UPDATE2: ThyssenKrupp bleibt vorsichtig

12.05.2010

(NEU: Zusammenfassung, Aussagen aus Pressekonferenz, Aktienschlusskurs)

Von Martin Rapp und Nico Schmidt DOW JONES NEWSWIRES

FRANKFURT (Dow Jones)--Nach dem Krisenjahr 2009 ist der Industriekonzern ThyssenKrupp weiter auf Erholungskurs. Nach dem ersten Halbjahr hat der DAX-Konzern deutliche Gewinne geschrieben und seine Jahresprognose damit quasi erfüllt. Trotzdem blieb das Traditionsunternehmen am Mittwoch mit Verweis auf die wirtschaftlichen Unsicherheiten und die deutlich gestiegenen Rohstoffkosten bei seinem vorsichtigen Ausblick für das im September endende Geschäftsjahr.

Die Einnahmen der ThyssenKrupp AG liegen nach sechs Monaten noch mit 19,5 Mrd EUR knapp ein Zehntel unter dem Vorjahreswert. Dank der Konjunkturerholung erhöhten sich die Erlöse jedoch von Januar bis März. Die Ertragslage wurde zusätzlich durch das milliardenschwere Sparpaket gestützt: Vor Steuern verdiente ThyssenKrupp im ersten Halbjahr 504 Mio EUR nach einem Verlust von 215 Mio EUR im Vorjahr.

Bereinigt um Veräußerungsgewinne lag das Vorsteuerplus bei 443 Mio EUR und damit über der für das Gesamtjahr gegebenen Prognose eines niedrigen dreistelligen Millionengewinns. Dennoch blieb der Konzern bei seiner Zielsetzung.

Der Vorstandsvorsitzende Ekkehard Schulz begründete dies in einer Pressekonferenz mit den bestehenden Risiken. "Die Nachhaltigkeit der derzeitigen wirtschaftlichen Erholung beurteilen wir vorsichtig optimistisch", sagte er. Schulz verwies auf die massiven Preissteigerungen für Rohstoffe wie etwa Eisenerz, deren Auswirkungen nicht zuverlässig abschätzbar seien.

So muss die Stahlsparte von ThyssenKrupp künftig teilweise nicht nur doppelt so viel für Eisenerz bezahlen, sondern sich zusätzlich auf die vierteljährliche Neuverhandlung der Lieferverträge einstellen. Noch ist nicht klar, inwiefern diese Nachteile an die Kunden weitergegeben werden können.

Schulz zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass das zu schaffen ist. Das sei bereits mit der Preiserhöhung im April gelungen und werde auch für den Zeitraum ab Juli angestrebt, erklärte er. Schulz bezifferte den Durchschnittspreises je Tonne Eisenerz seit April auf 119 USD, ein Anstieg um 80%. Mit Blick auf das dritte Kalenderquartal rechne er mit einer ähnlichen Anhebung, so der Manager.

Zudem betonte Schulz mit Blick auf die Ergebnisentwicklung im zweiten Halbjahr die kommenden Anlaufkosten für die Stahlwerke in Brasilien und den USA. Diese sollen sukzessive in Betrieb genommen werden; momentan sind die Aufwendungen dafür also noch relativ niedrig. Im Gesamtjahr soll das nach aktuellen Unternehmensschätzungen einen mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Betrag ausmachen.

Im Gegensatz dazu lassen sich die Risiken aus der steigenden Staatsverschuldung nicht quantifizieren. Schulz sieht aber die Gefahr, dass durch den verschärften Sparkurs auch die Investitionen in manchen Ländern zurückgefahren werden. "Größere Infrastrukturprojekte könnten verschoben werden", erklärte er die Auswirkung auf das eigene Unternehmen.

Optimistisch dürfte ihn die Entwicklung der Auftragsbücher stimmen. Diese füllen sich dank der anhaltenden Erholung auf den internationalen Märkten wieder: Im zweiten Quartal stiegen die Neubestellungen um mehr als ein Drittel auf 10,4 Mrd EUR. Die Nachfragebelebung spürte das Unternehmen nach eigenem Bekunden in nahezu allen Geschäftsbereichen.

Mit den vorgelegten Zahlen schnitt ThyssenKrupp durchweg besser ab als erwartet. Dementsprechend positiv wurde die Zwischenbilanz am Markt aufgenommen: Die ThyssenKrupp-Aktie gewinnt im Tagesverlauf 1,2% und steht am Ende bei 24,08 EUR. Die Aktien der anderen deutschen Stahlkonzerne, Salzgitter und Klöckner, notierten nach Bekanntgabe ihrer Quartalszahlen dagegen im Minus.

Einige Analysten rechnen trotz der von ThyssenKrupp gezeigten Vorsicht im weiteren Jahresverlauf mit einem weiteren Anstieg des Gewinns. Das Halbjahresergebnis sei eine gute Grundlage, um die Ziele für das Geschäftsjahr zu erreichen oder sogar zu übertreffen, meint etwa Hermann Reith von der BHF Bank.

Webseite: www.thyssenkrupp.com -Von Martin Rapp und Nico Schmidt, Dow Jones Newswires, +49 (0) 211 13 87 214; martin.rapp@dowjones.com DJG/mmr/cbr Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de

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