Vobis-Deal geplatzt

08.02.2001

"Es ist nicht auszuschließen, dass wir auch in Deutschland Countrystores errichten", Michael Schönrock, Geschäftsführer Gateway Deutschland, begegnet den Branchengerüchten über ein Scheitern der Verhandlungen mit Vobis sehr vorsichtig. Seit Monaten wurde Gateway als heißester Anwärter auf die zum Verkauf stehenden Vobis-Anteile - immerhin satte 75 Prozent - gehandelt. (siehe ComputerPartner 37/00, Seite 10). Seit Anfang Dezember warteten Insider auf die Bestätigung dieses Riesen-Deals. Doch immer wieder wurde der Abschluss verschoben. Nun verdichten sich die Gerüchte, dass der Deal komplett gescheitert sei. Als wohl schwerwiegendster Grund wird das miserable Abschneiden Gateways im Q4/00 und die unsicheren Aussichten für 2001 gesehen. Der zweitgrößte PC-Direktverkäufer war im vierten Quartal mit einem Minus von 94,3 Millionen Dollar tief in die Verlustzone abgerutscht. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres hatte das Unternehmen noch einen Gewinn von 126 Millionen Dollar erwirtschaftet. Die krassen Veränderungen im US-Mutterhaus: Vorstandsvorsitzender Jeff Weitzen trat mit sofortiger Wirkung zurück und überließ das Ruder wieder Gründer Ted Waitt, der erst ein Jahr zuvor Weitzen für diesen Posten von AT & T geholt hatte. Dieser will zur Rettung seiner Firma "eine aggressive Preispolitik betreiben und die Kostenstruktur straffen". Dazu gehört für ihn unter anderem, dass er weltweit 3.000 Mitarbeiter entlässt und mit dem reaktivierten Joe Burke, Erfinder und Verfechter der Countrystores, den direkten Verkaufskanal wieder fokussiert. Burke hatte schon vor einigen Jahren heftigs-tes Interesse an den Escom-Läden bekundet, nur leider ging der Filialist in der letzten Übernahme-Verhandlungsrunde pleite. Andererseits zeigt das, dass Gateway prinzipiell weiterhin an den Läden von Vobis interessiert sein könnte, wenn der Preis noch stimmt. Und der Deutschland-vertrieb? "Auf keinen Fall werden wir unsere Beyond-the-box-Strategie aufgeben, da diese sehr erfolgreich ist", erklärt Schönrock. "Der indirekte Vertrieb ist in EMEA eine wesentliche Säule unseres Geschäfts. Das Multi-Channel-Sales-Modell ist der sinnvollste Weg, alle Interessen unter einen Hut zu bringen. Warum sollten wir es dann ändern?" Aber auch der Privatkunde zickt in Deutschland gewaltig: So blieben letztens Lidl und Tchibo auf ihrem Extra-Geschäft sitzen, und selbst Aldi hat von der aktuellen Charge erst 60 Prozent verkauft, und somit warten noch satte 90.000 PCs zwischen Zuckertüte und Dosensuppe auf einen Abnehmer. (go)

www.gateway.com

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