Verzerrte Wahrnehmung

12.12.2002
Wer derzeit die einschlägigen Endkundenmagazine der IT-Welt durchstöbert, könnte das Gefühl bekommen, DDR333 sei der aktuelle Standard und DDR400 auf dem Vormarsch. Und wenn schon Rambus, dann bitte als 32-bittiges PC1066.

In Wirklichkeit ändert sich der Speichermarkt heute genauso langsam, wie er es immer getan hat. Während das Retail-Segment mit immer neuen Features und Taktraten die Illusion immer schnellerer Systeme unterstützt, migriert der OEM-Markt gerade mit der ihm eigenen Behäbigkeit von SDRAM zu DDR266.

Dabei kommt es derzeit zu einem Effekt, den man nur von EDOs kannte. SDRAM wird dank der Produktionsumstellung langsam rar und teuer. Infineon verdoppelte im November kurzerhand den Preis für SDRAMs. Es ist zu erwarten, dass sich das Angebot für PC100/133 demnächst auf deut-lich höherem Niveau stabilisieren wird, da vorhandene Systeme wie Notebooks, PCs und Server mit dieser Technologie auf absehbare Zeit im Einsatz bleiben werden, wie es noch heute für viele EDO-basierende Systeme gilt.

Bei den neuen Speichertypen gilt es, zwischen Marketing und Relevanz zu unterscheiden. Natürlich stehen die Newcomer im Blickpunkt des öffentlichen Interesses, doch ihre wirtschaftliche Bedeutung geht gegen Null. Selbst im Retail-Markt, der gerade mal ein Zehntel des Speicherumsatzes in Deutschland ausmacht, rangieren sie im unteren, einstelligen Bereich. Man muss sich als Fachhändler fragen, ob man es wirklich verantworten kann, einem Kunden ein System mit zum Beispiel 32-bittigen PC1066-Modulen zu verkaufen, die schon heute kaum zu beschaffen sind. Natürlich bieten sie, richtig konfiguriert, einen Performancegewinn, aber kurzfristige Versorgungssicherheit im Schadensfall kann man nicht gewährleisten.

Ähnliches gilt für die Zukunftssicherheit von DDR400 nach aktuellem Modulstandard. Intel will erst ab DDR2 400 MHz schnelle Speicher unterstützen. Die werden dann aber inkompatibel zu heute angebotenen Produkten sein.

DDR266 und, sobald es im nächsten Jahr in Stückzahlen verfügbar ist, DDR333 mit CL2 werden bis zur Einführung der nächsten Generation von DDR-SDRAMs das Maß aller Dinge sein. Wer seine Kunden verantwortungsbewusst beraten will, sollte das bedenken.

Thomas Bauer, Geschäftsführer Compuram.

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