis gerechnet.

Analysten verweisen allerdings auf einen positiven Sondereffekt von 10 Mio EUR im EBIT im Zuge der Erstkonsolidierung von Denel Munition. Ohne diesen Effekt hätte das Ergebnis die Erwartungen nicht erfüllt.

Rheinmetall bekräftigte die vor knapp zwei Wochen gesenkte Gewinnprognose. So erwartet das Düsseldorfer Unternehmen für den Bereich Automotive ein EBIT von rund 80 Mio EUR und für den Bereich Defence mindestens 180 Mio EUR. Daraus leite sich für den Gesamtkonzern eine Prognose für das konsolidierte EBIT zwischen 250 Mio EUR und 260 Mio EUR ab. Bis zum 23. Oktober hatte das Unternehmen 280 Mio bis 290 Mio EUR in Aussicht gestellt.

Im laufenden vierten Quartal erwartet Rheinmetall für den Bereich Automotive nach gegenwärtigem Stand einen "deutlich schwächeren Umsatzverlauf" im Vergleich zum Vorjahr. Das Unternehmen habe auf den Rückgang der Abrufe mit den Möglichkeiten aus den flexiblen betrieblichen und tariflichen Arbeitszeitregelungen sowie mit Investitions- und Kostenreduzierungen reagiert.

"Zwar können auch wir uns der angespannten Lage im weltweiten Automobilgeschäft nicht entziehen. Aber wir haben durch Kosten senkende Maßnahmen und durch die umfassende Nutzung unserer flexiblen Arbeitszeitregelungen auf diese Herausforderungen bereits reagiert", wird der Rheinmetall-Vorstandsvorsitzende Klaus Eberhardt zitiert. Die nachhaltig gute Entwicklung im internationalen Defence-Geschäft gibe dem Unternehmen "die notwendige Robustheit, selbst unter schwierigeren konjunkturellen Bedingungen".

Webseite: http://www.rheinmetall.com/ -Von Alexander Becker, Dow Jones Newswires; +49 (0)89 - 5521 4030, industry.de@dowjones.com DJG/abe/rio

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