Viel Wind um nichts?

11.02.2000
Nach heftigen Debatten und Gerangel ist sie nun seit gut drei Monaten in Kraft: die Greencard-Regelung. Doch was als Heilsbringer für die IT-Branche gehandelt wurde, scheint sich als Flop zu entpuppen.

Zwar haben sich im Rahmen der Aktion mehr als 10.000 Computerexperten aus Nicht- EU-Ländern auf der Website der Bundesanstalt für Arbeit registrieren lassen, bisher kam es aber erst zu knapp 2.000 Einstellungen.

Laut einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" ist ein Hauptgrund für die schwache Resonanz die Tatsache, dass die meisten Unternehmen ihre Mitarbeiter nicht über die Bundesanstalt für Arbeit suchten, sondern über eigene Niederlassungen und Geschäftspartner in Drittländern oder sich in deutschen Universitäten nach ausländischen Studenten umsähen. Mit den mangelnden Deutsch- und Englischkenntnissen der Bewerber begründeten Unternehmen wie Infineon, Hewlett-Packard und die Telekom ihre geringe Trefferquote. Experten sehen die Probleme auch in den Unternehmen: So hätten viele Firmen Schwierigkeiten, ihren Personalbedarf exakt zu ermitteln.

Ein "Scheinbedürfnis, dem die Regierung aufgesessen ist", sieht unterdessen der von der "Süddeutschen Zeitung" befragte Unter- nehmensberater Karl-Heinz Möckel. Als hemmend beurteilt er neben den sprachlichen und kulturellen Anpassungsschwierigkeiten auch die Einkommenshürde von 100.000 Mark im Jahr, die oft nicht in das Lohngefüge von interessierten Firmen passe. Zudem hätten die Unternehmen ihre Attraktivi-tät überschätzt - wenn Fachleute schon bereit seien, ihr Land zu verlassen, würden sie Amerika bevorzugen. Darüber hinaus macht Möckel allgemeine Schwächen im Management dafür verantwortlich, dass überhaupt ein Fachkräftemangel besteht: Seiner Meinung nach könnten Programmieraufträge welt- weit auch über das Internet vergeben und abgewickelt werden - den Auftraggebern fehle dazu allerdings das nötige Detailwissen. (st)

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