UPDATE2: SAP erwartet ab 2009 keine Großinvestitionen mehr

04.03.2008
(NEU: Weitere Aussagen CEO, Hintergrund, Aktienkurs)

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Von Dorothee Tschampa und Alexander Becker

DOW JONES NEWSWIRES

HANNOVER (Dow Jones)--Die SAP AG wird mit dem Jahr 2008 nach den Worten ihres Vorstandssprechers Henning Kagermann "die Phase der Großinvestitionen beendet haben". Ab dem kommenden Jahr werde sich SAP verstärkt auf Margenverbesserungen konzentrieren, sagte der Manager am Dienstag auf der Computermesse CeBIT in Hannover. Konkrete Angaben, wie hoch diese Margenverbesserungen ausfallen werden, wollte er allerdings nicht machen.

Im laufenden Geschäftsjahr 2008 peilt das Walldorfer Unternehmen eine operative Marge zwischen 27,5% und 28,0% an. Diese Prognose ist um einmalige Abschreibungen auf die abgegrenzten Supporterlöse aus der Akquisition von Business Objects und akquisitionsbedingte Aufwendungen bereinigt und entsprechend nur bedingt mit der Zielspanne des Vorjahres von 26% bis 27% zu vergleichen. Auch ist die Prognose für 2008 um Wechselkurseffekte bereinigt.

Kagermann bekräftigte dabei frühere Aussagen, nach denen für SAP eine Marge von 35% erreichbar sei. Er sehe "keine strukturelle Grenze" für eine entsprechende Margensteigerung. Wann SAP diesen Wert erreichen könne, wollte Kagermann nicht kommentieren. 2007 hatte das Unternehmen eine bereinigte operative Marge von 26,7% erwirtschaftet.

Im laufenden Jahr 2008 werden sich neben den Akquisitionskosten erneut die Investitionen in das neue Mittelstandsprodukt Business ByDesign auswirken. Im laufenden Jahr will das Unternehmen hier rund 175 Mio bis 225 Mio EUR investieren. Im vergangenen Jahr hatte SAP hierfür rund 125 Mio EUR ausgegeben. Damit würde SAP bei den Gesamtkosten in der unteren Hälfte der zuvor von 2007 bis Ende 2008 insgesamt in Aussicht gestellten Investitionssumme von 300 Mio bis 400 Mio EUR bleiben.

Die Investitionen werden voraussichtlich bis ins erste Quartal des kommenden Geschäftsjahres 2009 gehen, so Kagermann. Die Obergrenze für Investitionen von 400 Mio EUR soll dabei laut früheren SAP-Aussagen "auf keinen Fall" überschritten werden. Die noch für 2008 ausstehenden Investitionen werden nach Einschätzung des Vorstands von Quartal zu Quartal eher zunehmen.

Die im Herbst 2007 vorgestellte Software Business ByDesign ist ein Kernbestandteil der Mittelstandsstrategie von SAP und soll die bisherigen Produkte "Business One" und "Business All-in-One" ergänzen. Die Software ist für mittlere und kleine Betriebe mit rund 100 bis 500 Mitarbeitern konzipiert.

Derzeit führt SAP Business ByDesign bei mehreren Kunden ein. Rund 150 Kunden würden das Produkt derzeit bereits nutzen, implementieren oder für die eigenen Anforderungen testen. Ziel sei es nach wie vor, Business ByDesign bis Jahresende reif für den Massenmarkt zu machen. "Für den Volumenmarkt ist noch viel zu tun", so der SAP-Manager. Hier liege SAP aber "im Plan".

Im kommenden Jahr will der DAX-Konzern zudem seine Prognose für den mit SAP-Produkten adressierbaren Markt anpassen. Dieser werde in Folge der Übernahme des Business-Intelligence-Anbieters Business Objects und der Einführung von neuen Produkten vor allem im Mittelstandssegment wachsen, so Kagermann.

Dadurch reduziere sich zwar der Marktanteil von SAP, gleichzeitig würden aber größere Wachstumspotenziale für das Unternehmen sichtbar. "Ich könnte mir vorstellen, dass unser adressierbarer Markt schon heute größer ist, als der auf dem wir rechnen", sagte Kagermann. Entsprechend müsse SAP die Berechnungsgrundlage anpassen.

Derzeit geht der Softwarehersteller davon aus, dass der für das Unternehmen adressierbare Markt bis zum Jahr 2010 auf 75 Mrd USD steigen wird. Das entspricht laut SAP rund einer Verdoppelung vom Jahr 2005. Als Wachstumstreiber nennt das Unternehmen in diesem Zusammenhang vor allem das Mittelstandsgeschäft, Lösungen für Business User und Geschäftsprozessplattformen.

In diese Bereiche hatte das Unternehmen zuletzt mit Eigenentwicklungen wie der Mittelstandssoftware Business ByDesign, dem Aufbau von Plattformen auf serviceorientierten Architekturen (SOA) oder der Übernahme von Business Objects massiv investiert.

Auf dem für SAP wichtigen US-Markt rechnet Kagermann derzeit mit keiner weiteren Abschwächung. SAP habe ab Mitte vergangenen Jahres gesehen, dass die Entscheidungsfreudigkeit der Top-Manager bei Investitionen etwas geringer geworden sei. "Wir sehen derzeit nicht, dass es schlimmer wird", so der Vorstandssprecher. Das wirtschaftliche Umfeld in den USA sei bereits seit etwa zwei Quartalen schlechter geworden.

Der im Vergleich zum Euro zuletzt erneut gefallene Dollar stört laut Kagermann das Geschäft von SAP nicht. Diese Entwicklung habe für sein Unternehmen eher einen psychologischen Effekt, da das Unternehmen in Euro bilanziert. Entsprechend sehen die Wachstumsraten im Vergleich etwa zu US-Wettbewerbern geringer aus. Kagermann sieht SAP mit ihrem natürlichen Hedging, das bedeutet den Kostenpositionen in Dollar orientierten Ländern, nach wie vor komfortabel aufgestellt.

Die SAP-Aktie notiert am Dienstagmittag in einem schwächeren Gesamtmarkt 1,1% im Minus bei 31,37 EUR.

Webseite: http://www.sap.com - Von Dorothee Tschampa und Alexander Becker, Dow Jones Newswires, +49 (0)89 5521 40 30, industry.de@dowjones.com DJG/abe/dct/cbr

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