Verkauf der Telekom-Tochter VTS trifft auf geteiltes Echo

24.10.2007
Von Alexander Becker Dow Jones Newswires

Von Alexander Becker Dow Jones Newswires

MÜNCHEN (Dow Jones)--Die Arbeitnehmerseite bei Nokia Siemens Networks (NSN) steht dem Zukauf der Telekom-Tochter VTS trotz des laufenden Stellenabbaus im eigenen Haus offenbar prinzipiell positiv gegenüber. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di dagegen übt heftige Kritik an der Deutschen Telekom für den Verkauf an NSN. So sei der Verkauf zwar absehbar gewesen, "das mache die Sache aber nicht besser", sagte ein ver.di-Sprecher am Mittwoch Dow Jones Newswires.

Ver.di fordert von der Nokia Siemens Networks nun vor allem eine Verlängerung der Beschäftigungs- und Standortsicherung, ohne hier jedoch konkrete Forderungen zu formulieren. Die bisherige Vereinbarung mit der Deutschen Telekom AG läuft Ende 2008 aus.

Telekom und NSN hatten am Vortag angekündigt, dass der Netzausrüster VTS mitsamt den 2.000 Beschäftigten übernehmen wird. Im Gegenzug steigt NSN zum bevorzugten Partner des Bonner Telekomkonzerns auf und bekommt garantierte Aufträge über rund 450 Mio EUR in den kommenden Jahren.

Bei NSN begrüßte die Arbeitnehmerseite den Zukauf. "Für NSN ist die Übernahme von VTS eine ökonomische Notwendigkeit und auch strategisch für das Unternehmen sinnvoll", erfuhr Dow Jones Newswires von einer der Arbeitnehmerseite nahe stehenden Person. Sie verwies dabei auf den allgemeinen Trend, dass Netzwerkausrüster zunehmen auch die Wartung von Netzen übernehmen.

Die VTS mit rund 2.000 Mitarbeitern errichtet und wartet Fest- und Mobilfunknetze vor allem für die Deutsche Telekom. Der Dienstleister hat aber auch externe Kunden wie die Mobilfunkgesellschaft O2 und den Kölner DSL-Anbieter NetCologne.

Wie die Person weiter sagte, ist es für NSN allemal besser, VTS zu übernehmen, als wenn die Telekom-Tochter an einen ausländischen Wettbewerber gehen würde. Neben dem Servicegeschäft böten sich bei der Telekom nun für NSN auch zusätzliche Möglichkeiten auf der Beschaffungsseite. "Hätte etwa Ericsson die VTS bekommen, wäre es für die NSN-Arbeitsplätze schwieriger geworden", so die Person.

Nokia Siemens Networks wird derzeit in Folge eines scharfen Wettbewerbs im Markt für Netzinfrastruktur und operativer Verluste umfassend restrukturiert. Mitte Juli haben sich Vertreter der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite des Telefonnetzwerk-Anbieters auf einen Personalabbauplan geeinigt.

Demnach sollen in Deutschland etwa 2.290 der rund 13.000 Stellen wegfallen. Bis Ende 2010 soll der Stellenabbau abgeschlossen sein. Weltweit sollen etwa 9.000 von insgesamt 60.000 Arbeitsplätzen abgebaut werden.

Wie so eine Restrukturierung ablaufen kann, wissen die VTS-Beschäftigten bereits aus eigener Erfahrung. Die VTS ist Teil der Telekom-Beschäfigungsgesellschaft Vivento mit derzeit 11.100 Beschäftigten. Mit Hilfe von Vivento will die Telekom ein Personalabbauprogramm umsetzen. Dazu sollen die Vivento-Teile nach und nach verkauft werden. In den vergangenen Monaten wurden bereits einige Call Center abgegeben.

Ver.di-Vorstandsmitglied Lothar Schröder kritisierte trotz der seit langem angekündigten Trennungspläne den Verkauf an NSN. "Die Beschäftigten werden jetzt an ein Unternehmen abgegeben, das erst vor kurzem Massenentlassungen bekannt gegeben hat", sagte Schröder, der auch Aufsichtsratsmitglied der Telekom ist, der Wochenzeitung "Zeit". "Wenn man ihnen nun suggeriert, Nokia Siemens Networks bedeute für sie eine sichere Zukunft, ist das Quatsch."

Der Gewerkschafter warnte die Telekom, weitere Konzernteile zu veräußern: "Wenn die Telekom ihren Grundkurs im Umgang mit den Beschäftigten nicht ändert, kann es sein, dass die Tarifkonflikte in kürzester Zeit eskalieren." Die Telekom werde dann nicht zur Ruhe kommen.

Für die VTS-Beschäftigten stehen nun die Aufnahme von Tarifverhandlungen mit NSN an. Hier will ver.di einen Bestandsschutz für die bisherigen Leistungen für die VTS durchsetzen und eine "Schlechterstellung" unter dem neuen Eigentümer vermeiden. Die ersten Gespräche zwischen Arbeitnehmern sollen am 30. Oktober stattfinden.

Ein NSN-Sprecher hatte am Vortag bereits angekündigt, dass es nach dem Ende der bisherigen Beschäftigungssicherung bei VTS Ende 2008 höchstwahrscheinlich zu Anpassungen kommen werde. Diese Anpassungen würden aber vornehmlich den Overhead-Bereich treffen, präzisierte der Sprecher noch einmal seine Aussage.

Webseiten: http://www.nokiasiemensnetworks.com http://www.vts.de http://www.telekom3.de http://www.verdi.de - Von Alexander Becker, Dow Jones Newswires; +49 (0)89 - 5521 4030, industry.de@dowjones.com DJG/abe/jhe

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