Verzweifelt gesucht: Die Vertriebsalternative für PCs

30.08.2001

Mitten in der Trägheit des Sommerlochs schleudert die Telekom dem Computerhandel eine Kampfansage entgegen: "Wir werden höchst wettbewerbsfähige Preise anbieten und damit den bestehenden Vertriebswegen harte Konkurrenz machen", so die offensiven Worte von Hans-Jürgen Gerlach, Niederlassungsleiter der Telekom für Saarbrücken/Neustadt. Und in der Tat stellen die Schnäppchen des Rosa Riesen bisher da gewesene Billigangebote von Lidl, Aldi und Co. in den Schatten (siehe auch Artikel auf Seite 10).

So aggressiv wie die Preisgestaltung, so hoch sind die Erwartungen der Telekom: Zwischen 20.000 und 40.000 Geräte will sie mit dieser Aktion an die Endkunden bringen. Nicht, um in einem mildtätigen Akt der krisengebeutelten Computerindustrie - in diesem Fall Fujitsu Siemens als Lieferanten - wieder auf die Beine zu helfen, sondern als Mittel zum Zweck: Dringend müssen die eigenen DSL- und ISDN-Verträge unters Volk gebracht werden - notfalls mit Dreingaben, die wie Hightech-Wundertüten anmuten.

Das Ganze sieht aus wie eine Verzweiflungstat: Die eigenen Probleme des Unternehmens - stinksaure Anleger, wartende DSL-Kunden - stehen im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Und da will die Telekom ausgerechnet den PC-Markt beackern, der mit zuletzt nur einem Prozent Wachstum in Europa kurz vor der Stagnation steht. Gerade das Consumer-Segment gilt - zumindest derzeit - als gesättigt: In Zeiten eisernen Sparens sind günstige Preise allein kein Kaufanreiz mehr. Sogar Media-Markt, mit Preisknallern für das Einstiegssegment groß geworden, hat das inzwischen eingesehen. Das Unternehmen will weg vom reinen Kistenschieben und mehr Service anbieten.

Allerdings scheint die Telekom aus den Fehlern der Lebensmittelhändler gelernt zu haben: Mit dem Aufbauservice des IT-Dienstleisters Homejumper - mit 129 Mark 20 Mark unter dem Media-Markt-Angebot - und Frei-Haus-Lieferung präsentiert sie ein vergleichsweise gewitztes Angebot. Aus allem, was über das reine Kistenschieben hinausgeht, hält sich die Telekom jedoch raus. Auf Beratung in den T-Punkt-Filialen, ohnehin nicht für Kundenfreundlichkeit bekannt, kann der Konsument nicht hoffen. Statt dessen wird ihm ein Datenblatt in die Hand gedrückt, frei nach dem Motto "lies und kauf". Und wer gekauft hat und trotzdem nicht glücklich ist, bekommt die Telefonnummer von der Fujitsu-Siemens-Hotline.

Es stellt sich also die Frage, wen die Telekom hinter dem Ofen hervorlocken wird. Technisch unbegabte Interessenten, die zu der Telekom mehr Vertrauen haben als zu Tankstellen oder Lebensmittelketten, könnten sich von dem Angebot angesprochen fühlen: Sie erhoffen sich vom alt eingesessenen Traditions-Unternehmen fachkundige Beratung und zuverlässigen Service. Das wird die Telekom aber sicher nicht leisten.

Für den Fachhändler besteht daher auch kein Grund zur Panik: Er kann sich mit verschränkten Armen in Ruhe anschauen, was der Telekom-Riese da gerade treibt. Denn wenn der Computer nicht funktioniert oder aufgerüstet werden soll, haben die im Stich gelassenen Kunden die Nase voll von "Hauptsache billig" und wenden sich wieder vertrauensvoll an den Fachhändler um die Ecke.

Gabi Strasser

gstrasser@computerpartner.de

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