Verhaftungswelle: Computerhändler soll Millionen hinterzogen haben

07.06.2000

Komsa im Visier der Fahnder: Die Geschäftsräume wurden durchsucht, ein Mitarbeiter festgenommen. Ermittelt wird allerdings gegen einen Computerhandelskonzern, mit dem Komsa Geschäfte machte.

Nach mehrmonatigen Recherchen schlug die Ermittlungsgruppe "Lugano" zu. 500 deutsche Polizei- und Steuerbeamte sowie 300 Kollegen aus dem Ausland durchsuchten in elf europäischen Staaten 213 Objekte. Der Verdacht lautet auf Geldwäsche, Bildung einer kriminellen Vereinigung, Betrug und Steuerhinterziehung. Der Schaden für den Fiskus wird allein in Deutschland auf etwa 40 Millionen Mark geschätzt. Hauptverdächtig ist ein Computerhandelskonzern mit einer Niederlassung in Oberbayern, dem Geldwäsche in Millionenhöhe vorgeworfen wird. Mehr will das zuständige Polizeipräsidium München nach nicht verraten. Allein in Deutschland nahmen die Polizis-ten 97 Büros, Wohnungen, Geschäftsräume und Banken von Beschuldigten und Zeugen unter die Lupe, darunter auch die Räume der Komsa Kommunikation Sachsen AG. Ein Abteilungsleiter wurde vorläufig festgenommen. "Wir nehmen diese Situation sehr ernst", so Vorstandsvorsitzender Gunnar Grosse. Vorwürfe gegen Komsa selbst wurden laut Grosse bislang nicht erhoben. Unternehmenssprecherin Kerstin Naumann geht davon aus, dass sie "ein Glied in der Kette waren, ohne es zu wissen". Man habe im Laufe der letzten Jahre zwar Prüfverfahren für Lieferanten und Kunden entwickelt, die auch mit dem zuständigen Finanzamt abgesprochen waren, "aber einen 100-prozentigen Schutz gibt es eben nicht".

Inzwischen kann das zuständige Polizeipräsidium Oberbayern die Aktion "Lugano" als Erfolg verbuchen: "Es wurde umfangreiches Beweismaterial wie Handys, Festplatten, Akten beschlagnahmt", bestätigt ein Polizeisprecher. Im hessischen Einsatzgebiet fielen den Beamten rund 2.000 Handys und 50 Kartons mit verdächtigen Unterlagen in die Hände, die Kollegen in Großbritannien stellten zeitgleich 7.800 Mobiltelefone sicher. Allein in Deutschland wurden sieben Haftbefehle vollzogen. Bei einigen Beschuldigten wurden bereits so genannte "Gewinnabschöpfungsmaßnahmen" eingeleitet: Barvermögen von mehr als vier Millionen Mark, Fahrzeuge und Handyladungen wurden eingefroren. (mf)

www.komsa.de

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