Visual Basic - die Fünfte

30.05.1997
UNTERSCHLEISSHEIM: In Sachen Visual Basic hat sich Microsoft noch nie recht viel Mühe gegeben und dafür oft Prügel bezogen. Aber Bill will ins Internet, die Version 4.0 wollte bereinigt werden und man hatte bei Microsoft ohnehin gerade ein paar 32-Bit-Kartoffeln im Feuer. Visual Basic 5.0 kommt in Tateinheit mit ActiveX, Visual C++ 5.0 und Visual J++ 1.1 - das Visual Studio 97 ist geboren.Um zu verstehen, was Visual Basic 5.0 geworden ist, muß man wissen, was Visual Basic 4.0 niemals geworden ist: ein Entwicklungs-Tool. Die Kritikpunkte an der 4.0 waren Legion. Das ging beim lausigen Laufzeitverhalten der 16-Bit-Kompilate durch OLE-2.0-Nachbildung unter Win 3.X los und hörte beim immerwährenden Lamento über den rekompilierbaren Code nicht auf. Dutzendweise kleine Bugs und Ungereimtheiten nervten dermaßen, daß es den Anschein hatte, als würde selbst Microsoft bei der Aktualisierung der Knowledge-Base die Lust verloren haben.

UNTERSCHLEISSHEIM: In Sachen Visual Basic hat sich Microsoft noch nie recht viel Mühe gegeben und dafür oft Prügel bezogen. Aber Bill will ins Internet, die Version 4.0 wollte bereinigt werden und man hatte bei Microsoft ohnehin gerade ein paar 32-Bit-Kartoffeln im Feuer. Visual Basic 5.0 kommt in Tateinheit mit ActiveX, Visual C++ 5.0 und Visual J++ 1.1 - das Visual Studio 97 ist geboren.Um zu verstehen, was Visual Basic 5.0 geworden ist, muß man wissen, was Visual Basic 4.0 niemals geworden ist: ein Entwicklungs-Tool. Die Kritikpunkte an der 4.0 waren Legion. Das ging beim lausigen Laufzeitverhalten der 16-Bit-Kompilate durch OLE-2.0-Nachbildung unter Win 3.X los und hörte beim immerwährenden Lamento über den rekompilierbaren Code nicht auf. Dutzendweise kleine Bugs und Ungereimtheiten nervten dermaßen, daß es den Anschein hatte, als würde selbst Microsoft bei der Aktualisierung der Knowledge-Base die Lust verloren haben.

Vieles von dem hat die Version 5.0 jetzt einfach vom Tisch gefegt - Visual Basic ist erwachsen geworden. Und dafür sind drei Key-Features verantwortlich:

- Der VB-Compiler kann zwar weiterhin Interpreter-Code erzeugen, kompiliert aber auf Wunsch auch nativen Maschinen-Code mit zum Teil sehr guten Ergebnissen.

- Die Entwicklungsumgebung ist nahe an die des C++-Pakets herangekommen. Gleichzeitig hat Microsoft durch ein gutes Dutzend Assistenten auch Einsteigern den Weg bereitet.

- Die ActiveX-Technologie greift bei allen Microsoft-Entwicklungstools ineinander und ermöglicht damit schnelleres Entwickeln und bessere Wiederverwendbarkeit von Code.

Im Prinzip konnten wir uns von der Richtigkeit der Darstellungen Microsofts überzeugen. Allerdings stellten wir bei einer schnellen "Portierung" eines VB-4-Projektes schnell fest, daß sich im Ersatz für alte Bugs einfach neue eingeschlichen haben. Besonders viel Ärger kann so zum Beispiel die Behandlung von Zeichenketten bereiten: VB5 geht ausschließlich von DBCS- beziehungsweise 16-Bit-Zeichen aus, eine Behandlung von 8-Bit-Zeichen sind zwar speicherbar, aber nicht manipulierbar. Mit VB4 mußte man stattdessen noch DCBS-Zeichenketten explizit anfordern und blieb in der Praxis und der Einfachheit halber dann doch bei acht Bit.

Letztendlich geht natürlich jede Forderung nach Vollständigkeit ins Leere: Visual Basic sollte nie eine Konkurrenz zu den C-Entwicklungsumgebungen darstellen, sondern einen eigenen Weg zu schnelleren Lösungen. Vor allem das Command-Subset von Visual Basic for Applications findet sich ja nicht nur in den meisten Office-Produkten wieder, sondern auch in einer Handvoll anderer Anwendungen.

Und hier schließt sich der Kreis: Einerseits die Forderung, der Handel müsse sich auf seine Dienstleister-Eigenschaften zurückbesinnen, und andererseits ein mächtiges Werkzeug, das Kundenanpassungen in einem weiten Rahmen ermöglicht.

Zum Beispiel kann ein einfacher Import-Filter für ASCII-Dateien bereits mit ein paar Dutzend Code-Zeilen realisiert werden und für viel Freude sorgen. Lediglich Microsofts Preispolitik macht einem hier etwas Kopfschmerzen: De facto kostet Visual Basic 5.0 deutlich mehr als die Vorgänger. Die Einstiegsversion kostet 230 Mark, ist aber so eingeschränkt, daß man sie nicht ernsthaft empfehlen kann. Die Professional Edition hingegen entspricht am ehesten der Enterprise Edition von VB4 und kostet dementsprechend: 1.145 Mark. Die Krönung stellt die Enterprise Edition dar, die die Quellcode-Verwaltung Visual SourceSafe und den Microsoft SQL-Server 6.5 beeinhaltet. Der Rundumschlag kostet dann aber auch 2.787 Mark. Nicht ganz ohne Hinterlist ist hier die Preisgestaltung des Visual Studio: Das Komplett-Set der MS-Entwicklungswerkzeuge ist in der Professional Edition für 2305 Mark zu haben, während die Luxus-Version hier dann 3.470 Mark kostet. Hier ist dann alles drin, was die Präfix Visual trägt: Basic, C++, J++, FoxPro, InterDev und SourceSafe. Alle Update-Preise liegen etwa bei der Hälfte der Preise für die jeweiligen Vollprodukte.

Wohlgemerkt: Das sind die Preise einschließlich "Stellen Sie keine schwierigen Fragen und erwarten Sie keine Antwort"-Support. Wer mehr von Microsoft will, muß auch ordentlich zahlen - aber das ist ja nun auch nichts neues. (gr)

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