Während die Stückzahlen steigen, sinkt der Umsatz

06.04.1999

MÜNCHEN: Je günstiger der Preis, desto besser verkaufen sich Tintenstrahldrucker. Die sinkenden Preise und Margen verlangen aber nach einem höheren Absatzvolumen.Neben 45 Prozent der in deutschen Haushalten beheimateten PCs steht ein Farbtintenstrahldrucker. Laut den Analysten von ACTA planen 3,2 Prozent der deutschen Bevölkerung zwischen 14 und 64 Jahren, einen Tintenstrahldrucker zu kaufen. Die Druckqualität hat sich in den letzten Jahren extrem verbessert. In gleichem Maße sind die Anschaffungskosten deutlich gefallen. Zudem wirkt sich der Einzug preisgünstiger Farbscanner und digitaler Kameras positiv auf den Markt aus. Experten gehen davon aus, daß 1998 in Deutschland rund fünf Millionen Tintenstrahler einen Käufer gefunden haben. Das Marktforschungsinstitut Frost & Sullivan rechnet für die kommenden Jahre mit einem jährlichen Wachstum zwischen fünf und sieben Prozent. "Vor allem im unteren Segment mit Preispunkten um die 300 Mark wächst der Markt am schnellsten", sagt Norbert Neumann, Marketing-Manager bei Lexmark.

Volumenmarkt mit kleinen Margen

"Von Weihnachten bis Februar lief das Geschäft gut bis sehr gut, im März und April war die Nachfrage verhaltener", analysiert Computer-2000-Produktmanager Oliver Müller. Toni Lauber, Product Line Director Printer & Scanner bei Macrotron, erklärt: "Der Markt für Tintenstrahldrucker ist betreffend der Stückzahlen ein stetig wachsender Markt, durch den starken Preisverfall auf diesem Sektor hält sich das Umsatzwachstum allerdings in Grenzen." Laut Lauber tobt ein Kampf um die Marktanteile.

Für den Endkunden ist in erster Linie der Preis das entscheidende Kaufkriterium. "Erst dann wird die Druckqualität nachgefragt. Die Geschwindigkeit spielt bei Privatkunden eher eine untergeordnete Rolle", berichtet Müller. Großen Einfluß auf die Entscheidung haben auch Kaufempfehlungen und Testergebnisse von Computermagazinen. "Bei den technischen Features orientiert sich der Endkunde vor allem an der Auflösung. Überzeugende Werbemaßnahmen tragen ebenfalls deutlich zur Kaufentscheidung bei", hat Lauber ausgemacht.

Canon unterscheidet zwischen Erst- und Zweitkäufern. "Beim Erstkäufer spielt neben dem Preis vor allem die Druckqualität eine wichtige Rolle", weiß Sabine Pützstück, Produktmanagerin bei Canon. "Der Zweitkäufer hat bereits Erfahrungen mit einem Drucker gesammelt und hat von daher höhere Anforderungen an einen neuen Tintenstrahler: Neben der Druckqualität ist hier auch die Geschwindigkeit bei einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis wichtig." Die Verbrauchskosten kommen eher beim Zweitkäufer zum Tragen, sind im Prinzip aber nebensächlich. "Privatanwender benötigen in der Regel zwischen einer bis drei Tintenpatronen pro Jahr", sagt Knut Haake, Channel-Manager bei Xerox.

Tintenstrahler kommen jedoch nicht nur in Privathaushalten zum Einsatz. Unternehmen erfüllen sich damit den Wunsch nach Farbe. Für gewerbliche Anwender ist der Preis zwar wichtig, jedoch nicht kaufentscheidend. "Eine von uns durchgeführte Befragung mittelständischer Unternehmen hat ergeben, daß die Druckgeschwindigkeit im Office-Bereich das wichtigste Kaufkriterium ist", legt Canon-Managerin Pützstück dar. Grund dafür ist das deutlich höhere Druckaufkommen. Quasi gleichbedeutend ist die Qualität, gefolgt vom Preis-Leistungs-Verhältnis, den Druckkosten und der Möglichkeit der Netzwerkeinbindung.

