Menschen und Unternehmen werden immer mobiler, sind immer stärker vernetzt und agieren zunehmend global. Alles keine wirklich neuen Trends, aber die Geschwindigkeit des Wandels steigt. Und die Veränderung erfasst mittlerweile so gut wie jeden. Natürlich hat das auch Auswirkungen auf die Führungsstile von vielen Führungskräften, die mit ihren alten Erfolgsprinzipien keinen Blumentopf mehr gewinnen. Dringend gefragt ist eine zügige Metamorphose vom überkommenen Machertyp, der sich für nahezu alles zuständig fühlt, zum frischen Ideenmanager, der die Ressourcen seines Teams optimal nutzt.
Warum drängt die Zeit? Weil im Zeitalter des digitalen Wandels Unternehmen nur mit grundlegenden Innovationen überleben. Weil in einer global vernetzten Welt andere Strategien und Produkte gefragt sind, die vor allem schneller umgesetzt werden müssen. Wirtschaftsexperten sehen bewährte Geschäftsmodelle auf dem absteigenden Ast und glauben, dass ganze Märkte verschwinden und durch neue ersetzt werden. Die digitale Revolution hat US-amerikanische Startups innerhalb von wenigen Jahren zu den wertvollsten Unternehmen der Welt gemacht. Und die sind nicht nur milliardenschwer, sie beherrschen mittlerweile unseren Alltag.
Deutschland wird abgehängt
Was aber tun viele unserer Manager hierzulande? Da gilt offenbar das Prinzip der Evolution und kaum jemand wagt die Revolution. Das jedenfalls hat Barbara Liebermeister beobachtet. Die Rednerin und Managementberaterin ist täglich mit den Problemen der Führungskräfte konfrontiert: "Die wissen, dass sie etwas ändern müssen, aber häufig nicht, wie das gehen soll." Für die Wirtschaftswissenschaftlerin hat das viel mit dem preußischen Erbe zu tun. Individualität werde in Deutschland nicht gemocht, Freigeister und Querdenker würden oft als Querulanten abgelehnt, Erfolgreiche neidisch beargwöhnt.
Wie kann es denn sein, dass wir nur kopieren, warum kommen digitale Trends und Innovationen nicht von namhaften Unternehmen aus Deutschland? Gibt es Kreativität nur in jungen Startup-Unternehmen? Offenbar wagt hierzulande niemand radikales neues Denken, da Scheitern immer noch mit persönlichem Versagen gleichgesetzt wird. Es wird lieber nochmal nachgedacht und geredet, statt gehandelt. So ist eine Gesellschaft von Risikovermeidern entstanden.
"Dafür haben wir keine Zeit" oder "Das wird blockiert", sind Sätze, die Liebermeister zur Genüge kennt. So würden viele gute Ansätze im Keim erstickt, immer noch arbeiteten die meisten Führungskräfte wie gewohnt reaktiv statt proaktiv. Das muss sich nach Ansicht der Unternehmensberaterin schnellstmöglich ändern. Sie fordert von den Spitzenkräften ein anderes Denken und Handeln zur Beschleunigung des digitalen Wandels in Deutschland. Und dabei sollten sie bei sich selbst anfangen, denn: "Wie kann jemand netz-affine junge Leute anziehen, wenn er selbst nicht Social Media lebt und sich lieber als kritischer Geist gebiert, der Datenschutzbedenken in den Vordergrund schiebt. In anderen Ländern wird mehr ausprobiert und werden damit Fakten geschaffen."