WM-Rabatte nach Erfolg von Deutschland gegen Brasilien

Verkalkuliert – Händler beklagen deutschen 7:1-Sieg

10.07.2014
Mit der Fußball-WM wird geworben, was das Zeug hält. Eine beliebte Idee von Ladenbesitzern, egal mit welchem Sortiment: Rabatte für jedes deutsche Tor anzubieten. Doch was tun nach einem grandiosen 7:1?

Brötchen, Brillen oder Bier: Wenn die deutsche Nationalelf bei der WM ein Tor schießt, gibt es vieles billiger oder umsonst. Eine clevere Werbe-Idee, dachten sich viele Geschäftsinhaber und hofften auf einen Absatzschub durch das allgemeine WM-Fieber. Doch mit einem 7:1-Kantersieg wie am Dienstagabend hatten sie wohl nicht gerechnet. Nun wird die WM-Werbung für manche ziemlich teuer.

Wenn eine Werbe-Idee nach hinten losgeht: Mancher Händler wird sich das nächste Rabattversprechen genau überlegen.
Wenn eine Werbe-Idee nach hinten losgeht: Mancher Händler wird sich das nächste Rabattversprechen genau überlegen.
Foto: vege - Fotolia.com

"Mit einem 7:1 ist nicht zu kalkulieren"

Ein Tor, ein Gratis-Brötchen: In den rund 100 Filialen der Bäckerei-Kette Büsch im Rheinland war am Mittwochmorgen die Hölle los. "Wir haben unsere Kapazität voll ausgereizt, aber mit einem 7:1 ist nicht zu kalkulieren", sagte der Geschäftsführer Michael Trosdorff. Sollten die Brötchen im Laufe des Tages zur Neige gehen, gebe es Gutscheine für die Kunden. Wie viele Brötchen insgesamt verschenkt wurden, konnte der Geschäftsführer nicht abschätzen.

Freibier in Strömen floss in der Gaststätte "Landhaus Walter" im Hamburger Stadtpark. Das "Hamburg Magazin" hatte den Fans für jeden Treffer der Nationalelf ein 50-Liter-Freibierfass versprochen. Trotz des Hamburger Regenwetters verfolgten nach Angaben von Susanne Westphal vom "Landhaus Walter" 1.000 bis 1.500 Fans das WM-Halbfinale gegen Brasilien und feierten die sieben deutschen Tore. Mit so viel Freibier habe niemand gerechnet, "kein Mensch hat das einkalkuliert", sagte Westphal am Mittwoch. "Aber in Anbetracht dessen, dass die deutsche Mannschaft gewonnen hat, natürlich zu verschmerzen."

Der deutsche Fan-Treff an der Copacabana in Rio de Janeiro hatte da schon etwas vorsichtiger taktiert: Das bisherige Angebot "ein Tor, ein Freibier" wurde beim WM-Halbfinale auf drei Bier pro Person begrenzt.

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Die Kunden stehen Schlange

Die in mehreren Bundesländern vertretene Barkette Cafe & Bar Celona verschenkt während der WM an ihre Gäste nach jedem Sieg der deutschen Fußballmannschaft elf Minuten lang Freibier. Nach dem 7:1-Sieg am Dienstag war der Andrang an den Theken nach Abpfiff besonders groß, wie Mitarbeiter mehrerer Standorte berichteten. In Essen, Siegen und Münster nutzten mehr als 90 Prozent der Kunden das Angebot, hieß es. Dabei gibt es durchaus eine Nachspielzeit: Auf die Minute genau sei der freie Ausschank dabei nicht gestoppt worden. "Da sind wir nicht so kleinlich", sagte eine Mitarbeiterin der Bar Celona in Siegen. "Es können auch schon mal 12 oder 13 Minuten werden."

WM-Rabattangebote brachten am Mittwoch Mitarbeiter einiger Parfümerien mächtig ins Schwitzen. Die Parfümerie Laguna in Ansbach und die Parfümerie Booß in Schwerin boten wegen des deutschen Sieges beide je 30 Prozent Rabatt an. Das lohne sich, sagte Laguna-Geschäftsführerin Petra Schwarzbach. Beim 4:0-Sieg der Deutschen gegen Portugal habe der Laden fünf- bis sechsmal so viel eingenommen wie an einem normalen Geschäftstag.

70 Prozent Rabatt auf die Brille

"Zehn Prozent Rabatt pro Tor", hieß es bei der Optikerkette Smarteyes in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Die Folge: "Der Andrang ist groß. Das Telefon steht nicht still", sagte Filialleiter Daniel Mohrs in Trier. Besonders gut gingen bessere Gleitsichtbrillen weg, die nun statt rund 500 Euro noch etwa 150 Euro kosteten.

Reichlich Bestellungen gab es am Mittwoch auch bei Pajam Herr, Chef des Pizza Point in Bad Kreuznach. Er hatte auch 10 Prozent Rabatt pro Tor versprochen – maximal aber 50 Prozent. "Heute holen 500 Prozent mehr Kunden ihre Pizza bei mir ab", sagte er. Verdienen werde er wohl an diesem Tag nichts. Für ihn sei dies aber eine gute Werbung. Und er müsse nichts ausliefern, denn das Angebot galt nur für Selbstabholer.

Lange Gesichter gab es hingegen vor einer Weinhandlung in der Schweriner Innenstadt. Diese hatte mit fünf Prozent Rabatt je Tor der Deutschen (maximal 25 Prozent) geworben. Doch nach dem 7:1 gegen Brasilien standen die Kunden am Mittwoch vor verschlossenen Türen – wegen Krankheit geschlossen, hieß es auf einem Schild im Fenster. (dpa/tö)

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