Versorgungsengpässe behindern den Durchbruch von TFT-Displays

11.11.1999
MÜNCHEN: Während TFT-Displays auch für Otto Normalverbraucher in immer greifbarere Nähe rücken, rutschen die Preise für die klobigen CRT-Monitore unaufhaltsam in den Keller. Doch die Panels für die TFTs werden knapp, zumal sich viele Notebook-Hersteller als Hauptabnehmer zu sehr auf Taiwans LCD-Offensive verlassen haben, die durch das Erdbeben vor einem Monat unsanft verschoben wurde.

Bis vor wenigen Jahren konnten Liquid-Crystal-Displays (LCDs) sowohl qualitativ als auch preislich kaum mit herkömmlichen Monitoren mit Kathodenstrahlröhren (CRT) konkurrieren. Doch die Technologie hat Fortschritte gemacht, und zum Preis von etwa 2.000 Mark für ein 15-Zoll-TFT-Display, vergleichbar mit 17 Zoll bei einem CRT-Monitor, ist selbst so mancher Privatkunde geneigt, sich für die platzsparende Variante zu entscheiden. Die Marktforscher bei Bryan Norris Associates rechnen damit, daß der Anteil der in Westeuropa verkauften Desktop-LC-Displays gegenüber CRT-Monitoren zwischen 1998 und 2003 von vier auf 17 Prozent steigen wird. Dementsprechend sinken die Preise auch für größere Glaskolben ins Bodenlose. So sind 17-Zoll-CRT-Monitore heute für unter 400 Mark zu haben, und 21-Zöller gehen schon für unter 1.400 Mark über den Ladentisch. LCDs sind nicht nur platzsparender, sondern auch wesentlich leichter, haben aber auch einige Nachteile. So eignen sich die Flachen wegen der oft niedrigeren Bildwiederholfrequenz meist nicht für die Wiedergabe von Videos oder für schnelle Spiele. Von der Bildwiederholfrequenz hängt wiederum auch der verlangte Blickwinkel ab, der bei den meisten TFTs nicht über 120 Grad hinausgeht.

NOTEBOOK-BOOM BINDET GROSSTEIL DER KAPAZITÄTEN

Dennoch ist die Nachfrage nach TFT-Displays mittlerweile so groß, daß die Panelhersteller kaum in der Lage sind, die boomende Notebook-Industrie zu beliefern. Erschwerend kommt das Erdbeben in Taiwan vor einem Monat hinzu, das die gerade erst keimende Panelherstellung der Insulaner um etwa ein Jahr zurückwirft. Viele Notebook-Anbieter hatten jedoch Taiwan fest in ihre Pläne einbezogen, die nun durch das Erdbeben vorerst durchkreuzt wurden. Laut IDC stellt Taiwans Industrie in diesem Jahr schon annähernd 50 Prozent aller Notebooks und 33 Prozent aller LCD-Monitore, wobei die Panels allerdings meist noch aus Japan oder Korea kommen. Als Grund für die chronische Unterversorgung mit Panels nennt Marktforscher IDC gravierende Versorgungsengpässe bei praktisch allen Komponenten, die auch im kommenden Jahr anhalten und den Preis für die Flachen auf einem relativ stabilen Niveau halten werden. Zu den Komponenten, die chronisch rar sind, gehören die sogenannten Glassubstratplatten, zwischen denen die Flüssigkeitskristallschicht gehalten wird, Kondensatoren, Farb- und Polarisationsfilter sowie Resistoren (siehe Grafik).

IDC rechnet damit, daß in diesem Jahr weltweit 19,2 Millionen tragbare PCs und 3,9 Millionen LCD-Monitore verkauft werden. Da der Trend bei höherwertigen Mobil-PCs eindeutig hin zu 15-Zoll-TFT-Displays geht, picken sich aus dem ohnehin dünnen Kuchen die großen Notebook-Hersteller die Rosinen heraus. Und so erwartet IDC, daß der Übergang von CRT- zu TFT-Desktop-Monitoren sich noch weiter weiter verzögert. (kh)

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