Vobis und Medion trotzen der PC-Krise in Deutschland

24.05.2002
Ohne die Oster-Promotions von Medion und Vobis wäre der deutsche PC-Markt im ersten Quartal um 15 statt um 8 Prozent eingebrochen - so beschreiben die Analysten von Gartner Dataquest die prekäre Situation. Doch Stückzahlen sind eben nicht alles, wie einige Hersteller zeigen.

Der Niedergang des deutschen PC-Marktes seit einem Jahr fand im ersten Quartal 2002 einen neuen, traurigen Höhepunkt. Insgesamt wurden in den ersten drei Monaten dieses Jahres laut Gartner Dataquest 8,2 Prozent weniger PCs verkauft als im ersten Quartal 2001. Damit wäre die Bundesrepublik nunmehr das Land mit den schlimmsten Einbrüchen in Europa. Die Kollegen von IDC sprechen allerdings nur von einem Absatzeinbruch von 3,1 Prozent für den deutschen PC-Markt im ersten Quartal 2002. Und beide Auguren beharren auf die Richtigkeit ihrer Angaben. Was die Zahlen für Fujitsu Siemens (FSC), Compaq und Hewlett-Packard angeht, sind sie sich aber relativ einig.

Nachfrageschwund bei den Unternehmen

Vor allem im Unternehmenssektor mache sich ein starker Nachfrageschwund bemerkbar, der noch mindestens zwölf Monate anhalten werde. Im Consumer-Segment fielen die Absatzeinbußen mit minus vier Prozent wesentlich moderater aus. Maßgeblich dazu beigetragen haben sollen die Oster-Promotions von Medion/Aldi und Vobis, die im ersten Quartal um jeweils mehr als 180 Prozent zulegen konnten. Allein Medion soll in den letzten März-Tagen mehr als 100.000 Geräte verkauft haben und hat sich damit hinter Fujitsu Siemens (FSC) auf den zweiten Platz vorgeboxt.

Ohne die Promotions wäre der deutsche Markt nach Meinung der Analysten sogar um 15 Prozent eingesackt.

"Die guten Zeiten sind vorbei. Jeder Bürger soll einen PC haben, aber wenn man das so beobachtet, stellt man fest, dass erstens jeder zu Aldi oder Media-Markt rennt, zweitens jeder schon mindestens einen PC im Haus hat, drittens die CPU-Herstellung immer schneller vorangeht", heißt es in einem Leserbrief in ComputerPartner Online. Dass Absatz nicht Umsatz ist, zeigen die Beispiele FSC, IBM und Maxdata. Alle drei mussten Federn lassen, konnten sich im Unternehmenssektor durch Fokussierung und Shiftung auf andere Bereiche aber relativ gut behaupten. Stefan Guth, Mitglied der Geschäftsleitung, weist zum Beispiel darauf hin, dass Maxdata zusammen mit Belinea mittlerweile 15 Prozent des deutschen TFT-Marktes beherrsche und einer der qualifiziertesten Anbieter von Arztpraxen, Rechtsanwaltskanzleien und Steuerbüros sei.

IBM-PC-Marketingdirektor Felix Ruemmele betont, dass man sich vor zweieinhalb Jahren bewusst für den Ausstieg aus dem margenarmen Consumer-Markt entschieden habe, um sich mehr auf das Lösungsgeschäft zu konzentrieren. Die zehn Prozent Einbußen im Desktop-Bereich habe IBM durch ein fast ebenso hohes Wachstum im Notebook-Markt allemal wettmachen können.

Abgesehen davon seien im vergangenen Jahr auch die Lohnkosten pro PC drastisch gesunken, von 17 auf 11 Prozent. "Security und Wireless sind die derzeitigen Fokusthemen im Corporate-Sektor. Besonders auch im Business-Umfeld geht der Trend zu flexibleren Arbeits-zeiten und Arbeitsumgebungen." Hoffnungen setzt IBM in diesem Zusammenhang auch auf UMTS.

Die Frage ist natürlich, wie es weitergehen soll. "Dieses Jahr wird sich der Markt relativ flach entwickeln, dafür brauchen wir in der zweiten Jahreshälfte aber Wachs-tum", meint Ruemmele. Wie etliche andere Marktkenner sieht Alex Brantl, vor seinem Posten als Marcom- und E-Commerce-Leiter langjähriger Senior Director Computer Systems bei Ingram Macrotron, bereits "Signale der Besserung". Eine Killerapplikation, die den Markt zu neuen Höhenflügen antreibt, sei aber nicht erkennbar.

www.dataquest.com

www.maxdata.de

www.ingram-macrotron.de

ComputerPartner-Meinung:

Die wichtigste Nachricht für den Handel ist: Dell bleibt in Deutschland Nummer fünf oder sechs. Compaq und Hewlett-Pa-ckard waren in Q1 auch gemeinsam nicht so stark wie der Marktführer Fujitsu Siemens. Die stark divergierenden Angaben der beiden Marktforscher Dataquest und IDC zu Vobis werfen Fragen auf - leider lag aus Aachen bis Redaktionsschluss keine Erklärung vor. (kh)

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