Verdammt nah an der Realität

07.02.2002
Lang erwartet, war es am 6. Februar endlich so weit. Nvidia stellte seine mit Spannung erwarteten neuen Grafikchips in Brüssel der Öffentlichkeit vor. Die Geforce-4-Reihe wartet mit etlichen Verbesserungen und grandiosen Neuerungen auf.

Unter den Codenamen NV 17 und NV25 kursieren schon lange technische Details der

neuen Grafikchips durchs Internet, das waren aber nur Gerüchte. Ges-tern lüftete Nvidia den Schleier und gab dem Kind einen Namen. Der NV 25 heißt - welche Überraschung - Geforce 4 Ti 4600.

Mit dem neuen Chip setzt Nvidia wieder einmal Maßstäbe für die Highend-Spiele-Grafikkarten. Die technischen Daten des Chips sind beeindruckend. Insgesamt 63 Millionen Transistoren hat Nvidia integriert. Damit ist der Geforce 4 komplexer als ein Pentium 4. Die Vielzahl an Transistoren hat sich aber gelohnt. Der Chip kann 86 Millionen Bildpunkte pro Sekunde berechnen und besitzt eine Bandbreite zum Grafikspeicher von 10,4 GB pro Sekunde.

Schnelle DDR-Speichermodule sind für diese hohe Transfergeschwindigkeit unabdingbar. haben. Trotzdem muss Nvidia noch mit einem zusätzlichen Trick arbeiten, um die immer noch zu langsamen DDR-Speicher schneller zu machen. Um eine realistische dreidimensionale Darstellung auf dem Bildschirm zu erreichen, muss eine Vielzahl von Daten im Grafikspeicher abgelegt werden. Dazu gehören die Farbinformationen, die Lage des Bildpunktes und die berechnete Tiefe des jeweiligen Punktes. Diese Informationen liegen aber an unterschiedlichen Stellen im Grafikspeicher. Der Memory Controller muss nun ständig zwischen verschieden Speicherbereichen hin- und herschalten. Das kostet aber Zeit.

Nvidia hat nun mit der so genannten Light Speed Memory Architektur II (LMA II) einen Durchbruch erzielt. Das Prinzip ist ganz einfach: Anstelle eines Controllers befinden sich nun vier unabhängige Controller in dem Chip. Die können jeweils auf alle Bereiche des Grafikspeichers zugreifen. Dadurch vervierfacht sich quasi die Transferrate. Außerdem kommt man mit den heutigen DDR-Speichern aus. Der Bustakt in diesem Speichersystem liegt bei 650 MHz. Damit ist der Grafikspeicher-Bus der Schnellste im gesamten Rechner. Ein ultraschneller vierfacher Cache auf dem Chip unterstützt den Controller.

Insgesamt erreicht der Geforce 4 mit diesem Trick eine rund vierfach höhere Geschwindigkeit als ein Geforce 3. Der ein wenig preiswertere Chip, der Geforce 4 MX, besitzt zwei der Memory-Controller und ist damit etwa doppelt so schnell wie sein Vorgänger.

Grafikneuheiten

Auch bei der Berechnung der Grafik hat sich einiges getan. Die so genannte Accuview Technology soll noch bessere Kantenglättung bieten. Verschiedene Filter und besondere Techniken sorgen für eine fast fotorealistische Darstellung der Spielfiguren und Hintergründe bei Highend-Spielen.

Ebenfalls überarbeitet wurde die Nfinitefx Engine. Sie sorgt unter anderem dafür, dass bei Spielfiguren die Texturen, wie beispielsweise Haare, wesentlich naturgetreuer dargestellt werden können. Eine detaillierte Beschreibung diese Funktionen würde den Rahmen dieses Artikels sprengen.

