UPDATE3: SAP schickt Aktie mit Zahlen und Ausblick auf Talfahrt

28.10.2009
(NEU: Aussagen zum Mitarbeiterstand)

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Von Philipp Grontzki

DOW JONES NEWSWIRES

WALLDORF (Dow Jones)--Der Softwarekonzern SAP hat seine Aktie mit schlechter als erwarteten Drittquartalszahlen und einer erneut gesenkten Prognose für seine Kernerlöse auf Talfahrt geschickt. Wie das DAX-Unternehmen am Mittwoch mitteilte, werden die Software- und softwarebezogenen Serviceumsätze - also im Wesentlichen die Lizenz- und Wartungserlöse - im laufenden Jahr gegenüber 2008 um 6% bis 8% sinken, nachdem sie von Juli bis Ende September auch für SAP selbst schwächer ausfielen als angenommen.

Finanzvorstand Werner Brandt führte dies in erster Linie auf die "schwierige" Situation in den Schwellenländern und auch Japan zurück. Bislang hatte der Hersteller von Unternehmenssoftware aus dem badischen Walldorf bei den Kernerlösen einen Rückgang von 4% bis 6% im laufenden Jahr in Aussicht gestellt.

Im dritten Quartal verzeichnete die SAP AG überraschend einen Rückgang beim operativen Gewinn um 1% auf 606 (Vorjahr 614) Mio EUR. Von Dow Jones Newswires befragte Analysten hatten im Schnitt einen Anstieg auf 663 Mio EUR erwartet. Auch die Software - und softwarebezogenen Serviceerlöse blieben mit 1,937 (1,994) Mrd EUR unter der Konsensschätzung von 1,991 Mrd EUR.

Die für Softwareunternehmen wichtigen Lizenzumsätze sanken im Quartal um 31% auf 525 Mio EUR und lagen damit ebenfalls unter den Markterwartungen - Analysten hatten mit einem Minus von rund 25% gerechnet. Lizenzverkäufe sind deswegen die wichtigste Erlöskomponente, da sie sich in künftigen konstanten Wartungserlösen niederschlagen. Den Gesamtumsatz gab SAP mit 2,508 (2,761) Mrd EUR an.

Der Markt reagierte verschnupft auf die Neuigkeiten. Bis 13.01 Uhr fiel die SAP-Aktie um 7,1% auf 31,97 EUR. "Viele Unternehmen dürften zwar die Absicht haben zu investieren, aber diesen Absichten scheinen noch zu wenig Taten zu folgen", sagte Stephan Wittwer, Analyst bei der Landesbank Baden-Württemberg.

SAP hat seit dem Kollaps von Lehman Brothers im September 2008 mit der anhaltenden Investitionsunlust von Unternehmen zu kämpfen. Als Folge hat das Unternehmen umfangreiche Sparmaßnahmen eingeleitet und kündigte im Januar als schärfsten Einschnitt den Abbau von rund 3.000 Stellen im laufenden Jahr an. Dies wird den Konzern 2009 mit rund 200 Mio EUR belasten. In den ersten neun Monaten wurden davon bereits 186 Mio EUR verbucht.

Die Planung sah dabei einen Mitarbeiterstand von 48.500 am Ende des Jahres vor - allerdings lag die Zahl bereits Ende September bei lediglich etwa 47.800. Finanzvorstand Brandt sagte in einer Telefonkonferenz, SAP werde am Ende dieses Jahres wohl etwa 48.000 Mitarbeiter haben. Den Unterschied zur ursprünglichen Ankündigung begründete er damit, dass vereinzelt auch Mitarbeiter, die vom Sparprogramm nicht betroffen waren, das Unternehmen verlassen hätten.

Die zuletzt ausgegebene Margenprognose wurde am Mittwoch bestätigt. SAP hatte den Margenausblick Ende Juli auf eine Spanne zwischen 25,5% und 27% erhöht, damals zugleich aber die Erwartung für die Software- und softwarebezogenen Serviceumsätze auf die bisherige Annahme eines Minus von 4% bis 6% gesenkt. Ursprünglich hatte SAP im Januar für 2009 eine operative Marge von 24,5% bis 25,5% unter der Annahme prognostiziert, dass die Kernumsätze stabil bleiben bzw um maximal 1% sinken.

Laut Brandt gibt es zwar Zeichen einer Stabilisierung des gesamtwirtschaftlichen Umfelds, aber das Geschäftsumfeld für SAP bleibe weiter herausfordernd. Damit gab sich der Konzern zurückhaltender als zuletzt. Vorstandssprecher Léo Apotheker hatte Ende Juli gesagt, die Kunden schauten wieder etwas optimistischer in die Zukunft, und auch Vertriebsvorstand Bill McDermott meinte Anfang September, dass sich das Marktumfeld wieder verbessere.

SAP legt bei seinem Ausblick um Wechselkurseinflüsse bereinigte Non-GAAP-Zahlen zugrunde. Diese beinhalten auch bestimmte Umsätze der zugekauften Gesellschaft Business Objects, die SAP nach US-GAAP nicht in voller Höhe ausweisen darf. Daneben sind sie bereinigt um akquisitionsbedingte Aufwendungen. Im vergangenen Jahr erzielte der Konzern auf dieser Basis eine operative Marge von 28,4%. Die Kosten für den Stellenabbau sind in dem Ausblick für 2009 bereits enthalten.

Webseite: www.sap.com -Von Philipp Grontzki, Dow Jones Newswires; +49 (0)69 - 29725 107; philipp.grontzki@dowjones.com DJG/phg/brb

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