Den Tintenstrahlern klebt das Image an, die Betriebskosten seien ein Faß ohne Boden. Das Kaufverhalten werde dadurch bisher nur wenig beeinflußt, bekundet Lauber: "Das Bewußtsein bezüglich Druckkosten spielt noch nicht die Rolle, die man diesem Punkt eigentlich zuordnen müßte, da ein eventuell niedrigerer Einkaufsvorteil beim Drucker recht schnell durch die Druckkosten wieder relativiert werden kann."

Fotoprints in Laborquaalität

Die aktuelle Produktgeneration bringt bereits heute eine beachtliche Qualität zu Papier. Die Hersteller sehen aber immer noch Entwicklungspotential.

"Die Tintenstrahltechnologie wird sich in der Ausdrucksqualität noch so stark verbessern, daß sie gleich gute, wenn nicht sogar bessere Fotoqualität liefern als derzeitige Fotoabzüge aus dem Labor", prophezeit Yasmin Schrenk, Produktmanagerin bei Hewlett-Packard. "Allerdings wird sich auch die Druckqualität der einzelnen Anbieter bis in zwei Jahren soweit nähern, daß die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale der einzelnen Drucker in neuen Feldern wie Geschwindigkeit, Lautstärke, Bedienerfreundlichkeit, Design, Kosten pro Seite und Normalpapiervorteil bestehen werden."

Aus kaufmännischer Sicht erklärt Lauber: "Die Entwicklung geht hin zu immer höheren Stückzahlen und tendenziell zu immer günstigeren Preisen für den Endkunden."

USB als neue Druckerschnittstelle

Der Parallelport wird allmählich in der Hintergrund gedrängt. "USB wird zunehmend stärker", glaubt Müller zu wissen. HP hat beispielsweise als einer der ersten Hersteller angefangen, seine Produkte für den Universal Serial Bus auszustatten.

Die Böblinger dominieren den Markt. Laut GfK kommen sie auf einen Gesamtanteil von rund 46 Prozent. Dahinter teilen sich Epson, Canon und Lexmark den Rest. Auf Anbieter wie Olivetti oder Xerox entfällt nur ein Nischendasein. Das erklärte Ziel von Xerox ist es aber, sich stärker im Markt zu positionieren. Das Unternehmen sammelt mit OEM-Produkten derzeit die ersten Erfahrungen. Nächstes Jahr will der Hersteller mit Eigenentwicklungen konkurrenzfähig werden.

Mit den Druckern allein können Fachhändler kein Geld mehr verdienen. Entwicklungsfähig ist der Absatz von Verbrauchsmaterialien. Mit einer Vielzahl von verschiedenen Papiersorten kann der Handel dem Benutzer die unterschiedlichsten Anwendungen aufzeigen. Selbst mit preiswerten Geräten lassen sich gute Resultate zu Papier bringen. Zulieferfirmen haben diesen Kundenkreis längst entdeckt. Glückwunsch-, Einladungs-, Foto- und Visitenkarten sind genauso wie CD-R-Label-Kits und T-Shirt-Transferfolie in großer Auswahl erhältlich. Seit neuestem kann der Anwender auch eigene Mauspads, Kaffeetassen, Türschilder oder Tattoos kreieren. (kfr)

Hewlett-Packard setzt entgegen dem Trend auch beim "Deskjet 895Cxi" auf eine Auflösung von 600 x 600 dpi. Während der Mitbewerb mit hohen dpi-Zahlen wirbt, druckt das HP-Gerät mit kleineren Tintentropfen.

Lexmarks "Jetprinter 5770" ist ein Photodrucker, der Bilder direkt von einer Flash-Card auslesen und ohne den Umweg PC zu Papier bringen kann.

Macrotron-Manager Lauber: "Tintenstrahler entwickeln sich hin zu höheren Stückzahlen und günstigeren Endkundenpreisen."

"Die dpi-Zahl ist ausgereizt, die Zukunft bringt schnellere Drucker mit mehreren Druckköpfen und getrennten Tintentanks, fotorealistische Drucke und zunehmend USB", glaubt C2000-Manager Müller.

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