USA: letzte Weihe für Dot-coms?

15.02.2001
Dot-com-Krise und Gewinnwarnungen sind die ersten Vorboten einer beginnenden Rezession in den USA. Schon werden Kassandrarufe laut, dass sich eine Weltwirtschaftskrise anbahne.

Die Dot-com-Krise in den USA weitet sich mit der beginnenden Rezession immer mehr aus. Es gibt sogar schon erste Todesopfer. So wurde ein Angestellter der Consulting-Firma Edgewater wegen Streitigkeiten über seine Gehaltsabrechnung zum Amokläufer und erschoss sieben seiner Kollegen aus der Buchhaltung.

Gar nicht feierlich ist auch die Botschaft von Challenger, Gray & Christmas: Die Personalberatung zählte bei US-amerikanischen Dotcoms allein im Dezember 2000 10.459 Entlassungen. Das sind 19 Prozent mehr als im November. Der größte Kahlschlag betrifft Mitarbeiter von Firmen, die sich auf Consulting-, Finanz- und Informationsdienste spezialisiert haben. Bei US-amerikanischen Internet-Firmen wurden in den ersten sechs Monaten des Jahres 2000 knapp 5.100 Stellen gestrichen, in der zweiten Jahreshälfte hat sich die Zahl auf über 36.170 sogar fast versiebenfacht. Gleichzeitig heißt es bei Chip Online, dass Dot-com-CEOs um Milliarden ärmer geworden sind. Am schlimmsten getroffen habe es David S. Wetherall, CEO der Dot-com Holding CMGI. Denn sein Vermögen sei um 2,1 Milliarden auf rund 100 Millionen Dollar geschrumpft. In absoluten Zahlen den größten Verlust hatte allerdings Microsoft-CEO Steve Ballmer: Der Wert seines Depots fiel beim Kursverfall der Microsoft-Aktie um 16,7 Milliarden Dollar.

Ballmer und Co. mögen diese Verluste ja noch wegstecken können. Doch wie viele derjenigen, die jetzt auf der Straße stehen, mögen angesichts der Krise ihre schönen Mittelstandsträume schon wie Seifenblasen in der Luft zerplatzen sehen? Einige Analysten warnen bereits, dass die keimende US-Rezession sich zu einer neuen Weltwirtschaftskrise ausweiten könnte. Selbst wenn die Probleme nicht nach Europa und Asien herüberschwappen, betroffen wären Export-orientierte Nationen wie Deutschland oder Japan allemal. Denn schon jetzt hat die Kauflust der Amerikaner deutlich nachgelassen, was ausländische Hersteller von Luxusartikeln am ehesten zu spüren bekommen. Sollte der Euro, wie vielfach erwartet, mit dem Dollar gleichziehen, könnte die boomende Exportwirtschaft Deutschlands erheblichen Schaden nehmen. (kh)

www.challengergray.com

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