Verdeckte Werbung oder Mitarbeiter-Rache

Vorsicht vor gefälschten Kundenbewertungen



Renate Oettinger war Diplom-Kauffrau Dr. rer. pol. und arbeitete als freiberufliche Autorin, Lektorin und Textchefin in München. Ihre Fachbereiche waren Wirtschaft, Recht und IT. Zu ihren Kunden zählten neben den IDG-Redaktionen CIO, Computerwoche, TecChannel und ChannelPartner auch Siemens, Daimler und HypoVereinsbank sowie die Verlage Campus, Springer und Wolters Kluwer. Am 29. Januar 2021 ist Renate Oettinger verstorben.
Längst haben findige Unternehmer die Werbewirkung von Kundenbewertungen entdeckt und versuchen, diese für sich oder ihre Kunden auszunutzen. Wie verlässlich solche Bewertungen überhaupt noch sind, weiß nur der Urheber.

Ob Restaurant, Facharzt oder Reise: Wer im Internet sucht, einkauft oder bucht, der lässt sich häufig durch Empfehlungen anderer Kunden beeinflussen. Doch längst haben findige Unternehmer die Werbewirkung solcher Bewertungen entdeckt und versuchen, diese für sich oder ihre Kunden auszunutzen. Wie verlässlich solche Bewertungen überhaupt noch sind, weiß nur der Urheber. Die Arag-Experten geben Tipps zum Umgang mit Empfehlungen, Sternchen, Schulnoten und anderen Bewertungen im Netz.

Laut Fachleuten sind bis zu einem Drittel der Bewertungen und Kommentare gefälscht, die auf den Seiten von Online-Shops und Bewertungsportalen hinterlassen werden. Hersteller beauftragen dabei einschlägige Agenturen, die mit Dienstleistungen wie "Textservice" und "Shop-Texte" werben, als Verfasser von Kundenbewertungen für Online-Shops. Fazit: 20 bis 30 Prozent der Nutzermeinungen im Internet sind gefälscht – also verdeckte Werbung.

Es gibt aber noch eine zweite Art gefälschter Kundenbewertungen. Dabei geben verärgerte Ex-Mitarbeiter oder Mitbewerber gefälschte Negativ-Bewertungen ab, um ein Unternehmen bewusst in Misskredit zu bringen oder sogar zu schädigen. Webseiten, auf denen eine Registrierung durch persönliche Daten und eine E-Mail-Adresse vorausgesetzt wird, sind dabei vor Manipulation eher geschützt und Fake-Bewertungen werden hier verhältnismäßig weniger vorkommen.

Nicht auf nur einen Eintrag oder ein Portal verlassen

Wer dem ersten oder sogar einzigen Kommentar glaubt, ist schon fast reingefallen. Wer als Kunde nicht übers Ohr gehauen werden will, kommt nicht darum herum, echte von gefälschten Bewertungen im Internet unterscheiden zu lernen. Das trifft besonders auf Produkte und Portale zu, die Bewertungen und Kommentare ohne Registrierung zulassen; teilweise sogar ohne dass der Kritiker und Kommentator die Ware überhaupt gekauft oder gebucht hat. Auch sinnfreie Werbeaussagen und Lobhudeleien sowie das Fehlen von negativen Bewertungen sollten erst einmal misstrauisch machen.

Dagegen ist ein Mix von Kritikpunkten und lobenswerten Produktdetails eher ein vertrauensbildender Hinweis, meinen ARAG Experten. Ganz allgemein gilt die Faustregel: Je mehr Bewertungen, desto besser. Der Eindruck wird dadurch differenzierter und glaubhafter. Je mehr Kommentare und Bewertungen der Verbraucher auch in verschiedenen Portalen kritisch überprüft, umso sicherer wird sein Urteil werden.

Besonders bei Hotelbewertungen wird viel geschummelt

Mit Suchmaschinen lassen sich Auffälligkeiten oft einfach überprüfen. Finden sich beispielsweise identische Formulierungen in ansonsten unabhängigen Webseiten, ist dies ein Hinweis auf gezielt geschönte Bewertungen. Speziell bei Hotelportalen lassen sich Aussagen wie "Meerblick" oder "ruhige Lage" leicht anhand von Internet-Kartendiensten überprüfen.

Tipps für User

Immer bedenken, dass Kundenbewertungen subjektive Empfindungen widerspiegeln. Negative Bewertungen sind normal, denn ein Student hat beispielsweise andere Erwartungen an ein Produkt als eine vierköpfige Familie. Lobhudeleien und 100-prozentige Begeisterungsstürme sind also unglaubwürdig.

Folgende Tipps sollte man beim Umgang mit Bewertungsportalen darüber hinaus beachten:
- Prüfen Sie, ob ausreichend viele Empfehlungen vorhanden sind. Je mehr User das Produkt bewertet haben, desto glaubwürdiger ist das Feedback.
- Schauen Sie sich das Datum an. Die Aktualität der Bewertungen spielt immer auch eine große Rolle.
- Lange Texte mit verkaufsfördernden Wörtern bis ins Detail ausgeschmückt? Seien Sie in diesem Fall misstrauisch. Phrasen, von denen Sie vermuten, dass diese von Werbetextern stammen könnten, können Sie via Copy&Paste in eine Suchmaschine eingeben. Mit diesem kleinen Trick finden Sie heraus, ob diese Bewertung eventuell bereits für ein anderes Produkt abgegeben wurde. Sollte die gleiche Rezension mehrmals im Internet vorkommen, können Sie davon ausgehen, dass es sich um Manipulation handelt.
- Nutzen Sie Internetplattformen, wo Bewertungen nur durch eine vorherige Registrierung abgegeben werden können. Wenn Empfehlungen ohne jegliche Anmeldung in einem Bewertungsportal eingetragen werden können, so ist es ein Leichtes, manipulierte Bewertungen abzugeben. (oe)
Quelle: www.arag.de

Zur Startseite