Vom PC-Werkzeug zur Administrationslösung

19.11.1998

CUPERTINO/SANTA CLARA: Utilities wie Virensoftware oder Festplattenputzer sind inzwischen zu Brot- und Butterprodukten geworden. Das hat nicht nur Network Associates, ehemals Mc Afee, erkannt, sondern auch die südkalifornische Softwareschmiede Symantec, die sich inzwischen zu einem handfesten Mitbewerber von Network Associates gemausert hat.Noch im Juni, kurz nach dem Kauf von Virenspezialist Dr. Solomon's, sah niemand bei Network Associates (NAI) in Symantec einen ernsthaften Mitbewerber. Inzwischen allerdings hat sich das etwas geändert. "Wir nehmen Symantec als Konkurrenten ernst", versichert Alexander Wegner, General Marketing-Manager bei Network Associates.

Symantec hat in den letzten Monaten seine Strategie geändert. Waren früher hauptsächlich Softwarepaketchen wie Norton Utilities oder Norton Antivirus die Kassenschlager in den Regalen, so heißt das Motto nun zusätzlich: "Bereitstellung von Werkzeugen für die Verwaltung von PCs und Netzwerken." Zwar ist der Consumerbereich immer noch ein wichtiges Standbein von Symantec. Das Produktportfolio wurde jedoch ganz wie bei NAI auch stärker auf die Unternehmens-Kunden ausgerichtet.

Die Akquisitionen im letzten halben Jahr bestätigen diesen Kurswechsel: Mit der Übernahme von Binary Research sowie der Antivirengeschäfte von Intel und IBM hat sich Symantec das dafür nötige Know-how und den Kontakt zu rund 30.000 CorporateKunden eingekauft. Für das letzte Quartal hat Symantec bei einem Umsatz von 140 Millionen Dollar rund elf Millionen Dollar Gewinn erwirtschaftet. Erklärtes Ziel für 1999 wird der weitere Ausbau der Corporate-Produkte sein.

Alles aus einer Hand oder in Koop mit anderen?

Auch wenn Symantec seinen Business-Kunden komplette Administrations-Lösungen anbietet, vom Bereich Netzwerkmanagement hält sich die Softwareschmiede fern. "Dieser Markt ist bereits verteilt", begründet Diedrich die Zurückhaltung. Er setzt lieber auf die Zusammenarbeit mit Branchen-Gurus wie IBM: "Wir bieten intelligente Agent-Software an, die auf dem Rücken der Großen im Netzwerkmanagement aufsetzt. So können wir bestehende Strukturen unserer Kunden nutzen. Hier unterscheiden wir uns von Network Associates. Die haben sehr viel Geld ausgegeben, um das Thema komplett von A bis Z abzudecken. Damit haben sie sich gefährliche Mitbewerber wie Computer Associates oder IBM eingefangen." Für Network-Associates-Manager Alexander Wegner stellt hingegen die NAI-Strategie den einzigen Weg dar, um im Markt zu bestehen. "Von unserer Komplettstrategie haben die Kunden größeren Vorteil - alles aus einer Hand. Davon profitieren auch unsere Partner und Händler", legt er seine Sicht der Dinge dar. "Wir haben durch die Käufe des letzten Jahres ein gewaltiges Produktportfolio zu bieten." Allerdings gibt er auch zu: "Erst, wenn wir alles optimal integriert haben, wird unser Komplettangebot funktionieren."

Im zweiten Quartal hat NAI einen weltweiten Umsatz von rund 212,5 Millionen Dollar erwirtschaftet. Im nächsten Jahr sollen zunächst einmal die getätigten Akquisen vollständig in das Unternehmen eingegliedert werden. Dann steht der Aufbau des Partner- und Total-Solution-Programms und die Verbesserung der Supportpolitik auf dem To-do-Zettel, denn "die war in unserer Vergangenheit nicht unbedingt sehr Customer-freundlich". (gn)

Symantec-Manager Hans Joachim Diedrich will mit seiner Agent-Software vorhandene Netzwerkstrukturen der Kunden nutzen.

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