VARs setzen sich als Channel im Sicherheitsgeschäft durch

14.02.2002
Wer sein unternehmensinternes Computernetz ans Internet anschließt, öffnet Hackern Tür und Tor. Eine Firewall schützt vor ungebetenen Gästen. Das erkennen jetzt auch kleine und mittlere Betriebe.

Rund 1,25 Milliarden Dollar wird in Europa das Marktvolumen für Firewall-Soft- und -hardware im Jahr 2005 betragen, prognostiziert das Marktforschungsunternehmen Frost & Sullivan. Das entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von fast 37 Prozent.

Für Value Added Reseller (VARs) und Internet Service Provider (ISPs) bietet dieser Markt nicht nur aufgrund der Umsatzerwartungen lukrative Aussichten. Die Auguren gehen davon aus, dass sich diese beiden Vertriebskanäle vor dem Hintergrund eines stark umkämpften Marktes durchsetzen werden. Ein Grund dafür könnte das wachsende Interesse der kleinen und mittleren Unternehmen an Firewall-Lösungen sein, das erstmals die Rangordnung innerhalb des Marktes verschoben habe: Während der Sektor für Software-Firewalls schon gesättigt sei, bewege sich der Schwerpunkt zusehends in Richtung FirewallAppliances. Sie bieten nach Meinung der Marktforscher den Vorteil, dass sie als integrierte Komplettlösung zu einem festen Preis die Unternehmensdaten ab-sichern. Hierdurch würden mögliche Hard- und Softwareprobleme auf ein Minimum reduziert.

Appliances laufen Software den Rang ab

"Wir gehen davon aus, dass der Softwaresektor im Jahr 2005 einen Umsatzanteil von rund 38 Prozent erwirtschaften wird, während die Appliances den Markt klar dominieren", sagt Jose Lopez, Research Analyst bei Frost & Sullivan.

Diese Entwicklung setzt die Softwareanbieter unter Druck. Sie müssen ihre Produkte konkurrenzfähiger machen, um in den veränderten Markverhältnissen zu bestehen. Eine Lösung würden sie darin sehen, ihre Anwendungen in geeignete Appliances einzubinden. Deshalb träfen die Softwarespezialisten mittlerweile zunehmend OEM-Vereinbarungen mit diesen Herstellern. "Das Vorgehen wird sich dann wiederum auf die Gewichtung innerhalb des Marktes auswirken", berichtet Lopez.

Kopf-an-Kopf-Rennen der Sicherheitsanbieter

Als wichtigste Wettbewerber im europäischen Firewall-Markt nennt die Analyse die IT-Hersteller Checkpoint und Cisco Systems. Ersterer soll sich mithilfe seiner Nokia-Partnerschaft im Appliances-Bereich, also Hardware, inzwischen einen Vorsprung verschafft haben. Zu den wettbewerbsentscheidenden Produktmerkmalen zählten dabei Interoperabilität, leichte Handhabung, Implementierbarkeit in andere Schnittstellen und darüber hinaus Faktoren wie Kundendienstleistungen, Support und letztendlich auch der Preis.

Grundsätzlich ist laut Frost & Sullivan davon auszugehen, dass die Nachfrage nach Informationssicherheit auch künftig nicht abreißen wird. Dafür sorge allein schon die immer breitere geografische Verteilung kritischer Unternehmensdaten im Zuge der Globalisierung und des technischen Fortschritts. So würden beispielsweise integrierte Software-Firewalls für den Einsatz an dezentralen Standorten an Bedeutung gewinnen.

Dafür gibt es gemäß Analyse zwei Gründe: Zum einen sind Standalone-Firewall-Server für die meis-ten Standorte indiskutabel, weil Verwaltungsaufwand und Kosten zu hoch sind. Zum anderen stellen Niederlassungen häufig ein schwaches Glied in einer ansonsten gut gesicherten Kette dar, da sich Hacker auf diesem Umweg Zugang zum Unternehmensnetz verschaffen können. Zusätzlich ergeben sich nach Ansicht der Marktforscher aus einer integrierten Lösung auch Vorteile für die Diensteanbieter und Systemintegratoren, weil sie weniger Kosten und Aufwand verursacht.

Bedeutende Impulse für den Firewall-Markt ergeben sich aus der Konvergenz dieser Technologie mit Virtual-Private-Network-Diensten. Im VPN-Markt entstand in letzter Zeit eine Vielzahl neuer Partnerschaften zwischen Soft- und Hardwareentwicklern. Kunden könnten nun integrierte Sicherheitsprodukte erwerben, die mit den wichtigsten VPN-Funktionen ausgestattet sind. Beispielsweise werden Firewalls häufig mit speziellen VPN-Merkmalen und Router-basierender Hardware angeboten.

ComputerPartner-Meinung:

Sicherheit ist ab sofort oberstes Gebot, verkündete Microsoft-Chef Bill Gates in einer firmeninternen E-Mail und meinte damit die neuen Richtlinien für die Softwareherstellung. Sein schärfster Wider-sacher, Oracle-CEO Larry Ellison, kommentierte das auf seiner Hausmesse Appsworld süffisant: "Wenn es hilft, würde er jeden Tag einen Brief schreiben." Wie auch immer, das Thema Sicherheit erhält aufgrund der unzähligen Würmer und Viren, die Unternehmensnetzwerke attackieren und großen Schaden verursachen, einen wachsenden Stellenwert in der IT-Technologie. Dessen werden sich zunehmend auch die kleinen und mittelständischen Betriebe bewusst, ein Segment, das zum großen Teil vom indirekten Vertrieb bedient wird. Für VARs ist das die Gelegenheit, sich in einem lukrativen Markt zu engagieren. (hei)

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