Der indische Unterhaltungselektronik-Konzern Videocon will in dem von der französischen Thomson-Gruppe übernommenen Werk von Anagni bei Frosinone (Latium) künftig Plasmabildschirme produzieren. Diese sollen in Fernsehgeräte der miterworbenen, ehemals deutschen Traditionsmarke "Nordmende" eingebaut und teilweise auch an andere Hersteller verkauft werden.
In Anagni waren zuletzt Röhrenfernseher der Marke Videocolor montiert worden. Die unrentabel gewordene Produktion von Kathodenröhren hat Thomson inzwischen nach Indien transferiert. Die Forschungs- und Entwicklungsabteilung der Franzosen soll jedoch weiter in Anagni bleiben. Als Standortvorteil bei der Bildschirmfabrikation gilt vor allem die Nähe zum Hafen von Neapel, der für den Import von Bauteilen und den Export der Endprodukte genutzt wird.
Parallel zum Standort Anagni soll eine Milliarde Euro für die Errichtung einer Fabrik zur Montage von LCD-Flachbildschirmen in der süditalienischen Region Kampanien investiert werden. An dem zwischen Cassino und Caserta angesiedelten Projekt wollen sich der italienische Staat und die EU-Kommission in Brüssel finanziell beteiligen. Es wird mit der Schaffung von über tausend neuen Arbeitsplätzen gerechnet. Die Fabrikanlagen sollen Ende 2009 in Betrieb gehen.
Für das Jahr 2012 wird ein Umsatz von 1,13 Milliarden Euro und ein Reingewinn von 172 Millionen Euro erwartet. Marco Padella, Managing Director bei Nordmende, erklärt das den bisher üblichen Auslagerungsbemühungen scheinbar gegenläufige Vorhaben: "Bei der Herstellung von LCD-Monitoren schlägt vor allem der Maschinen- und Materialaufwand zu Buche. Deshalb haben wir es mit einer weltweit nahezu uniformen Kostenstruktur zu tun. Die in Italien vergleichsweise hohen Löhne werden durch niedrigere Logistikkosten und dem geringeren Zeitbedarf bei der Entwicklung bis zur Marktreife ausgeglichen. Deshalb werden die Bildschirme aus Kampanien wettbewerbsfähiger als jene aus Taiwan sein." (pte/go)