Virtuelle Zettelwirtschaft mit kleinen Macken

28.02.2002
Papierkram ade: PDAs und ähnliche mobile Erfassungsgeräte mit Touchscreen drohen handschriftlichen Aufzeichnungen endgültig den Garaus zu machen. Und nun das: Hexaglot führt die virtuelle Zettelwirtschaft ein. ComputerPartner hat sich das näher angesehen.

Der "PC Notes Taker" von Hexaglot kommt in einem dreifingerdicken Karton daher, der etwa DIN-A4-Format hat. Abgebildet ist eine Hand, die mittels eines Stifts eine Skizze anfertigt, während im Hintergrund eben diese Skizze auf einem PC-Bildschirm erscheint. Dazu liest man die Headline "Handschriftliche Notizen direkt auf dem Bildschirm" auf der Verpackung. Eine gelungene Aufmachung, weil sie die Sache auf den Punkt bringt.

Verkaufspsychologisch weniger geglückt erscheint der Preis: 99,90 Euro sind zu viel für den normal betuchten PC-Besitzer, der während seines Einkaufsbummels auch mal einen Blick in die Computerabteilung wirft. So gesehen muss dieses Produkt äußerst zielgruppengenau beworben werden, um erfolgreich in den Markt starten zu können.

Der Kartoninhalt besteht aus einer deutschsprachigen Bedienungsanleitung, der CR-ROM mit der Software, dem Stift, der Basiseinheit und einem Notizzettelhalter. Drei SR41-Knopfbatterien und eine Standard-Kugelschreibermine findet der User ebenfalls vor und setzt sie, der reich bebilderten und deutlich beschreibenden Anleitung folgend, in den Pen ein. Die Basiseinheit besitzt ein etwa 1,80 Meter langes Kabel mit USB-Stecker (laut Hexaglot gibt es auch eine Version mit seriellem Interface). Windows XP erkennt sogleich, dass es sich um ein neues HID (Human Interface Device) handelt, und aktiviert den Treiber aus dem eigenen Fundus. Anschließend installiert der User die Software, und dann kann es im Prinzip schon losgehen.

Der Nutzer hat nun die Möglichkeit, den Notizblatthalter samt bis zu 25 kleinen Handzetteln via Klippvorrichtung und Führungsleisten der Basisstation ebendort "anzudocken" oder aber, falls er größere Blätter (bis DIN-A4) verwenden möchte, diese direkt an der Basis einzuklemmen. Setzt er nun den Stift an, so öffnet sich automatisch das Fenster des Programms "Notes". Der Anwender erblickt eine beigefarbene Zeichenfläche - den virtuellen Zettel - mit einer Menüleiste am unteren Rand. Jede Bewegung der Stiftmine auf der realen Unterlage wird nun exakt und in Echtzeit auf dem Bildschirm nachgezeichnet.

Virtuelle Tastenleiste

Zwei Wege führen zum Speichern der Skizze oder Notiz: Man klickt mit der Maus auf das linke Icon in der Menüleiste. Oder man nutzt die virtuelle Tastenleiste an der Basis, die aus fünf stecknadelkopfgroßen Löchern besteht. Piekt der User die Mine in eines der drei innen gelegenen Löcher, meldet Notes: "Note was saved to Folder". Überraschenderweise wird das Programm dann aber geschlossen. Der Anwender muss anschließend auf das Symbol "PC Notes Taker" auf der Windows-Oberfläche klicken, woraufhin man im "Notes Manager" landet, der im Grunde wie der vertraute Windows Explorer aufgebaut ist.

Dort nun findet sich in einem von drei Ordnern (Miscellaneous, Contacs, Follow Up), die den angesprochenen winzigen Löchern zugeordnet sind, die gesuchte Aufzeichnung wieder und lässt sich durch Wahl von "Edit Note" im Menüpunkt "Edit" nachbearbeiten. Dieser Programmabschnitt irritiert zunächst ein wenig. Beginnt der User nämlich mittels Stift zu zeichnen, so tut sich, im Gegensatz zu der vorherigen Erfahrung unter "Notes", auf dem Bildschirm zunächst gar nichts.

