Venture-Capital-Firmen tun sich derzeit schwer

25.05.2001
Die Börsenbaisse macht Wagnisfinanzierer scheu. Erst nächstes Jahr sollen die Geschäfte wieder besser laufen.

Zur Zeit horten Risikokapitalgeber, auch Business Angels genannt, ihr Geld lieber, als es dem Unternehmernachwuchs zu geben. Vor allem bei Zweitrundenfinanzierungen, also zusätzlichen Kapitalspritzen, läuft momentan sehr wenig, erklärt Apax Partners, einer der größten VC-Finanziers in Europa. Mit dem Absturz der Aktienkurse an den Wachstumsbörsen steigt die Unsicherheit bei jungen Firmen (Startups) und Investoren gleichermaßen.

Die angespannte Situation hat auch zu Rissen in der Beziehung zwischen den Geschäftspartnern geführt. Mehr als zwei Drittel der Investoren beklagen Management-Defizite bei den Gründern, und jeder zweite Jungunternehmer bemängelt "fehlendes operatives Verständnis" seitens der Kapitalgeber. 40 Prozent der Nachwuchsunternehmer werfen den Finanzierern vor, sich nur für die eigenen Ziele zu interessieren. Aber eigentlich ist längst bekannt, dass die Venture-Capital-Geldmaschine trotz der freundlichen Bezeichnung Business Angels keine Wohltätigkeitsveranstaltung ist, sondern ein knallhartes Geschäft.

Renditen schmelzen dahin

Die VC-Gesellschaften können ih-re Töchter nicht mehr so einfach durch Börsengänge versilbern. Zuletzt sind sie auf vielen Beteiligungen sitzen geblieben. Die Renditen schmelzen dahin. Ein steter Fluss von Börsengängen ist jedoch unabdingbar; dies war in den vergangenen drei Jahren die attraktivste Ausstiegsvariante für die Wagniskapitalgeber. Verkaufte eine Beteiligungsfirma ihre Anteile an einem IT-Unternehmen einige Zeit nach der Aktienemisssion, konnte sie damit ihren Einsatz um das bis zu 50fache vermehren. Mit dem stufenweisen Niedergang der Technologiebörsen schrumpften diese "Renditen, die es sonst nur im Drogenhandel gibt", wie der erfahre-ne Münchner VC-Spezialist Falk Strascheg einmal sagte, häufig auf einen Bruchteil zusammen. Zuletzt traute sich niemand mehr aufs Parkett, bereits bis ins Detail geplante Platzierungen wurden reihenweise abgesagt. Das Startup-Geschäft wird sich noch bis mindestens Ende dieses Jahres konsolidieren, meint Apax Partners. Erst 2002 soll die Stimmung wieder positiv sein.

Die Banken erwarten vorerst keine neue Emissionseuphorie - kein Wunder, es hat zu viele Enttäuschungen gegeben. Es sei schwierig, das verlorene Anlegervertrauen zurückzugewinnen, heißt es allenthalben. Am Neuen Markt gab es seit vorigen Herbst keine zugkräftige IT-Neuemission mehr. Die Wall Street erlebt die schlechteste Saison für Neuemissionen seit 1990. Im Schnitt ging ihre Zahl im Jahr 2000 um mehr als 15 Prozent zurück.

Viele Börsenkandidaten stehen derzeit in den Startlöchern. Mit den riesigen Kursgewinnen von früher ist nicht zu rechnen. Die sind jedoch Voraussetzung für ei-ne überdurchschnittliche Performance der Venture-Capital-Szene. Eine ihrer wichtigsten Regeln vor dem Boom lautete: Von zehn Gründungen bringen zwei überdurchschnittliche Renditen, zwei bis drei weitere um die zehn Prozent, und der Rest floppt. (kk)

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