VIAs KT880-Chipsatz fordert nForce2 heraus

06.05.2004
Ziemlich spät zu Zeiten des Athlon 64! VIA stellt mit dem KT880 einen Chipsatz zur Verfügung, der den etablierten nForce2Ultra 400 von NVIDIA in die Wüste schicken soll. Von Patrick Schmidt, Bert Tölpelt*

VIA hat uns lang warten lassen, doch nun kommt er doch noch: Der Zweikanal-Chipsatz für den Athlon XP. Die unter dem Namen KT880 geführte Northbridge basiert auf dem gleichen Speicherinterface, mit welchem auch der Pentium-Chipsatz Dienst tut. Kommt das alles aber nicht ein wenig zu spät?

Tatsächlich hatten viele schon Mitte letzten Jahres mit einem High-Performance-Chipsatz von VIA gerechnet - statt dessen kam der KT600, weiterhin mit einem Speicherkanal. Gegen den nForce 2 von NVIDIA konnte dieser naturgemäß wenig ausrichten.

Diesen Rückstand scheint VIA nun aufholen zu wollen - dem Athlon 64 und dessen höhere Gunst bei AMD zum Trotz. Unberechtigt sind die Bemühungen jedoch nicht, denn auf Basis des Athlon XP lassen sich nach wie vor Rechner bauen, die Systeme auf Intel-Basis preislich immer wieder unterbieten.

Mit schnelleren Athlon-XP-Prozessoren als dem derzeitigen Topmodell 3200+ mit 2,2 GHz Takt ist nicht mehr zu rechnen, wohl aber mit einer Verfügbarkeit mindestens bis zum Ende des Jahres. Dessen Leistungen reichen für das Gros aller üblichen Anwendungen locker aus. Wir wollten wissen, ob der KT880-Chipsatz den rüstigen Athlon XP noch einmal zu Hochform auflaufen lässt.

KT880 im Detail

In Anbetracht des übersichtlichen Chipsatzdiagrammes können wir uns ausschweifende Monologe sicherlich sparen. Zu den Änderungen gegenüber dem KT600 gehört das Speicherinterface mit Unterstützung für zwei DDR400-Kanäle, sowie die offizielle Option auf einen Gigabit-Ethernet-Controller. Damit folgt VIA dem aktuellen Trend, denn die entsprechenden Bausteine sind nicht viel teurer als Modelle für 100 MBit/s, bieten im Zweifelsfall jedoch das erforderliche Plus an Netzwerkperformance.

Der KT880 basiert auf einem BGA-Chip mit 806 Kontakten, während der KT600 noch mit 664 Kontakten auskommt. Unverändert bleibt das Protokoll zwischen der Northbridge und der weiterhin verwendeten Southbridge VT8237: VIA nennt diesem Ultra V-Link; dahinter verbirgt sich ein Basistakt von 66 MHz und eine Gesamtleistung von 533 MB/s. SiS bietet in diesem Bereich mit MuTIOL schon 1 GB/s und auch Intel wird mit der kommenden Chipsatzgeneration auf 1 GB/s pro Richtung wechseln (bisher 266 MB/s bei 865 und 875).

KT880: Dual-Channel DDR und AGP 8X

Während sich Intel bereits die ersten Bausteine mit PCI Express zurechtlegt, setzt VIA weiterhin auf das bekannte AGP-Interface (Accelerated Graphics Port). Nicht zu unrecht, denn beim Sockel A handelt es sich um eine ausgereifte Plattform, für die der Wechsel zu PCI-Express-Graphics vermutlich kaum mehr Sinn macht. Ein Nachteil ist dies nach unseren Erkenntnissen nicht, denn sowohl gängige als auch erst angekündigte Anwendungen und Spiele werden mindestens für die kommenden 9-12 Monate keinerlei Vorteil aus der höheren Bandbreite des x16 PCI Express (4 GB/s pro Richtung) ziehen können. Noch dazu werden es vornehmlich Grafikkarten im oberen Preissegment sein, die mit PCIE-Schnittstelle angeboten werden.

VT8251 mit PCIE ab Mitte des Jahres

Durch den nicht veränderten Ultra V-Link bietet sich Motherboard-Herstellern außerdem die Möglichkeit, Mitte des Jahres auf VIAs neue Southbridge VT8251 zu setzen. Diese bietet neben zwei x1 PCI Express Slots außerdem gleich vier statt bisher zwei Serial-ATA-Ports. Im Gegensatz zu Intels neuen Southbridges wird VIA jedoch bei zwei vollwertigen UltraATA-Kanälen bleiben; zudem handelt es sich um das UltraATA/133-Protokoll, wobei Intel aufgrund ausbleibender Mehrleistung bei UltraATA/100 geblieben ist.

Aufgrund der vier SATA-Ports soll es möglich sein, mehrere Festplatten im laufenden Betrieb in ein RAID-Array umzuwandeln (DriveThru genannt). Nachdem bisher die RAID-Modi 0 und 1 unterstützt werden, ermöglichen vier Ports auch RAID 0+1, der Performance und die Datensicherheit gleichermaßen steigert.

Gigabit Ethernet als Option

Bestens bekannt ist VIAs Netzwerkchip VT6103, der 10 und 100 MBit/s unterstützt. Ab sofort steht jedoch auch der Netzwerkchip VT6120 zur Verfügung, der zusätzlich 1 GBit/s bietet.

Test-Motherboard im Detail

Wir erhielten für diesen Test ein Referenzboard von VIA, welches in dieser Form nicht zu kaufen sein wird. Mit einer brauchbaren Anzahl an Platinen der bekannten Hersteller ist jedoch in den kommenden Wochen zu rechnen. Die Tabelle finden Sie, wie immer, unter der Internetadresse:

www.tomshardware.de

Fazit: Gleichstand zwischen NVIDIA und VIA

Anhand der Benchmark-Ergebnisse wird wohl nur derjenige zu einem eindeutigen Ergebnis gelangen, der die Grafiken anhand konkreter Vorstellungen studiert. Ansonsten liegen NVIDIAs nForce2 Ultra 400 sowie der neue KT880 von VIA Kopf an Kopf, ohne dass ein eindeutiger Sieger festzulegen ist.

Softwareseitig können wir ebenfalls wenige kaufentscheidende Unterschiede ausmachen - sowohl die Hyperion 4in1 genannte Treibersammlung als auch NVIDIAs Plattform-Treiber in der aktuellen Version 3.13 sind ausgereift und arbeiten schnell, so dass hier in Zukunft kaum mit weiteren Verbesserungen gerechnet werden kann.

Unterm Strich tendieren wir jedoch eher zum VIA-Chipsatz, da dieser im Gegensatz zum nForce2 Ultra 400 von NVIDIA Vorteile durch seine Ausstattung für sich verbuchen kann: Eine Gigabit-taugliche Netzwerkschnittstelle und die beiden in die Southbridge intergrierten Serial-ATA-Ports kann NVIDIA zu diesem Zeitpunkt nur in Form von Zubehör von Drittanbietern bieten.

Allerdings gilt es, das Gesamtpaket bzw. jeweils Motherboards miteinander zu vergleichen. Platinen mit zusätzlichem Serial-ATA-Controller oder Gigabit-Chip müssen nicht zwangsläufig mehr kosten als hochintegrierte Produkte - vergleichen lohnt sich auf jeden Fall.

Alle Benchmarkergebnisse der beiden Teskandidaten und weitere Details zu diesem Vergleichstest können Sie unter www.tomshardware.de nachlesen.

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