Aktiv werden auf der operativen Ebene

Vom Talent- zum Stärkenmanagement

Frank Rebmann arbeitet als (Führungskräfte-)Trainer, Berater und Coach für Unternehmen. Er ist Experte für das Themenfeld "Ermitteln und Entwickeln der Stärken von Führungskräften und ihren Mitarbeitern". Der zertifizierte Master Trainer und systemische Coach verfügt über 16 Jahre Erfahrung als Führungskraft und 20 Jahre Erfahrung als Verkäufer in Industrie- und Handelsunternehmen.

Intrinsisch motivierte Mitarbeiter sind gefragt

Psychologen und HR-Experten nennen Personen, die bei einer Tätigkeit regelrecht aufblühen "intrinsisch motiviert". Das heißt, sie brauchen keinen Antrieb von außen. Auch wie viel Anerkennung sie - monetär oder ideell - im Erfolgsfall bekommen, ist ihnen zumindest beim Erfüllen der Aufgabe "egal". Denn die Aufgabe selbst reizt sie und macht ihnen Freude.

Solch intrinsisch motivierte Mitarbeiter brauchen Unternehmen künftig in der von rascher Veränderung und geringer Planbarkeit geprägten VUCA-Welt verstärkt, wenn sie erfolgreich sein wollen. Doch wie können Unternehmen diese Mitarbeiter gewinnen - in einem Arbeitsmarkt, der heute schon geprägt ist durch einen Mangel an qualifizierten und motivierten Fach- und Führungskräften? Die klassische Antwort auf diese Frage lautet: Wir müssen als Unternehmen ein gezieltes Talent-Management betreiben - also durch ein entsprechendes Recruiting und eine strategisch orientierte Personalentwicklung dafür sorgen, dass wir auch noch in drei, fünf oder gar zehn Jahren, die Mitarbeiter mit den erforderlichen Kompetenzen haben.

Das Talentmanagement stößt an seine Grenzen

Ein solches Talentmanagement hat auch heute noch seine Berechtigung, es stößt jedoch in einer Unternehmenswelt, in der sich Strategien und Planungen immer schneller ändern, zunehmend an seine Grenzen. Heute wissen die Unternehmen meist noch nicht,

  1. wie viele Mitarbeiter sie in drei, fünf oder zehn Jahren brauchen und

  2. über welche Kompetenzen diese dann verfügen müssen.

Deshalb wird in Personalerkreisen seit Jahren unter dem Stichwort "Employability", sprich Beschäftigungsfähigkeit, darüber diskutiert, dass

  1. sich die Verantwortung für die Personal- und Kompetenzentwicklung zunehmend auf die operative Ebene verlagern sollte und

  2. die Mitarbeiter sich eigeninitiativ weiterentwickeln und neue Kompetenzen aneignen müssen.

Doch wie können Mitarbeiter zu solchen Selbstentwicklern werden? Indem sie mal dieses Seminar besuchen und mal jenen Online-Kurs absolvieren - je nach Lust und Laune sowie aktueller Mode? Das wäre wenig zielführend. Der einzige gangbare Weg ist, dass sich die Mitarbeiter - mit oder ohne Unterstützung ihres Arbeitgebers oder ihrer Führungskräfte - ihrer Talente und Stärken bewusst werden und diese dann gezielt entwickeln beziehungsweise ausbauen.

Talente nutzen, Stärken ausbauen

Talente hat jeder Mensch - doch bei manchen sind sie wie im biblischen Gleichnis von den anvertrauten Talenten vergraben. Das heißt, sie werden nicht aktiv genutzt - also tragen sie auch keine Früchte.

Die meisten Talente erkennt man daran, dass Menschen eine Tätigkeit relativ leicht von der Hand geht und ihnen zudem Spaß bereitet, weshalb auch die Resultate überdurchschnittlich sind. Ähnlich wie dies bei jungen Sport-Talenten der Fall ist, die auch ohne ein gezieltes Training in einer Sportart deutlich bessere Leistungen als die Allermeisten ihrer Altersgenossen erbringen.

Ein Talent ist jedoch noch keine Stärke. Zu einer Stärke wird ein Talent erst durch systematisches Training und Erfahrung - weshalb sich mit der Zeit auch immer bessere Ergebnisse einstellen, was wiederum die intrinsische Motivation erhöht.

Lesetipp: Warum Talent der größte Feind des Erfolges sein kann

In diesem Entwicklungsprozess sollten Unternehmen ihre Mitarbeiter unterstützen - zum Beispiel indem sie mittels Tests oder durch eine gemeinsame Reflektion ihrer Arbeit deren Bewusstsein dafür stärken, wo ihre Talente und Stärken liegen, und sie dann dabei unterstützen, aus Talenten Stärken zu entwickeln und bereits vorhandene Stärken auszubauen.

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