Wachstumsmotor ITK beginnt wieder leise zu schnurren

24.05.2002
Drei Trends sehen die Marktforscher von NFO Infratest für den ITK-Markt 2002: Wachstumsimpulse sind nur noch aus dem Bereich IT-Sicherheit zu erwarten, der Hardwarebereich wird rückläufig sein, und die Softwarebranche wird sich konsolidieren.

Der Wachstumsmotor ITK-Branche brummt zwar noch nicht, aber er fängt wieder an zu schnurren: Nach einer Vergleichsstudie von NFO Infratest im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums wird der deutsche Markt für Informations- und Kommunikationstechnik in diesem Jahr auf rund 143 Milliarden Euro anwachsen. Im Vergleich zur Vorjahresperiode wäre das eine Steigerung von etwa vier Prozent.

Sollte die Prognose eintreffen, wäre Deutschland mit 21,1 Prozent der größte Markt in Europa - noch vor Großbritannien (20,6 Prozent) und Frankreich (15,2 Prozent). Mittlerweile gehört der ITK-Markt in Deutschland zu den Top-3-Wirtschaftsbereichen - trotz schwacher Konjunktur und nach unten korrigierter Wachstumsprognosen. Mit 137 Milliarden Euro hatte der ITK-Umsatz 2001 hierzulande einen Anteil von 6,8 Prozent am Bruttoinlandsprodukt. Allerdings bleibt man damit nach wie vor hinter dem europäischen Durchschnitt von 7,5 Prozent zurück.

Für 2002 gehen Eito-Experten davon aus, dass die Umsätze mit Informationstechnik in Deutschland bei etwa 74,5 Milliarden Euro liegen werden. Die Pro-Kopf-Ausgaben für IT-Equipment liegen in Deutschland derzeit bei 1.665 Euro und damit im unteren Mittelfeld: Die kleine Schweiz steht hier mit 3.242 Euro an der Spitze.

Der deutsche Telekommunikationsmarkt soll laut Eito in diesem Jahr etwa 68,3 Milliarden Euro Umsatz bringen, der Bitkom geht sogar von 71 Milliarden Euro aus. Deutschland verfügt damit in Westeuropa nach Schätzungen der Experten über das größte TK-Marktvolumen, gefolgt von Großbritannien und Frankreich.

Deutschland bleibt Zahlenspitzenreiter

Deutschland gehört europaweit auch zu den Spitzenreitern bei der Breitbandversorgung, so ein weiteres Ergebnis der Studie. Mit 21 DSL-Anschlüssen je 1.000 Einwohner liegt man hierzulande nach Schweden weltweit an zweiter Position. Die USA rangieren mit 18 Anschlüssen international nur an fünfter Stelle. Auch beim E-Commerce sind die Prognosen weiterhin optimistisch: Hier wird Deutschland seinen Umsatz 2002 auf 47,9 Milliarden Dollar ausbauen können, versichern die Experten, und man werde mit einem Anteil von 28,4 Prozent größter Markt in Westeuropa bleiben.

Grundsätzlich, so auch die Einschätzung der Marktanalysten von IDC, werde sich die ITK-Branche spätestens Mitte 2002 konjunkturell erholen: Der Einbruch sei nicht unerwartet gekommen, allerdings sei das Ausmaß größer als erwartet.

Impulse kommen aus dem Bereich IT-Sicherheit

Wachstumsimpulse werden insbesondere aus dem Bereich der IT-Sicherheit erwartet: Seit den Terroranschlägen sei ein höheres Sicherheitsbewusstsein bezüglich der Systeme festzustellen, so ein Fazit der NFO-Studie. Mit prognostizierten 1,3 Milliarden Dollar Umsatz (2005) gilt Deutschland neben Großbritannien hier als Schlüsselmarkt: Der Anteil am westeuropäischen Markt (2005: 6,2 Mrd. Dollar) soll dann 22 Prozent betragen. Wachsen werde vor allem die Nachfrage nach Hardware-Sicherheitsprodukten. Das Volumen werde sich 2005 in der Größenordnung der IT-Security-Software bewegen. Generell erwartet man eine rückläufige Entwicklung im Hardwarebereich, die Zahl der Anbieter werde sich reduzieren. Auch in der Softwarebranche müsse mit Fusionen und Übernahmen gerechnet werden.

Dennoch sehen die Experten positive Aspekte im IT-Arbeitsmarkt: Der weihnachtliche Abwärtstrend sei bereits gestoppt: Zumindest wurden im Januar 2002 mit 2.814 Stellenangeboten 1.000 Jobs mehr ausgeschrieben als im Dezember 2001. Im Vergleich zum Januar des vergangenen Jahres bedeuten die Zahlen aber immer noch einen dramatischen Rückgang um fast 70 Prozent.

Am eklatantesten sind die Einbrüche der Untersuchung zufolge bei DV-Beratungs- und Systemhäusern: Die offenen Stellen wurden inzwischen von mehr als 3.000 auf knapp 700 reduziert. Laut eigener Aussage rechnet die Bundesregierung mit einem Bedarf von etwa 245.000 neuen Stellen. In Bezug auf die gesuchten Fachrichtungen haben die Informatiker ihre Spitzenposition verloren, gefragt werden derzeit vor allem Ingenieure und Betriebswirte.

www.nfoeurope.com

www.bmwi.de

www.eito.com

ComputerPartner-Meinung:

Auch wenn die Wachstumsraten und Pro-Kopf-Investitionen eine andere Sprache sprechen, bleibt Deutschland wichtigster ITK-Markt in Europa. Die Boomjahre sind nun einmal vorbei. Punkt. Aber es gibt noch jede Menge zu tun. Packen wir es an. (mf/kh)

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