Visionäre und Milliardäre

20.01.2000
Das fängt ja gut an.

Wie immer genau zum richtigen Zeitpunkt passieren die großen Dinge in unserem Geschäft. Nach dem Totalausfall-Millennium, bei dem erwartungsgemäß selbst die billigsten Gurken keine Probleme hatten, außer vor dem Bildschirm vielleicht, wird es am 29. Februar wahrscheinlich ebenso wenig Chancen auf ein Zusatzgeschäft geben. Die Visionen angeblich führender Köpfe, die kurz nach Kalenderwechsel durch die Gazetten geisterten, ließen eher den Schluss zu, als habe man mit dem Ende der Welt gerechnet. Der PC hat Zukunft, sagt der eine, der PC stirbt aus der andere. Während flugs in den Redaktionen die entsprechenden Beiträge pro und kontra Weltuntergang sortiert wurden, outete der ein oder andere schon den geheimen Wunsch, dass wenigstens ein bisschen was passiert wäre. Es geht weiter, als ob es 1999 Version 2.0 wäre. Mal ehrlich, haben Sie sich das so öde vorgestellt, damals? Was hatten wir für Träume, als wir auf dem Schulhof vom Jahr 2000 redeten. Neben fliegenden Transportmitteln selbstverständlich die Proteingewinnung aus dem Meer, dreidimensionale Fernseher, Bildtelefon und die tollsten Autos. Heutzutage reichen Visionen nicht einmal über den nächsten Jahresabschluss hinaus. Schwaches Bild, meine Herren vom Vorstand. Klar hätte ich Visionen und bestimmt viele andere Fachhändler auch, aber uns fragt ja keiner. In diese trostlose Flautenstimmung platzt die Bombe: Ende Februar wird das finale "Windows 2000" in die deutschen Läden kommen. Auf der Cebit 2000, mit großem Brimborium präsentiert und ohne Bill Gates als Boss der Bosse, sondern nur noch als Vorruheständler mit Chefposten. Bill Gates bleibt trotzdem der reichste Mann der Welt und auch einer der großzügigsten Spender auf diesem Planeten. Seine Unterstützung für die Schulen, Krankenhäuser, Benachteiligte und nicht zu vergessen Forschung und die Kunst, ob nun geschäftlich oder privat ist egal, müssen andere erst noch leisten. Angst vor einer Unternehmens-Zerstückelung müssen weder Gates noch Ballmer haben. Der Notgroschen ist gut angelegt, und wenn Microsoft eben zerpflückt wird - so what? Wie hätte die Entwicklung der Welt ausgesehen, wäre nur OS/2 oder Linux verfügbar? Langweilig und trist, mit weißer Schrift auf grünem Grund. Wir hätten horrend teuere Systeme mit extrem teuerer Software. Das Internet wäre noch immer in der Hand des Militärs und Informationen wären von der Laune der jeweiligen Regierung abhängig.

Mein Fazit: Wir sollten uns einmal Gedanken darüber machen, auf was wir uns als nächstes freuen könnten. Bis 3000 ist es noch ganz schön lange hin.

Bis demnächst, Euer Querschläger!

Der ComputerPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz.

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