Von A-Hörnchen und B-Hörnchen

05.04.2001
Zweite Garde von Headhuntern unbehelligt

Mal im Ernst, wollen Sie zur B-Mannschaft gehören? Abgesehen davon, dass es bei der angeblichen Personalmisere sowieso nur A-Leute gibt und die ganz genau wissen, wie schnell oder langsam das Personal- und Gehaltskarussell rotiert, lässt sich doch keiner und keine deshalb die Chance auf einen neuen Arbeitgeber entgehen. Ob nun auf der Messe oder zu Hause bei den Stepstones und Monsters aus der elektronischen Ersatzfamilie: Wenn ich will, setze ich mich auf deren Liste und kann pro Tag mit 20 bis 30 Stellenangeboten per E-Mail rechnen. Wen ein neuer Job reizt, sei er A- oder B-Personalware, bekommt zumindest jede Menge C-Offerten. Dass etwas Passendes dabei ist, entspricht den Erfolgsaussichten des Nadel-im-Heuhaufen-Modells. Auf der Gegenseite: Hat eine Firma es nötig an- oder abzuwerben, ist guter Rat normalerweise recht teuer. Selbst ehrlich gemeinte und nicht als Werbung getarnte Stellenanzeigen lassen den designierten Karrieristen primär kalt, die wirklich Guten wechseln die Stelle nicht wie ihr Unterhemd. Deshalb gibt es ja Headhunter! Wer nicht jedes Mal im selben Pool der Bewerber seine Angel auswerfen will, muss entweder die üblich hirnverbrannten Anforderungen stellen oder etwas Neues probieren. Da werden 20.000 und mehr an die Personalberatungsfirma hingeblättert, und zum Schluss ist der eigene Seniorverkäufer bester Kandidat für den Job eines Produktmanagers. Zumindest steht nun fest, dass (a) in diesem Laden das Klima nicht mehr stimmt und (b) die eigenen Leute unterschätzt werden. Und oft, sehr oft ist es die B-Garde, die weit unter Wert an einen Manager auf der Cebit gerät, der etwas von Menschen versteht. Die soll es noch geben, wenn auch schon auf der roten Liste vom Aussterben bedrohter Spezies zu finden. Die so genannte A-Klasse, die weitab vom richtigen Leben in den Glaspalästen der ersten Cebit-Etage residiert, macht genau den gleichen Job wie die niederen Wesen am Stand, nur dass auf den Verträgen die ein oder andere Stelle mehr vor dem Komma steht. Ein wenig Unternehmenskultur und Vertrauen in die eigenen Leute, statt irgendwelcher auswendig gelernter, theoretischer Fertigkeiten, und nur die anderen haben noch Personalsorgen. Versteckt wird Wertvolles normalerweise in Tresoren, ein- und ausbruchsicher. Doch wie wirkt ein modernes Unternehmen, wenn es zur Selbstdarstellung nur die zweite Garnitur zeigt. Was mit Menschen passiert, die zu wenig an die Luft dürfen, sieht man an Michael Jackson. Und von der Sorte gibt es noch viel zu viele auf den Messen dieser Welt.

Mein Fazit: Da will ich doch lieber ein B-Hörnchen sein. Sieben Tage Party, kein Provisionsdruck und unbehelligt von Headhuntern neue Kontakte knüpfen können.

Bis demnächst, Euer Querschläger!

Der ComputerPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz.

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