Videologic und NEC entwickeln neuen Grafikchip

28.01.1999

SANTA CLARA, USA: Der "Power VR 250" ist ein neues Produkt einer Chip-Reihe von 3D-Beschleunigern, die die Konkurrenz das Fürchten lehren soll. Mit der Einführung des Chips könnten die Karten im heißumkämpften 3D-Grafikkartenmarkt neu gemischt werden.Es gibt zwar sehr viele Hersteller und unendlich viele Versionen von Grafikkarten, aber nur eine Handvoll 3D-Grafikchips. Diese Chips tauchen immer wieder in den unterschiedlichsten Karten auf. Die Hardwareschmiede 3Dfx wurde beispielsweise in Spielerkreisen bekannt durch ihre 3D-Beschleunigerserie "Voodoo". Diese Voodoochips werden von verschiedenen Grafikkartenherstellern eingesetzt.

Nach dem Kauf von STB Vision will 3Dfx seine neueste Entwicklung "Voodoo 3" nur noch in STB-Karten vermarkten. Bisherige Kunden, beispielsweise Creative Labs und Diamond, müssen sich nun nach einem anderen Chip umsehen. Gute Chancen, das Rennen zu machen, haben hier Videologic und NEC. Mit einem neuen Konzept haben sie gemeinschaftlich den 2D/3D-Beschleuniger "Power VR 250" entwickelt.

Das kann der Power VR 250

Beim Power VR 250 handelt es sich um einen 2D/3D-Kombichip mit neuen Fertigkeiten. Insgesamt kann der Chip bis zu 32 Megabyte Grafikspeicher verwalten und arbeitet mit bis zu 32 Bit Farbtiefe. Üblich waren bislang 16 MB und 24 Bit Farbtiefe. Außerdem unterscheidet eine neuartige Art der 3D-Bearbeitung den Chip deutlich von den Konkurrenzprodukten.

Herkömmliche Beschleunigerchips zeichnen zuerst alle Polygone eines Objektes und versehen sie mit den entsprechenden realistischen Oberflächen (Texturen). Danach werden alle berechneten Objekte übereinander gelegt und nicht sichtbare Teile abgeschnitten. Da aber zuerst alle Objekte komplett berechnet werden, ist im ungünstigsten Fall ein großer Teil der berechneten Flächen nicht sichtbar. Diese Rechenarbeit war unnötig.

Weiterhin werden Spiele immer realistischer. Bei einigen hat man kaum noch den Eindruck vor einem Computer sitzen, sondern einen Film zu sehen. Die Anforderungen an den Grafikchip und seine Rechenleistung steigen. Um die Rechenleistung zu erhöhen, steigern die Hersteller einfach die Taktgeschwindigkeit des 3D-Chips. Neben einer höheren Rechengeschwindigkeit handelt man sich aber auch eine höhere Wärmebelastung des Chips ein. Nicht umsonst sind Hochleistungs-Grafikprozessoren mit einem Kühlkörper versehen.

Der Power VR 250 geht einen anderen Weg. Zuerst teilt er das zu berechnende Objekt in viele kleine Segmente auf. Anschließend werden nur jene Segmente berechnet, die tatsächlich auf dem Bild zu sehen sind. Mithin gewinnt der neue Chip wertvolle Rechenzeit, da überflüssige Segmente ausgespart werden. Videologic will auf diese Weise bei gleicher Taktfrequenz eine höhere Ausgabegeschwindigkeit als bei den Grafikchips der Mitbewerber erreichen.

Die Strategie von Videologic und NEC

Strategisch sollen die Chips über drei unterschiedliche Kanäle vermarktet werden. Videologic und NEC glauben, daß eine breite Streuung der Produkte die Entwicklungskosten senken und hohe Verkaufszahlen bringen wird. Nach Erhebungen von Dataquest sollen 1999 weltweit mehr als 154 Millionen Spielekonsolen, Arcademaschinen und 3D-PC-Karten verkauft werden. Der Verkauf soll im Jahr 2000 sogar auf mehr als 182 Millionen Einheiten steigen. Mehr verkaufte Einheiten bedeutet aber gleichzeitig sinkende Preise pro Einheit.

Außerdem wird es durch gleichartige 3D-Chips einfacher, Spiele plattformübergreifend zu programmieren beziehungsweise von einem Gerät auf ein anderes zu portieren. Dadurch können beispielsweise Spiele innerhalb kürzester Zeit, das heißt binnen weniger Tage, von einer Spielkonsole auf den PC umgesetzt werden. Bei herkömmlichen Spielkonsolen veranschlagen die Hersteller derzeit etwa drei Monate für die Umsetzung. Jetzt können neue Spiele praktisch parallel oder mit geringen Verzögerungen für alle drei Plattformen auf den Markt kommen.

Fertig sind zur Zeit die Power-VR-Chips für die Dreamcast, die neue Spielkonsole von Sega und für Arcademaschinen (Spielhallenkonsolen). Bei beiden Produkten läuft die Massenproduktion gerade auf vollen Touren. Zur Cebit (18. bis 24. März) sollen die ersten PC-Grafikkarten mit diesem Chip vorgestellt werden. Sie unterstützen den Pentium II und den AMD K6-2 3Dnow. Die Karten werden in PCI- und 2X-AGP-Versionen zur Verfügung stehen. Als Software-Schnittstelle dienen Open GL, Direct X und Power-SGL Direct. (jh)

Der Power VR 250 unterstützt bis zu 32 Megabyte Grafikspeicher und besticht durch eine neuartige Berechnung von Grafikobjekten.

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