Wachstum als Überlebensstrategie

11.03.2004
Auf der Electronic-Partner-Jahresveranstaltung in Düsseldorf schilderte Hartmut Haubrich seineeuropäische Vision: Um das Überleben des Händlerverbunds langfristig zu sichern, müsse das Unternehmen international wachsen. Der EP-Chef schließt Fusionen mit Konkurrenten nicht mehr aus. Von ComputerPartner-Redakteurin Marzena Fiok

"Electronic Partner hat trotz einer sehr schwierigen Branchenentwicklung und großer Kaufzurückhaltung der Konsumenten seine starke Marktposition in Europa weiter ausbauen können." Mit diesen Worten begann Hartmut Haubrich, Vorsitzender der EP-Geschäftsführung, seine Rede auf der Electronic-Partner-Jahresveranstaltung am vergangenen Wochenende in Düsseldorf.

Was die Industrie- und Handelspartner anschließend zu hören bekamen, klang allerdings nicht mehr ganz so optimistisch.

"2003 war auch für uns ein schwieriges Jahr in einem katastrophalen Umfeld", erklärte Haubrich. Und es werde wohl noch schlimmer kommen: "In den 15 Ländern der EU ist für die nächsten Jahre kein reelles Wachstum zu erwarten".

Entwicklung in Deutschland bleibt schwierig

Tatsächlich konnte der Händlerverbund 2003 nur bei den internationalen Zahlen wieder ein Plus vorweisen: Die in zwölf europäischen Länderntätigen Mitglieder haben im vergangenen Jahreinen Außenumsatz von 5,730 Milliarden Euro erzielt - das entspricht einem Wachstum von1,1 Prozent. Der entsprechende Zentralumsatz zu Einkaufspreisen der Mitglieder lag 2003 bei 2,675 Milliarden Euro (2002: 2,646 Milliarden).

Die nationalen Erfolge blieben im vergangenen Jahr hingegen aus: "Wir sind in Deutschland nicht ganz ohne Blessuren davongekommen", räumte Haubrich ein. So schrumpfte der Zentralumsatz hierzulande von 1,151 Milliarden Euro in 2002 auf 1,130 Milliarden, der Mitgliederumsatz ging von 2,475 auf 2,431 Milliarden zurück, und auch bei den Mitgliederzahlen musste EP in Deutschland ein leichtes Minus hinnehmen.

Auch für die Zukunft prophezeite Haubrich den Anwesenden eine eher düstere Entwicklung: Die Bedeutung der Lebensmittelketten werde ebenso zunehmen wie der Marktanteil der großflächigen Fachmärkte mit Umsätzen ab fünf Millionen Euro pro Outlet. Die Zahl der Fachhändler und Systemhäuser nehme jedes Jahr hingegen um fünf Prozent ab, innerhalb von zehn Jahren bedeute dies ein Minus von 40 Prozent. "Dies wird gravierende Auswirkungen auf die Händler- und Herstellerlandschaft haben", so Haubrich. Er mahnte die Anwesenden, die Dynamik dieser Entwicklung nicht zu unterschätzen: "Ich stehe hier als Optimist, aber wir dürfen unsere Augen nicht vor der Realität verschließen".

Händlerlandschaft schrumpft um fünf Prozent

Die Realität in Europa sieht laut Haubrich so aus, dass Händler mit mittelständischer Struktur nur noch in einer starken Verbundgruppe überleben können: "Sonst hat man im Wettbewerb langfristig keine Chance." Aber auch auf das eigene Unternehmen sieht Haubrich große Herausforderungen zukommen: "Jede Verbundgruppe, die auch in Zukunft bestehen will, muss in Europa zu den Top 5 gehören." Das gelte auch für Electronic Partner, betonte Haubrich: "Wir werden wachsen und europäischer werden müssen." Die Chancen für die Internationalisierung sieht der EP-Chef vor allem in den Ländern, die im Mai 2004 noch der EU beitreten werden.

Die aktuelle Größe seines Unternehmens betrachtet der EP-Chef als "exzellente Ausgangsbasis" auf dem Weg in die europäischen Top Five, langfristig reiche das aber nicht aus: "Wenn wir in fünf Jahren so ausschauen wie heute, haben wir verloren." Bisher habe keine Verbundgruppe in Europa die kritische Masse aus eigener Kraft erreichen können, der Konsolidierungsdruck werde weiter anwachsen, so Haubrich. Um die Zukunftsfähigkeit seines Unternehmens zu sichern, schließt der EP-Chef daher Kooperationen oder Fusionen mit Wettbewerbern nicht mehr aus. "Auf lange Sicht wird es nicht mehr als zwei europaweite Verbundgruppen geben", prognostiziert er. Ob es bereits konkrete Gespräche gibt, wollte Haubrich nicht verraten. Ein Dementi hört sich allerdings anders an: "Natürlich sprechen wir mit anderen Verbundgruppen, es wäre doch fatal, wenn die Geschäftsführer nicht miteinander kommunizieren würden."

Meinung der Redakteurin

Hartmut Haubrich hat zwar konkrete Aussagen zu einer möglichen Fusion geschickt vermieden, doch bei dem äußerst besonnenen EP-Chef darf man davon ausgehen, dass auch hinter einer Andeutung schon eine Menge Fakten steckt. Seine Aussagen zum notwendigen Wachstum und dem kommenden Konsolidierungsdruck waren mit Sicherheit kein Zufall. Im Gegenteil: Man kann wohl davon ausgehen, dass Haubrich nicht nur auf der Suche nach einem potenziellen Partner ist, sondern schon konkret einen im Auge hat.

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