UPDATE2: ThyssenKrupp erhöht Ergebnisprognose auf über 3,2 Mrd EUR

14.08.2008
(NEU: Details, Einschätzungen, Aktienkurs) Von Richard Breum DOW JONES NEWSWIRES

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DÜSSELDORF (Dow Jones)--Die ThyssenKrupp AG hat ihre Ergebnisprognose für das laufende Geschäftsjahr 2007/08 angehoben. Der Konzern mit Sitz in Duisburg und Essen erwartet nun ein Ergebnis von über 3,2 Mrd EUR vor Steuern und Sondereffekten. Bislang hatte das Management über 3,0 Mrd EUR in Aussicht gestellt. Zudem werde weiterhin mit einem Umsatz von 53 Mrd EUR gerechnet, erklärte das Unternehmen bei Vorlage der Zahlen für die ersten neun Monate am Donnerstag.

Bei den Erwartungen für das Konzernergebnis sei zu berücksichtigen, dass im Segment Steel die kräftig gestiegenen Rohstoffkosten - insbesondere bei Eisenerz und Kokskohle - im laufenden Geschäftsjahr "voraussichtlich nicht in vollem Umfang" an die Kunden weitergegeben werden können. Die Preise für Stahlprodukte sieht ThyssenKrupp gleichwohl weiter steigen, denn die Nachfrage entwickle sich weiterhin sehr erfreulich.

Beim US-Geschäft spüre das Unternehmen teilweise Auswirkungen der eingetrübten Konjunkturperspektiven. Gleichzeitig belasteten die hohen Rohstoffpreise zusätzlich. Den mittel- und langfristigen Ausblick bestätigte ThyssenKrupp: Mittelfristig soll der Erlös 60 Mrd EUR erreichen, gleichzeitig soll das Ergebnis vor Steuern und Sondereffekten nachhaltig bei 4 Mrd EUR liegen. Längerfristig wird der Umsatz bei 65 Mrd EUR und das Ergebnis bei 4,5 Mrd bis 5,0 Mrd EUR erwartet.

Im dritten Quartal des Geschäftsjahres erhöhte sich der Umsatz auf 14,2 Mrd von 13,4 Mrd EUR. Das Vorsteuerergebnis, die zentrale Steuergröße für den Konzern, lag bei 909 Mio EUR nach 1,219 Mrd EUR im Vorjahr. Vor wesentlichen Sondereffekten hätte es 1,073 (1,180) Mrd EUR betragen. Der Periodenüberschuss fiel auf 613 (759) Mio EUR. Die Schätzungen der von Dow Jones Newswires befragten Analysten für den Konzern wurden mit diesen Zahlen deutlich übertroffen.

Den Ergebnisrückgang führt die Konzernleitung insbesondere auf den Verfall der Edelstahlpreise zurück, der im Segment Stainless das Ergebnis einbrechen ließ. Hinzu kommen Vorlaufkosten für die neuen Stahlwerke in Brasilien und den USA sowie Restrukturierungskosten im Segment Steel, so dass das Vorsteuerergebnis auch hier leicht rückläufig war.

Einen deutlich höheren Gewinn erzielte dagegen das Segment Technologies, insbesondere wegen einer guten Geschäftsentwicklung im Großanlagenbau sowie bei Großwälzlagern und Ringen. Im Segment Elevator ging das Vorsteuerergebnis im dritten Quartal leicht zurück, auf Sicht von neun Monaten verbesserte sich das Ergebnis jedoch. Aufgrund des hohen Dienstleistungsanteils leiste das Segment nach wie vor einen sehr stabilen Ergebnisbeitrag, heißt es im Quartalsbericht.

Im Segment Services lag das Vorsteuerergebnis im dritten Quartal deutlich über Vorjahr. Der Bereich profitiere vom steigenden Materialbedarf in den Wachstumsregionen. Durch die stark zunehmenden Rohstoff- und Werkstoffpreise erwartet das Management im Verlauf des Geschäftsjahres eine "weiter sehr erfreuliche Ergebnisentwicklung".

Für das Segment Stainless rechnet ThyssenKrupp mit einem weiterhin positiven Ergebnisbeitrag. Bei Technologies betont das Unternehmen den hohen Auftragsbestand, der bis in die Folgejahre reiche und eine große Planungssicherheit verleihe.

Das Investitionsbudget für das neue Stahlwerk in Brasilien erhöhte das Unternehmen erneut, das im September 2006 genehmigte Budget von 3 Mrd EUR steigt auf rund 4,5 Mrd EUR. Zuvor war das Budget bereits um 500 Mio bis 700 Mio EUR angehoben worden. Zudem kann der Zeitplan nicht eingehalten werden - die Kernaggregate Hochöfen und Stahlwerk werde wohl erst Ende 2009 in Betrieb gehen. Im Mai hatte ThyssenKrupp erklärt, die eigentlich für März 2009 geplante Inbetriebnahme werde sich um vier bis sechs Monate verschieben.

Der Grund für die Verzögerung liege vor allem in der weltweit boomenden Investitionsgüterkonjunktur, die zu Lieferengpässen in einigen Bereichen führe. Außerdem hätten die "unzureichende Performance wichtiger Lieferanten" sowie die extrem schlechten Wetterbedingungen zu erheblichen Verzögerungen geführt. Sieben der neun Hauptgewerke liegen jedoch im Zeitplan, und der Baufortschritt lasse die Inbetriebnahme von Hafen, Kokerei und Kraftwerk im ersten Quartal 2009 erwarten, heißt es im Quartalsbericht weiter.

Die erneute Erhöhung des Investitionsbudgets führt ThyssenKrupp auf das wirtschaftlich begründete Insourcing der Energieversorgung und der Brammenlogistik, die Optimierung des Designs für mögliche künftige Kapazitätssteigerungen, höhere Kosten sowie Wechselkursdifferenzen aufgrund der stetig stärker gewordenen brasilianischen Währung zurück. Die Wirtschaftlichkeit des Projekts sei durch diese Erhöhung aber nicht gefährdet, hieß es.

In einer Einschätzung von Merck Finck & Co werden die Zahlen der ersten neun Monate als solide bezeichnet. Vor allem die Bereiche Technologies und Services hätten sehr gute Erlöse und auch höhere Margen als erwartet erwirtschaftet. Das Vorsteuerergebnis im Bereich Steel sei jedoch stärker als erwartet von hohen Rohstoffkosten beeinflusst worden. Das Nettoergebnis liege in etwa im Rahmen der Erwartungen. Das Ergebnis sei insgesamt eine solide Grundlage für die angehobene Jahresprognose.

Die Erwartungen der Analysten von UniCredit an das Vorsteuerergebnis wurden ebenfalls übertroffen. Sie verweisen jedoch auf die Belastung des Cash-Flows durch die hohen Investitionen und die steigende Nettoverschuldung. Angesichts wachsender Fragezeichen hinsichtlich der Wirtschaftsentwicklung seien das die Hauptbedenken, heißt es in einer kurzen Studie. Die Einschätzung Hold für die Aktie wird bekräftigt.

Die Aktie lag am Donnerstagvormittag mit 1,2% im Plus und gewann damit etwas mehr als der sich ebenfalls positiv entwickelnde Gesamtmarkt.

Webseite: http://www.thyssenkrupp.de - von Richard Breum, Dow Jones Newswires, +49 (0) 211 - 13872 15, Richard.Breum@dowjones.com DJG/rib/roa

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