Erst wenn man den Stift wieder absetzt, wird das Ergebnis der Änderung abgebildet. Kein Beinbruch. Unverständlich bleibt jedoch, warum der Softwareentwickler darauf verzichtet hat, die Werkzeugleiste von "Edit Notes" nur an die Maus zu koppeln. Denn zumindest bei den Tools Strichdicke, Farbe, Filzstift und Bleistift würde eine Zuordnung auch zum Pen doch durchaus Sinn machen. Auch dieser Mangel ist keine Katastrophe, aber es zeigt sich einmal mehr, dass in der PC-Branche alles immer superschnell gehen muss und Ungereimtheiten in der Programmierung ganz nonchalant in Kauf genommen werden.

Der User kann nun in unterschiedlicher Weise mit seinen Skizzen und Aufzeichnungen verfahren. Auf direktem Wege per Icon-Klick möglich sind Ausdrucken (was natürlich wenig Sinn macht), Versenden per E-Mail, Verschicken im lokalen Netzwerk sowie Kopieren in die Zwischenablage des Systems. Dadurch kann der Zettelinhalt in beliebige andere Anwendungen wie Word, Paint, Power-Point und natürlich in ein anderes Edit-Notes-Dokument eingefügt werden. Der "Linksaußen" in der Fünferreihe, die CLR-Taste, löscht den kompletten Inhalt des gerade geöffneten Dokuments (allerdings nur im "Notes"-Fenster).

Kleine Macken des PC Notes Takers sind auch auf ergonomischer Ebene vorhanden. So lässt sich die Hülle des Stifts nicht auf dessen Ende schieben, sodass sie, wenn der Pen in der Halterung an der Basis steckt, leicht verlegt werden kann. Da man jedoch nur mittels der Hülle die Stiftmine auf einfache Weise auswechseln kann, sollte das besser nicht passieren. Ein weiteres Manko ist die Pen-Halterung an der Basis selbst: Die Stiftspitze steckt so locker darin, dass schon schwache Erschütterungen den Pen auf den Tisch befördern.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gerät zwar prinzipiell marktreif ist, doch leider mit einigen funktionellen und ergonomischen Macken daherkommt. Das Programm arbeitet stabil und erfordert nur geringe Einarbeitung. Es macht durchaus Spaß, mit dem PC Notes Taker umzugehen. Doch da der praktische Nutzen zweifelhaft erscheint, hat Hexaglot den Preis wohl zu hoch angesetzt. (de)

<b>Kurzgefasst</b>

Der PC Notes Taker ist ein elektronischer Stift, mit dem man handgeschriebene Notizen und Zeichnungen bis zu DIN-A4-Größe direkt in den PC eingeben kann. Die Aufzeichnungen können gespeichert, per E-Mail verschickt oder in Dokumente anderer Anwendungen wie Word, Power-Point oder Paint eingefügt werden. Der Käufer erhält für 99,90 Euro die Basisstation mit USB-Kabel, den Pen inklusive Standardmine und dreier SR41-Batterien, den Notizblatthalter, die CD-ROM mit der Software sowie die deutschsprachige Bedienungsanleitung. Das umfangreichere Online-Handbuch ist nur auf Englisch. Das Produkt leistet, was es verspricht, weist aber leider ein paar Macken auf. Der praktische Nutzen ist fraglich, der Preis als Fun-Produkt zu hoch geraten. Daher nur Note Drei.

Anbieter:

Hexaglot Holding GmbH,

Sportallee 41, 22335 Hamburg

Tel.: 0 40/5 14 56-5

Fax: 0 40/5 14 56-993

www.hexaglot.de

Preis:

99,90 Euro

Vertrieb/Distribution:

Kindermann GmbH

Wertung:

Gerät: 3-4

Lieferumfang: 2

Handbuch: 2

Ease-of-use: 3

Händler-Support: 3

CP-TIPP: 3

(Bewertung nach Schulnoten)

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