"Vater des Internets" fordert Neutralitäts-Gesetz fürs Internet

09.02.2006
Vinton Cerf, einer der Mitentwickler des TCP/IP-Protokolls und daher auch als "Vater des Internets" bekannt, setzt sich in den USA für ein Gesetz ein, das Internet-Provider zur Neutralität verpflichten soll. Anderenfalls könne es passieren, dass die Unternehmen eigene Dienste bevorzugen und Bandbreiten zu anderen Angeboten einschränken.
Vinton Cerf: "Wir müssen die Neutralität in diesem System erhalten."
Vinton Cerf: "Wir müssen die Neutralität in diesem System erhalten."
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In den USA ist derzeit eine rege Diskussion um ein geplantes "Neutralitäts"-Gesetz für das Internet im Gange. Kurz gesagt geht es darum, dass Provider verpflichtet werden sollen, eigene Angebote nicht zu bevorzugen, beispielsweise indem sie die Bandbreiten für diese Dienste erhöhen und den Zugang zu anderen Diensten per Bandbreitendrosselung erschweren.

Für Vinton Cerf, Mitentwickler des TCP/IP-Protokolls, steht in diesem Zusammenhang die Zukunft des Internets auf dem Spiel. Vor dem Senate Commerce, Science and Transportation Committee führte er in dieser Sache aus: "Wir müssen die Neutralität in diesem System erhalten, um es den neuen Googles dieser Welt, den neuen Yahoos oder den neuen Amazons zu ermöglichen, überhaupt zu entstehen. Wir riskieren, das Internet als Katalysator für freie Wahl, für wirtschaftliches Wachstum, für technologische Innovation und globale Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren."

Die Provider hingegen versuchen zu beschwichtigen. Walter McCormick, Präsident und Chief Executive der United States Telecom Association (USTA), erklärte: "Unser Versprechen an unsere Kunden, unser Versprechen an Sie ist: Wir werden keine Inhalte oder Dienste blockieren, beeinträchtigen oder degradieren."

Während die USTA beschwichtigt, kritisieren Verbraucherverbände Vorstöße von AT&T und Bellsouth, die eher in die andere Richtung gehen. Demzufolge sollen eigene Video-Dienste bevorzugt behandelt werden. Ein weiterer Plan, so er denn umgesetzt wird, würde einigen Unternehmen ebenfalls Kopfzerbrechen bereiten. So verweisen die Verbraucherverbände laut unseren Kollegen des IDG News Service auf Pläne von AT&T und Verizon, nach denen Unternehmen wie Google dafür zahlen sollen, dass die Provider Kunden zu ihnen lassen.

In einem Bericht der Washington Post wird dahingehend der Vizepräsident von Verizon, John Thorne, zitiert. Demzufolge würden Websites wie Google einen "free lunch" bekommen, indem sie die Netzwerke der Carrier nutzen. "Die Netzwerk-Unternehmen geben eine Menge Geld für den Bau und Erhalt von Netzwerken aus, die Google mit nichts anderem als billigen Servern nutzt. Es (Google, Anm. d. Red.) genießt eine freie Mahlzeit, die, rational gesehen, eigentlich die Mahlzeit der Provider wäre."

Senator Byron Dorgan aus Nord-Dakota hinterfragte diese Ansichten mit dem einsichtigen Hinweis, dass es sich mitnichten um ein "kostenloses Mahl" handele. "Ich habe für die Möglichkeit, DSL oder Kabel-Breitband zu erhalten, bezahlt", so der Senator.

Die Breitband-Anbieter hingegen verweisen darauf, dass es ihnen (sollte das Gesetz verabschiedet werden) eventuell nicht mehr möglich sei, neue Dienste zu entwickeln. Und einige republikanische Senatoren erklärten, dass die Freiheiten im Internet mit der Möglichkeit der Provider, Geld zu verdienen, ausbalanciert werden müsse.

Zwar haben die Entwicklungen in den USA (noch) keinen Einfluss auf die hiesigen Gegebenheiten, doch könnte es schon mal ein Ausblick darauf sein, was in den kommenden Jahren auf europäische Anwender beziehungsweise Firmen zukommen könnte. (PC-Welt, Markus Pilzweger/wl)

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