Zwei Monitore sind Pflicht

Inzwischen kommt auch Nvidia nicht daran vorbei: Der Anwender will an seinem PC zwei Monitore anschließen. Mit der neuen Multi-Display-Technologie trägt Nvidia diesem Umstand Rechnung und geht dabei sogar noch einen Schritt weiter. Zwei unabhängige RAMDACs auf den Geforce-4-Karten, die jeweils mit 350 MHz getaktet werden, sorgen für optimale Bildqualität auf beiden Monitoren. Eine raffinierte Soft- und Hardwarelösung erlaubt beispielsweise, die Inhalte zweier Bildschirme auf einem Monitor übereinander zu legen. Dabei wird der Inhalt eines Bildschirms transparent über den Inhalt des zweiten Bildschirmes eingeblendet.

Neben dem Einsatz als Highend-Spielekarte steht bei modernen Grafikkarten die Videotauglichkeit mit an der Spitze der Wunschliste der Anwender. Es ist also ganz klar, dass Nvidia auch diesem Wunsch nachgekommen ist.

Erste Karten erhältlich

Pünktlich zum Start von Nvidias neuem Chip bringen die ersten Hersteller auch die entsprechenden Karten auf den Markt. MSI präsentiert die G4MX440-T und G4MX440-VTP. Die Grafik-Engine liefert eine Füllrate von bis zu 1,1 Milliarden samples/sec und bietet eine Speicherbandbreite von 6,4 GB/sec.

Der interne Bus des Grafikprozessors der G4MX440 hat eine Breite von 256 Bit. Der Chiptakt beträgt 270 MHz, und der Speichertakt des 64-MB-Grafikspeichers mit DDR-Technologie liegt bei 400 MHz. Ausgestattet mit neuen Hochleistungsmerkmalen wie Nvidias Nview-Technologie und der weiterentwickelten Lightspeed Memory Architecture II empfiehlt MSI die G4MX440 für äußerst leistungshungrige Spieleanwendungen. Die optimierte Kantenglättung namens Accuview Antialiasing soll für eine beeindruckende Grafikdarstellung sehr nahe an der Realität sorgen. Inverse Discrete Consine Transform (IDCT) senkt die Prozessorbelastung beim Abspielen von MPEG2-Filmen.

Grafikkartenspezialist MSI hat dem jüngsten Mitglied seiner VGA-Familie weitere Features spendiert. So verfügt die G4MX440-VTP über einen "Dual VGA Output" zum Anschluss von zwei Monitoren bei bester Bildqualität, "Hardware Monitoring" als Sicherheitstool, "Twin-BIOS" für ein sicheres BIOS-Update sowie "Full-Function-VIVO" für optimierte Video-In- und TV-out-Funktionen.

Auch bei der Softwareausstattung bietet die G4MX440-VTP einiges: WinCoder für Mpeg1- und -2-Encoding in Echtzeit, Win-Producer für vollständige Videobearbeitung, einen Software-DVD-Player sowie Live VGA Driver und Live VGA Bios gehören zum Standard der MSI G4MX440 Karten.

Für Anhänger anspruchsvoller 3D-Spiele gehört auch ein umfangreiches Spielesortiment zum Lieferumfang:

No One Lives Forever (Vollversion)

Aquanox (Vollversion)

Sacrifice (Vollversion)

7in1 Game Pack mit vielen interessanten Light-Games.

Die MSI-G4MX440-Grafikkarten werden ab Mitte Februar verfügbar sein. Die Preise für die G4MX440-T und G4MX440-VTP liegen bei etwa 160 und 170 Euro.

ComputerPartner-Meinung:

Mit den neuen Geforce-4-Karten hat sich Nvidia im Highend-Spielesegment wieder an die Spitze bei der Grafikleistung gesetzt. Die Karten entsprechen nach ihren technischen Daten dem modernsten Stand der Technik. Jetzt müssen sie im harten Alltag auch ihre Versprechungen halten. Allerdings wird es, wie üblich, noch ein wenig dauern, bis die ersten Spiel auf dem Markt sind, die die Fähigkeiten der Geforce-4-Chips vollständig ausreizen können. (jh)

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