Wenn die Kollegen oder der Chef nerven und sich dieser Zustand immer mehr verfestigt, kann das fatale Folgen haben. Die innere Kündigung ist ein schleichendes Gift. Wer ihr Nahrung gibt, verliert Lebensqualität, weil er sich zur Arbeit schleppt und diese im schlimmsten Fall hasst. Dabei sind die scheinbar äußeren Faktoren wie ein mieser Chef oder mürrische Kunden oft nur das Ergebnis des eigenen Verhaltens.
Steckt der Karren so richtig im Deck, kann ein "Reset" der Karriere von Nutzen sein. "Es hilft, gedanklich erst einmal alles auf null zu stellen. Um sich dann zu fragen, was sind denn die Gründe für mein Feststecken?", rät Simone Stargardt. Die Chefin der Privatakademie carriere & more in Waiblingen bei Stuttgart kennt das Gefühl Nicht-weiter-zu-kommen. Einerseits weil sie selber nach einer Karriere bei einem deutschen Lebensmitteldiscounter eine neue berufliche Perspektive suchte. Andererseits weil viele der 550 Lehrgangsteilnehmer aus dem vergangenen Jahr, die sich in ihrer Akademie auf einen IHK-Weiterbildungsabschluss vorbereiten, genau an dem Punkt der Perspektivlosigkeit waren.
"Viele unserer Seminarbesucher kommen mit dem Ziel, etwas an ihrer beruflichen Situation zu verändern", verdeutlicht Stargardt. Und in einigen Fällen wissen die Chefs davon nichts. Denn entweder ist die Karriereleiter blockiert oder die Stimmung ist mies. Beispiel: Martin T. ist Techniker und Informatikkaufmann. Einerseits frustriert ihn sein Job, weil er nur PCs zusammenschraubt. Andererseits würde er gerne im Controlling arbeiten, weil er gut mit Zahlen und Fakten umgehen kann. Doch sein betriebswirtschaftliches Know-how ist nicht ausreichend für diesen Job.
"Es lag nicht am Job. Der ist, wie er ist."
"Ich war so angefressen, dass ich mir eine kleine Auszeit nahm", berichtet der 28-Jährige. Ein verlängertes Wochenende und das Gespräch mit einem Freund brachten Klarheit. "Es lag ja nicht am Job. Der ist, wie er ist", sagt der gebürtige Karlsruher. Und der Freund riet, die Komfortzone zu verlassen. Mit Recht. Denn T. hatte es sich bequem eingerichtet. Herausforderungen in der Arbeit gab es keine. Wenn er etwas ändern wollte, dann musste er sich weiter qualifizieren, um sich mit dem Abschluss als IHK-Wirtschaftsfachwirt entweder firmenintern zu bewerben oder eben einen anderen Arbeitgeber zu suchen.
Stargardt kennt noch etliche andere Kopfblockaden: "Ich kann mir einen Jobwechsel nicht leisten", "Ich habe keine Ahnung, wo ich mich bewerben soll" oder "Ich weiß nicht, wozu ich mich noch weiterentwickeln kann", seien die Klassiker, die sie immer wieder höre. T. hat sich für eine neunmonatige Weiterbildung entschieden. Das zusätzliche BWL-Wissen machte ihm als Informatiker keine Probleme. Und mit dem IHK-Abschluss, der in etwa den Stellenwert eines Bachelor-Abschlusses hat, kann er sich auf die gewünschte Controller-Stelle bewerben.
"Dass ich zu Beginn vielleicht nicht gleich viel mehr verdiene, ist mir bewusst", sagt der IT-Spezialist. Doch mit seinem technischen Hintergrund sind die Chancen etwa bei einem Softwarehaus einzusteigen gut, vermutet er.
Stargardt hat noch einen weiteren Tipp: "Planen Sie einen Worst-Case-Szenario", rät die Unternehmerin. Ihres war eine 40-m²-Wohnung in Halle, die sie sich nach dem Studium kaufte. "Dort wären mein Mann und ich hingezogen, wenn die Idee mit der eigenen Akademie nicht funktioniert hätte." Dennoch: Diese Vorstellung war so schlimm, dass der Einsatz für die Selbständigkeit groß genug war, dieses Szenario zu verhindern, so die 34-jährige Betriebswirtin. Aber beruhigend genug, um den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen. (tö)