UPDATE3: Mehrheitsaktionärin Susanne Klatten will Altana ganz

06.11.2008
(NEU: Analysteneinschätzungen, Aussagen aus der Telefonkonferenz)

(NEU: Analysteneinschätzungen, Aussagen aus der Telefonkonferenz)

Von Heide Oberhauser-Aslan und Olaf Ridder DOW JONES NEWSWIRES

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Mehrheitsaktionärin der Altana AG, Susanne Klatten, hat am Donnerstag überraschend ein öffentliches Kaufangebot für die noch ausstehenden Aktien des Spezialchemiekonzerns angekündigt. Die von ihr kontrollierte SKion GmbH werde den übrigen Anteilseignern 13,00 EUR je Stückaktie bieten, heißt es in einer Pflichtmitteilung der Gesellschaft. Ohne die Berücksichtigung der von Altana selbst gehaltenen Aktien würde sich bei Andienung aller Aktien ein Kaufpreis von rund 910 Mio EUR ergeben.

Die Altana-Aktie reagierte mit einem deutlichen Kursplus auf die Ankündigung und notierte gegen 13.04 Uhr mit 12,90 EUR um 37,97% über dem Vortagsschluss und damit nahe dem Angebotspreis der SKion. Die Offerte sei ein sehr sinnvoller und kluger Schachzug von Susanne Klatten, sagte Sal. Oppenheim-Analyst Marcus Konstanti. Die Unternehmerin sei nun dabei, das Geld, das sie vor eineinhalb Jahren als Dividende wegen des Verkaufs des Pharmageschäfts von Altana bekommen habe, zu reinvestieren. Sie investiere dabei in ein Unternehmen, das sie sehr gut kenne und zu einem für sie günstigen Zeitpunkt an dem der Aktienkurs am Boden sei.

Anders sieht es nach Konstantis Einschätzung für die Minderheitsaktionäre aus. "Meiner Ansicht nach macht es für die Aktionäre, die Altana-Aktien halten, keinen Sinn, das Angebot anzunehmen", erklärte der Analyst. Sowohl die Perspektiven als auch der mittelfristige Wert des Unternehmens spiegele das Angebot nicht wider, meinte er.

SKion hält nach Angaben des MDAX-Konzerns aus Wesel gegenwärtig 70,3 Mio Altana-Aktien. Das sind 50,1% des Kapitals. Die übrigen 70,1 Mio Aktien gelten als Streubesitz, wobei Altana unverändert etwa 4,4 Mio Aktien im Eigenbesitz hält.

Der Altana-Vorstandsvorsitzende Matthias L. Wolfgruber erklärte, er stehe dem Angebot grundsätzlich "offen gegenüber". Sobald die Angebotsunterlage vorliegt, wollen Vorstand und Aufsichtsrat die Offerte prüfen und dann eine Stellungnahme abgeben. Eventuell noch im November soll das genaue Angebot veröffentlicht werden.

SKion-Alleineigentümerin Susanne Klatten ist zugleich Aufsichtsratsvorsitzende bei Altana. "Wir schätzen Frau Klatten bzw die SKion GmbH als eine am langfristigen Erfolg des Unternehmens interessierte Investorin", erklärte Wolfgruber.

Susanne Klatten wird Altana nach einer Komplettübernahme möglicherweise von der Börse nehmen. Abhängig von der erreichten Beteiligung könnte SKion die Altana AG veranlassen, die Aufhebung der Börsenzulassung zu beantragen, sagte SKion-Sprecher Jörg Appelhans am Morgen zu Dow Jones Newswires.

SKion sei dabei aber nicht unter Druck: "Wir haben Zeit, wir gehen hier mit einer gelassenen Entschiedenheit, aber ohne Zeitdruck vor", ergänzte Appelhans. Klatten geht es nach seinen Worten im Prinzip darum, bei Altana schneller reagieren zu können und Entscheidungswege zu verkürzen. Auch könne Altana Finanzierungen im aktuell schwachen Kapitalmarktumfeld mit einem noch stärkeren Mehrheitsaktionär leichter und effizienter umsetzen.

Mehr finanziellen Spielraum für Übernahmen verspricht sich auch Wolfgruber von einer Komplettübernahme. Zwar fühle sich die Altana AG durch die Struktur als börsennotiertes Unternehmen nicht behindert, sagte er während einer Telefonkonferenz. Für Altana komme aber eine Kapitalmaßnahme bei den derzeitigen Bewertungen nicht in Frage.

