Wirtschaftskriminalität in Unternehmen

Ursachen, Motive und Risikofaktoren

02.06.2008

Gelegenheit allein macht noch keine Diebe

Ein Mangel an Kontrollen ist selten der ausschlaggebende Grund für Straftaten von Mitarbeitern - ein Zuviel an Kontrollen hingegen kann Misstrauen im Unternehmensklima hervorrufen und so die Bereitschaft der Mitarbeiter für kriminelles Verhalten gegenüber dem eigenen Unternehmen befördern.

Das im internationalen Vergleich hoch entwickelte Kontrollumfeld deutscher Unternehmen lässt hingegen präventive Maßnahmen wie etwa Compliance-Programme in den Sicherheitskonzepten oft vermissen, nicht nur weil solche Programme kurzfristig zu Wettbewerbsnachteilen führen können, sondern auch, weil in den Führungsetagen schlicht die entsprechenden Kenntnisse fehlen.

Besonders im mittleren und gehobenen Management sind individuelle Gründe und die Unternehmenskultur weit wichtigere Ursachen für unternehmensschädigendes Verhalten als die sprichwörtliche Gelegenheit, die zwar oft hinzukommt, aber eben nicht ausschlaggebend ist.

Geld allein macht nicht glücklich

Eine psychologische Studie der Universität Pforzheim enthält überraschende Erkenntnisse zu den Motiven der Täter. Anders als man erwarten könnte, ist Habgier keinesfalls das ausschlaggebende Moment, die persönliche Bereicherung oft nicht das eigentliche Ziel der Täter. Zwar spielen finanzielle Anreize durchaus eine Rolle, ebenso wie fehlendes Unrechtsbewusstsein und Verführbarkeit bei den Tätern. Die vergleichsweise geringe Bedeutung des Geldvorteils zeigt sich auch in der Verwendung der "Beute". Die Vernachlässigung der Anfangsmotivation wie etwa Lücken in der Altersvorsorge zugunsten von schicken Autos oder Fernreisen deutet bereits an, was sich an der Tatsache, dass fast alle männlichen Täter zunächst in Modelleisenbahnen und Modellflugzeuge "investieren", ablesen lässt: Materielle Ziele sind nachrangig. Die Täter kommen aus allen Berufs- und Gehaltsgruppen, und sie suchen vielmehr Macht und Unabhängigkeit, Anerkennung und Erfolgserlebnisse. Werden diese Ziele auf legalem Weg nicht erreicht und dann womöglich mit Hilfe des Zufalls erste Erfolge auf illegalen Wegen erreicht, gibt es häufig kein Zurück mehr. Der "Point of no return" ist erreicht, die Menschen finden nicht mehr zurück aus der Illegalität.

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