Virtuelle Grafikkarte

16.02.2007
Mit einer revolutionären Idee will Samsung die Produktivität in Büros steigern: Dank "UbiSync" lassen sich jetzt mehrere Bildschirme einfach via USB-Port an jedem PC betreiben.

Von Hans-Jürgen Humbert

Im Businessbereich ist der Trend zu Zweit- und Drittmonitoren ungebrochen. Verschiedene Studien haben ergeben, dass mit einem Zweitmonitor die Produktivität der Mitarbeiter je nach Aufgabengebiet um bis zu mehr als 50 Prozent steigt. Kein Wunder: Das lästige Hin- und Herschalten zwischen den verschiedenen Applikationen entfällt, und der betreffende Mitarbeiter hat alle wichtigen Informationen ständig vor Augen.

Um zwei Monitore an einem PC anschließen zu können, waren bisher entweder zwei Grafikkarten oder eine spezielle Karte mit zwei Ausgängen notwendig. Leider sind die meisten Office-PCs aus Kostengründen nur mit integrierter Grafik ausgerüstet. Diese mussten dann mit einer weiteren Karte aufgerüstet werden, die einmal Geld kostete und zudem dem IT-Support zusätzliche Arbeit bescherte.

Software-Grafikkarte

Samsung glaubt nun, eine nahezu ideale Lösung gefunden zu haben - und die heißt Software-Grafikkarte. Der erste Monitor, in dem diese Lösung namens "UbiSync" integriert ist, heißt "SyncMaster 940UX". Auf den ersten Blick sieht der 19-Zöller genauso aus, wie jeder andere auch. Neben einem VGA- und einem DVI-Eingang besitzt das Gerät einen integrierten USB-Hub mit einem Eingang und zwei Anschlüssen. Das Geheimnis offenbart sich erst, wenn der Monitor via USB mit dem Rechner verbunden wird. Das Betriebssystem erkennt sofort ein externes Laufwerk und will ein Programm herunterladen. Das befindet sich in einem 6 MB großen Flash-ROM im Display. Dadurch wird eine Installations-CD, die üblicherweise sowieso immer verschwunden ist, überflüssig.

Nach erfolgter Installation der Software stellt sich das per USB mit dem Rechner verbundene Display als weitere Anzeigeeinheit mit dazugehöriger Grafikkarte dar. Diese "Grafikkarte" existiert allerdings nur in virtueller Form im Hauptspeicher des PCs. Um die Aufbereitung der Daten und die Berechnung der Grafik muss sich nun dementsprechend auch der Hauptprozessor kümmern. Diese Lösung unterstützt bis zu acht Grafikausgabeeinheiten, abzüglich der primären (physikalisch) und eventuell sekundären vorhandenen Grafikkarte. Bei der Darstellung kann der Anwender entweder den Clone- oder Extend-Modus wählen. Im Clone-Modus zeigt das USB-Display denselben Inhalt wie der Primärbildschirm. Im Extend-Modus können auf den einzelnen USB-Devices unterschiedliche Fenster dargestellt werden.

Zurzeit lassen sich bis zu sechs externe USB-Monitore anschließen. Die maximale Auflösung beträgt 1.920 x 1.280 Pixel. Da das komplette Bild im Hauptspeicher hinterlegt wird, fehlen diese Bereiche natürlich für andere Aufgaben. Da aber ein Bildschirm nur einen Speicherbereich von rund 5 bis 6 MB belegt, ist das zu verschmerzen. Anders sieht es jedoch mit der CPU-Auslastung aus. Obwohl laut Aussage von Samsung nur die Änderungen des Bildschirminhaltes zum jeweiligen Monitor übertragen werden, kommt der Hauptprozessor bei sechs angeschlossenen Displays mit jeweils unterschiedlichen Inhalten dann allerdings schon ins Schwitzen. Deshalb ist auch 3D-Unterstützung für Spiele nicht drin.

Mit einer "richtigen" Grafikkarte will Samsung auch gar nicht in Konkurrenz treten. "Dies sei eine reine Office-Lösung, wo keine hohe Grafikleistung gebraucht wird", erklärt Horst Strohbender, Produktmanager von Samsung. Als erstes Gerät stellt Samsung den 19-Zoll-TFT "SyncMaster 940UX" mit UbiSync auf der CeBIT in Hannover vor. Der 940UX besitzt dann drei Schnittstellen: einen analogen VGA-Eingang, einen DVI-Port und USB-UbiSync. Damit können gleichzeitig drei verschiedene Computer an den Monitor angeschlossen werden. Die Umschaltung zwischen den drei Eingängen erfolgt direkt am Monitor.

Erste Geräte sollen mit USB-Software-Grafik schon im zweiten Quartal erhältlich sein. Über den Preis wollte das Unternehmen aber noch nichts sagen. Der Preisunterschied zum Standard-TFT soll sich jedoch im unteren zweistelligen Bereich bewegen.

Das neue Verfahren läuft zurzeit nur unter Windows beziehungsweise Windows Vista.

Zukunftsaussichten

Das neue Verfahren beinhaltet noch sehr viel Potenzial. Schließlich lässt es sich nicht nur in TFTs, sondern auch in Plasma-Displays einsetzen. Und damit wäre diese Technik eine einfache und kostengünstige Lösung etwa überall dort, wo auf großen "Plasma-Anzeigetafeln" öfter der Bildschirminhalt geändert werden muss.

Und in Büros im B2B-Geschäft kann der Handel mit diesen Produkten richtig punkten, denn der Trend geht eindeutig in Richtung Mehrbildschirm-Arbeitsplatz. Ohne Zusatzgeräte, nur mit einem um wenige Euro teureren UbiSync-Display lässt sich in Zukunft jeder Arbeitsplatz modular erweitern. Das gibt zudem Pluspunkte im Projektgeschäft.

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