Wirtschaftskriminalität in Unternehmen

Ursachen, Motive und Risikofaktoren

02.06.2008

Anonymität und eine hohe Fluktuation unter den Mitarbeitern eines Unternehmens fördern die Bereitschaft zu unternehmensschädigendem Verhalten, ebenso wie als mangelhaft empfundene Fairness und Verteilungsungerechtigkeit. Kommen berufliche Enttäuschungen hinzu oder können Menschen ihre eigenen Vorstellungen hinsichtlich der Unternehmensziele nicht einbringen, steigt die Wahrscheinlichkeit für Wirtschaftsdelikte. Auch Zeitdruck ist ein Faktor, der Wirtschaftsstraftaten begünstigt. Besonders in Zeiten struktureller Veränderungen wie Fusionen, Übernahmen und Outsourcing sind Unternehmen gefährdet, denn dann treffen Druck und Stress bei den Mitarbeitern auf vernachlässigte Sicherheitsmaßnahmen bei den Unternehmen. Ärger und Frustration spielen hier eine größere Rolle als die Sorge, den Arbeitsplatz zu verlieren. Nur 6 Prozent der Taten resultieren aus erwarteten Entlassungen.

Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es wieder heraus

Wünsche nach Macht und Luxus können sich als Habgier mit einer aktiven Verfolgung dieser Ziele äußern. Frustration, berufliche Enttäuschung und mangelnde soziale Anerkennung führen leicht zu einer latenten Suche nach persönlichen Vorteilen. Eine gewisse Naivität begünstigt bei Zusammentreffen mit einer zufälligen Gelegenheit die Rechtfertigung der Tat als Existenzsicherung. Immer aber sind es mehrere Faktoren, die zusammenwirken, und an dieser Stelle können Unternehmen ansetzen. Denn je mehr sich Menschen "ihrem" Unternehmen auch verbunden fühlen, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie ihr Wissen über Schwächen und Lücken im Sicherheitssystem ausnutzen. Kontinuität ist ein wichtiger Faktor. So sind langjährige Mitarbeiter seltener unter den Tätern zu finden, hier steht die Loyalität zum Unternehmen im Vordergrund.

Gelegenheiten wird es immer geben, denn vollständige Kontrolle ist eine Illusion. Und je höher die Position, desto mehr Bewegungsspielraum benötigt ein Mitarbeiter. Scharfe Kontrollen fördern zudem die Bereitschaft, kriminelle Handlungen zu begehen beziehungsweise zu decken und zu verschleiern. Der "sportliche" Anreiz, Lücken zu suchen, steigt - das eher unbewusst über die kriminelle Handlung angestrebte Erfolgserlebnis wird noch erstrebenswerter. Persönlichen Merkmale und individuellen Ursachen der Täter können von Unternehmen kaum beeinflusst werden, die Bindung an und das Zusammengehörigkeitsgefühl zum Unternehmen hingegen schon.

Zur Startseite