Viel Bewegung im Markt für Schulungsanbieter

28.10.1999

TÜBINGEN: Die Konzentrationswelle geht auch an den IT-Trainingsanbietern nicht spurlos vorbei. Wer ganz vorne mitspielen will, braucht einen finanzstarken Partner im Rücken oder schluckt kleinere Unternehmen.Der IT-Schulungsmarkt ist in Bewegung: Die Tria EDV- und Management GmbH hat die Stuttgarter Actio Training übernommen. Die Gesellschaft für Network Training (GfN) AG, Stuttgart, verleibt sich gerade die Bildungszentren der Ditec AG ein, und die Prokoda AG übernimmt - vorbehaltlich der Zustimmung ihrer Hauptversammlung - von der GE Compunet den Trainingsbereich. "Die Tendenz geht auch im IT-Schulungsmarkt hin zur Konzentration", stellt Gerhard Wächter, Vorstandssprecher der Integrata Training AG, fest.

Als Ziel verfolgen diese Unternehmen, zu den Top-Playern im IT-Weiterbildungsmarkt zu zählen. Niederlassungen in Deutschland reichen dafür längst nicht mehr aus. Die Marschrichtung heißt Europa. "Wir haben uns jetzt die Chance eröffnet, in den europäischen Raum zu expandieren", erklärt Volker Gallatz, Vorstandsvorsitzender der GfN AG nach dem Kauf der Ditec-Bildungszentren. Doch nicht nur die deutschen Unternehmen überschreiten die Grenzen ins europäische Ausland, Unternehmen aus den Nachbarländern greifen auch gerne nach deutschen Firmen: Die französische Unilog-Gruppe hält zum Beispiel 51 Prozent an der Integrata Training AG. Mit dem Kauf des Tübinger Schulungsanbieters haben sich die Franzosen ein Standbein in Deutschland geschaffen. Für Wächter steht fest: "Wir wollen einen europäischen Konzern bauen." Der logische nächste Schritt wäre eine Niederlassung in England. Doch derzeit sei der Kauf eines britischen Unternehmens "überproportional teuer". Zu den interkulturellen Schwierigkeiten, die sich bei Firmenübernahmen über Landesgrenzen hinweg auftun, kommen im Trainingsmarkt auch noch die Sprachprobleme: Will ein Unternehmen europaweit anbieten, muß das gesamte Material in vielen Sprachen vorliegen. Die Erstellung kostet Geld. "Trainer mit dem gleichen Fachwissen in allen möglichen Sprachen zu finden, ist eine Herausforderung", plaudert Wächter aus der Praxis.

Kleinstanbieter in der Überzahl

Marktkenner gehen von 15 bis 20 Prozent jährlichem Wachstum im IT-Trainingsmarkt aus. "Wachsende Bedeutung gewinnen am deutschen Weiterbildungsmarkt spezielle Wirtschaftsunternehmen, die Weiterbildung insbesondere für hochqualifizierte Fachkräfte, zum Beispiel im Bereich Informationstechnik, anbieten." Zu diesem Schluß kommt eine Studie von Lünendonk Consultancy & Research GbR, Hamburg. Lünendonk zählt dazu die Integrata Training AG, die CDI GmbH, die Ditec AG und die Prokoda AG als herstellerunabhängige Anbieter.

Neben diesen Firmen gibt es viele Kleinstfirmen auf dem Trainingsmarkt. Die Zahl der Freiberufler, die Schulungen durchführen, ist schwer zu schätzen. Ein großes Wachstumshemmnis für kleinere Firmen sind die hohen Investitionen. Wer professionelle Trainings anbieten möchte, muß Räume anmieten und sie mit Rechnern ausrüsten, und das am besten über mehrere Standorte verteilt. Trotz der Übernahmen und Expansionspläne der Größeren bleibt der IT-Trainingsmarkt weitgehend "atomistisch", konstatiert Wächter. (is)

Gerhard Wächter, Vorstandsprecher der Integrata Training AG: "Trainingsaktien sind out."

Zur Startseite