Vom Unglück, etwas anderes als eine Netzwerk-Messe werden zu wollen

30.11.2000
Allem Unken zum Trotz war die Netzwerker-Messe "Exponet 2000" gut besucht. Ein fachkundiges Publikum - angeblich 60.000 zählend - prüfte vielleicht 700 Hersteller drei Tage lang. Jene waren zufrieden, die meisten Aussteller ebenfalls, und wüsste man nicht von den hochfliegenden Plänen der Exponet-Macher, würde man im nächsten Jahr wieder nach Köln kommen.

Alle IT-Fachmessen in Deutschland haben es schwer. Die Cebit, weil sie allgemein für zu groß und zu laut befunden wird, alle anderen Messen, weil sie sich jedesmal marktschreierisch auf die Suche nach Ausstellern und Besuchern machen müssen.

Nun ist es nicht so, dass hierzulande IT-Messen kein Publikum fänden: Die "Systems" beweist das, die "Internet-World" hat deutlich in der Gunst des Publikums gewonnen, und wer in der letzten Woche die "Exponet" in Köln besuchte, fand zufriedene Hersteller und ein sachkundiges Publikum vor. "Wir erleben hier qualifizierte Besucher, die genau sagen können, was sie interessiert und welches Problem wir lösen sollen", sagt stellvertretend für viele Aussteller Klaus Busch, Geschäftsführer der Pandacom GmbH.

Sogar Stephan Ploder, Mitglied der Geschäftsführung bei dem Kölner Spezialisten für Datenkommuni-kation Magellan, ist dieser Meinung, obwohl er nicht wie Busch im Renommierbereich der Netzwerkmesse, der so genannten "Lichtharfe", ausstellt, sondern abseits des Besucherstroms, dort, wohin man nur kommt, wenn man ihn treffen will und weiß, dass er dort zu finden ist. "Wir haben keinen anderen Platz bekommen", sagt er und versichert, im nächsten Jahr wolle er näher ans "keineswegs nur aus Nordrhein-Westfalen kommende Publikum" rücken, um ihm die Themen, die sein Unternehmen beschäftigen - Carriernetze und Lichtwellenübertragung -, zu erklären und verkaufen.

Kein Ding gerät, an dem nicht der Übermut seinen Teil hat

Man könnte also schließen, dass die "Exponet" sich als Netzwerkmesse in Deutschland etabliert hat. Man könnte ferner darüber erfreut sein, dass alles, was sich auf im Netz auf den Layern 1, 2 und 3 tut, in Köln besprochen werden kann und laut den Ausstellern in Projekte umgemünzt wird. Ebenso stimmt übrigens, dass den einen der sehr späte Exponet-Termin ein Dorn im Auge ist und andere das diesjährige Messehauptthema "Konvergenz" sorgfältig vermieden haben. Von der angedrohten "eleganten Business-Atmosphäre" (Exponet-Veranstalter Nikolaus Bauer) war in den verwirrend beschilderten Hallen sowieso nicht die Rede.

Doch bekanntlich ist die "Exponet" mit ihrem jetzigen Status nicht zufrieden. Sie will "größer, schöner und wichtiger werden", fasst ein Aussteller, der wie so viele den kleineren, überschaubaren Hallen in Düsseldorf nachtrauert, sarkas-tisch zusammen. Konkret: Die "Exponet" will sich vom Kuchen "Netzwerke" soviel abschneiden, wie nur geht.

Dazu ist nicht nur viel Geld nötig - "man nimmt es von den Herstellern und den Besuchern, um es ins Marketing zu stecken", erregte sich ein Aussteller -, sondern auch ein ausuferndes Messekonzept, das neben Netzwerken alles unter verschiedensten Schlagwörtern - E- und M-Business, Internet-Architektur, Online-Marketing und so weiter - zum Inhalt erklärt, und damit glaubt, sich "einem breitem Publikum andienen zu können", so der Aussteller.

Das findet nicht nur er paradox. Wenn man mit der fachlichen Kompetenz des Publikums bei Ausstellern wirbt, so argumentiert ein verärgerter Besucher des Börsenplatzes, dürfe man diese nicht dadurch verwässern, dass man "einen thematischen Bauchladen quer durch die Hallen" anbiete.

Pandacom-Chef Busch, der schon mehr Netzwerkmessen als die Exponet gesehen hat, formuliert das so: "Ich bin nicht glücklich mit dem Konzept." Womit er ungefähr mit Gerhild Jung, die am Stand der Landis GmbH Besucher im Empfang nimmt, übereinstimmt. Sie wünscht sich "mehr Einfluss der Aussteller auf die Messe". Wozu nicht nur gehöre, von DC Europe rechtzeitig darüber informiert zu werden, wo die Messe nun stattfinde, sondern auch, mit welchen Themen. "Die Exponet ist wichtig für uns", bestätigt sie. Aber ebenso wichtig findet sie die Aussteller. "Die müssen wissen, was sie erwartet." Auch in dem Fall, dass die Exponet das werden will, was sie nicht ist: Eine Messe für alle Layer. "Suchen Sie mal nach Layer 4. Wenn Sie was finden, lassen Sie es mich wissen!" sagt ein Aussteller zum Abschied. (wl)

www.exponet.de

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