UPDATE3: Leoni sieht 2009 nach schwierigem Halbjahr Verlust

11.08.2009
(NEU: Gewinnprognose für 2009, Aussagen zu 2010, aktueller Aktienkurs)

(NEU: Gewinnprognose für 2009, Aussagen zu 2010, aktueller Aktienkurs)

Von Nico Schmidt DOW JONES NEWSWIRES

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Branchen- und Wirtschaftskrise hat dem Autozulieferer Leoni auch im zweiten Quartal die Bilanz verhagelt. Dank erster Einsparungen aus dem Sanierungsprogramm kletterte der Kabelbaum- und Bordnetzspezialist im Vergleich zum Auftaktquartal zwar ein Stück aus den roten Zahlen, verfehlte aber die Markterwartungen. Auch der Rest des Jahres wird nicht einfach für die Nürnberger: Angesichts der Konjunkturflaute stellt sich der MDAX-Konzern für 2009 auf Umsatzeinbruch um rund ein Viertel sowie einen Verlust in dreistelliger Millionenhöhe ein.

Leoni litt auch im zweiten Quartal deutlich unter der Krise in vielen Abnehmerbranchen, auch wenn sich die Nachfrage insbesondere aus der Automobilindustrie zur Jahresmitte etwas belebte. Umsatz, operatives Ergebnis und Nettogewinn brachen zwischen April und Juni daher deutlich stärker ein als von Analysten erwartet. Sowohl vor Zinsen und Steuern als auch unter dem Strich schrieb erneut rote Zahlen.

Zur im Vergleich zum Auftaktquartal leicht verbesserte Ergebnissituation trug vor allem das frühzeitig eingeleitete umfassende Sparprogramm bei. Vor dem Hintergrund der extrem schwierigen Situation in der Autobranche, mit der Leoni rund 70% des Geschäfts macht, hatten die Franken im Herbst 2008 ein umfassendes Maßnahmenpaket eingeleitet. Unter anderem wurde die Belegschaft deutlich reduziert: Arbeiteten Ende September, als das Geschäft noch brummte, rund 53.500 Menschen für Leoni, sank die Mitarbeiterzahl bis Ende Juni auf nur noch gut 45.500.

Weitere Stellenstreichungen sind nach Unternehmensangaben unvermeidbar, nun vor allem in Westeuropa, nachdem bislang vor allem Osteuropa und Nordafrika betroffen waren. Erstmals stehen dabei auch Arbeitsplätze außerhalb der Produktion zur Disposition. Insgesamt sollen rund 11.000 Stellen wegfallen. Außerdem wird an fast allen deutschen Standorten kurz gearbeitet, die Investitionen werden auf das Niveau der Abschreibungen eingedampft und auch bei den Sachkosten soll gespart werden. Bei seinen Sparbemühungen sieht sich der Autozulieferer im voll Plan. Daher erwartet Vorstandsvorsitzender Klaus Probst, dass das anvisierte Einsparziel von 150 Mio bis 180 Mio EUR wohl übertroffen wird.

Allerdings profitierte Leoni nicht nur von den Sparmaßnahmen, sondern musste auch Belastungen im Zusammenhang mit der Restrukturierung verkraften. Die Aufwendungen - größtenteils für Abfindungsrückstellungen - lagen in den ersten sechs Monaten bei gut 20 Mio EUR und dürften bis zum Jahresende auf insgesamt 50 Mio EUR steigen. Hier hatte Leoni bislang 40 Mio EUR anvisiert.

Angesichts des weiter schwierigen Wirtschaftsumfelds stellt sich Leoni darauf ein, auch im Gesamtjahr Verluste zu schreiben. Sowohl auf EBIT-Ebene als auch netto, sei 2009 mit einem Fehlbetrag zu rechnen, sagte Vorstandsvorsitzender Probst. Unter Berücksichtigung von Restrukturierungskosten, Zinsen und Steuern, könnte der Fehlbetrag nach Einschätzung des Managers unter dem Strich im Bereich von 130 Mio EUR liegen. 2008 hatte Leoni netto noch gut 5 Mio EUR verdient.

Beim Umsatz rechnen die Nürnberger mit einem Einbruch um bis zu mehr als ein Viertel: Für 2009 werden nun Einnahmen von 2,1 Mrd bis 2,2 Mrd EUR anvisiert, nachdem der Kabelbaum- und Bordnetzspezialist im Vorjahr noch 2,9 Mrd EUR erlöst hatte. Sollte das obere Ende der Umsatzzielspanne erreichet werden, will Leoni im zweiten Halbjahr ein mindestens ausgeglichenes bereinigtes Ergebnis vor Zinsen und Steuern erreichen. Im ersten Halbjahr hatte dieser Wert, in dem unter anderem die Belastungen aus dem umfassenden Sanierungsprogramm herausgerechnet werden, bei minus 41,3 Mio EUR gelegen.

Dank des umfassenden Sparprogramms will Leoni die Gewinnschwelle nachhaltig senken. Nach Aussage von Finanzvorstand Dieter Bellé soll 2010 bereits bei Einnahmen von 2,2 Mrd EUR - also durchschnittlich 550 Mio EUR pro Quartal - vor Zinsen und Steuern ein kleiner Gewinn erzielt werden. Für das kommende Jahr stellte das Management des MDAX-Konzerns auf dieser Basis wieder einen kleinen Nettogewinn in Aussicht, der in den darauf folgenden Jahren wieder steigen soll.

Mit den vorgelegten Zahlen und der Prognose schnitt Leoni schwächer ab als erwartet. Der Umsatzausblick habe enttäuscht, urteilen die Analysten der LBBW und beziffern die bisher gültige Konsensschätzung auf 2,3 Mrd EUR. Bankhaus-Metzler-Analyst Jürgen Pieper erklärte dagegen, "die Liquiditätsseite ist für mich derzeit wichtiger als die operative Seite". Daher wertete er den im Vergleich zum Auftaktvierteljahr deutlich gestiegenen freien Cashflow positiv. Am Mittag verliert die Leoni-Aktie in etwas leichteren MDAX 1,3% auf 15,20 EUR.

Webseite: http://www.leoni.com -Von Nico Schmidt, Dow Jones Newswires, +49 - (0)69 297 25 114; nico.schmidt@dowjones.com DJG/ncs/cbr Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de

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