Das bedeute, die Möglichkeiten des Unternehmens, sich Kapital über die Börse zu beschaffen, seien bei solchen Bewertungen limitiert. "Ich gehe davon aus, dass ein finanzkräftiger, langfristig und unternehmerisch orientierter Unternehmer hier andere Möglichkeiten einräumen könnte", sagte der Manager.

An der Ausrichtung des Konzerns soll sich nichts ändern. SKion unterstütze ausdrücklich die vom Altana-Vorstand ausgegebene Strategie und habe volles Vertrauen in dessen Arbeit. Personelle Änderungen seien weder im Aufsichtsrat noch im Vorstand vorgesehen, sagte Appelhans.

Ob eine Komplettübernahme gelingen wird, ist nach Ansicht von Analysten derzeit schwer zu prognostizieren. Nach Aussage von Altana-Finanzvorstand Martin Babilas befinden sich der größte Teil des Streubesitzes in der Hand von institutionellen Investoren. Privatinvestoren seien eher untergewichtet, sagte er. Institutionelle Investoren neigten weniger stark zu einem raschen Verkauf als Privatinvestoren, sagte ein Analyst.

Ebenfalls am Donnerstag hatte der Konzern seine Quartalszahlen vorgelegt, wobei der Umsatz schwächer als von Analysten erwartet und das operative Ergebnis EBITDA stärker als erwartet ausgefallen waren. Für das dritte Quartal weist der Konzern noch ein Umsatzplus von 0,7% auf 350,7 Mio EUR aus. Das EBITDA kletterte um 7,2% auf 71,7 Mio EUR. Nach Steuern und Anteilen anderer Gesellschafter verdiente der Konzern noch 32,3 Mio EUR.

Die Finanzkrise hat die Zuversicht bei Altana für das Gesamtjahr gedämpft. Der Konzern hat daher am Donnerstag seine Jahresprognose zurückgenommen. Das Unternehmen rechnet nun für 2008 nur noch mit einem Umsatz auf dem Niveau des Vorjahres oder leicht darüber. 2007 hatte der Konzern Erlöse von 1,380 Mrd EUR erzielt.

Bisher hatte der Vorstand ein Umsatzplus im einstelligen Prozentbereich auf ein Niveau von 1,41 Mrd bis 1,45 Mrd EUR prognostiziert. Beim operativen Ergebnis EBITDA rechnet Altana nun nur noch mit dem Erreichen des unteren Endes des bisher in Aussicht gestellten Zielkorridors von 260 Mio EUR bis 280 Mio EUR.

"Trotz eines insgesamt soliden Geschäftsverlaufs in den ersten neun Monaten des Jahres spürt Altana in den letzten Wochen das sich eintrübende wirtschaftliche Umfeld", sagte Wolfgruber. Für die kommenden Monate erwarte Altana eine Fortsetzung dieses negativen Trends, fügte er hinzu. Über einen kürzeren Zeitraum wirkten sich Lagereffekte und Bremsspuren in der Altana-Wertschöpfungskette natürlich deutlich aus, ergänzte er.

Altana rechnet den Angaben zufolge aber weiterhin damit, auch in diesem Geschäftsjahr mit der EBITDA-Marge im Zielkorridor von 18% bis 20% bleiben zu können.

Für 2009 könne das Unternehmen zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch keine belastbaren Aussagen treffen, hieß es. Altana bereite sich aber durch ein Bündel an Maßnahmen zur Kostenreduzierung und Cash-Flow-Optimierung sehr sorgfältig auf das kommende Jahr vor. Aufgrund der überdurchschnittlichen Margensituation, einem hohen Anteil variabler Kosten und einer starken Bilanzstruktur sei das Unternehmen jedoch sehr gut positioniert, als finanziell unabhängiges Unternehmen eine solide und ertragstarke Geschäftsentwicklung zeigen zu können, erklärte Altana.

Die Analysten der LBBW stuften das Papier am Morgen mit "Kaufen" und Kursziel 15,50 EUR ein.

Webseiten: http://www.altana.de/ http://www.skion.de/

-Von Heide Oberhauser-Aslan, Dow Jones Newswires; +49 (0)69 29 725 113, heide.oberhauser@dowjones.com

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