VATM E.V.

12.03.1998

KÖLN: Das Bundeswirtschaftsministerium will die Deutsche Telekom durch neue Regelungen vor dem Wettbewerb schützen. Klar, daß das böses Blut im relativ jungen Markt der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten gibt. Der VATM nimmt stellvertretend Stellung.Schlicht "katastrophal" nennt Dr. Hans-Peter Kohlhammer die Pläne des neuen Wirtschafts- und Technologieministers Werner Müller, die Deutsche Telekom AG (DTAG) künftig vor Wettbewerb schützen zu wollen. Der Präsident des Verbandes der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) kritisiert vor allem, daß weder seine noch die Argumente der Wettbewerbsunternehmen gehört wurden. Die Entscheidung sei "einseitig allein aufgrund eines Gesprächs mit Telekom-Chef Ron Sommer" getroffen worden.

Anfang November hatte der ehemalige Veba-Manager und jetzige Wirtschaftsminister Müller gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" verlauten lassen, daß die Milliardeninvestitionen der alten und neuen Netzbetreiber (neben der Telekom meinte er damit beispielsweise RWE und Mannesmann, Anmerkung der Redaktion) nicht durch ein von der Regulierungsbehörde gefördertes Preisdumping gefährdet werden dürften und daher entsprechend mehr gesetzlichen Schutz bräuchten. Er sehe sich, so Müller gegenüber der SZ, zudem "als Anwalt der Bürger und Telekom-Mitarbeiter, die hier vielleicht erstmals in Aktien investiert haben und die sich im Falle einer überzogenen Regulierung Sorge um den Wert ihrer Geldanlage machen."

Doch VATM-Chef Kohlhammer läßt weder das Argument des Investitions- noch des Bürgerschutzes gelten: "Wir wissen, daß allein von den Mitgliedern des VATM in modernste Glasfasernetze mit intelligenter Vermittlungstechnik in einer Größenordnung von 20 Milliarden Mark investiert worden ist." Und unter Bürgerschutz stellt er sich auch etwas anderes vor als der Wirtschaftsminister: "Der Wettbewerb funktioniert eindeutig zum Nutzen der Verbraucher. Die jüngsten Ankündigungen der DTAG, ihre Telefonpreise endlich an das Wettbewerbsniveau heranzuführen, bestätigen den seit langem erhobenen Vorwurf, daß die DTAG von ihren Kunden noch heute um gut 100 Prozent überhöhte Preise verlangt und die von der Regulierungsbehörde festgesetzten Interconnection-Preise mehr als kostendeckend für die DTAG sind." Zudem, so Kohlhammer weiter, sei aufgrund der beabsichtigten Änderungen zugunsten der Telekom

"nicht nur die im nächsten Jahr vorgesehene Schaffung von 50.000 neuen Arbeitsplätzen gefährdet, sondern sogar der Zusammenbruch bisher profitabler, junger, innovativer Unternehmen nicht ausgeschlossen." Der Bundeswirtschaftsminister bat sich, von ComputerPartner angesprochen auf die Problematik, für eine detailliertere Stellungnahme noch Zeit aus, versicherte allerdings: "Es ist nicht unser Anliegen, die Deutsche Telekom allgemein vor Wettbewerb, sondern vor ruinösem Wettbewerb zu schützen." (du)

Der Ex-Veba-Manager und neue Wirtschaftsminister Dr. Werner Müller will die Deutsche Telekom vor "ruinösem Wettbewerb schützen".

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