Wären wahrscheinlich längst pleite

05.07.2001
Zum "Offenen Brief" in ComputerPartner 24/01, Seite 3, und zum Beitrag "Vision und Wirklichkeit klaffen weit auseinander" in derselben Ausgabe, Seite 29, erreichte uns folgende Zuschrift:

Wir kommen aus der Systemhaus-Schiene und beschäftigten uns seit Jahren mit der Netzwerkbetreuung. Natürlich sehen wir Home-Networking auch als einen Markt mit Zukunft und beobachten auch dort die Entwicklung, schon alleine aus der Sichtweise, dass es hier auch zu Koppelungen im Bereich der Telearbeitsplätze kommt. Aber - wie wahrscheinlich für viele Befragte - stellt sich die Frage: Wann ist die Zukunft? Gerade im Networking-Marktsegment stellt man fest, dass die Zukunft noch nicht einmal morgen oder übermorgen ist, sondern es sich um eine Vision handelt, die dann vielleicht überübermorgen zum Tragen kommt. Mit Versprechungen, Ankündigungen und Visionen sind die Hersteller immer schnell bei der Hand, aber wenn es dann darum geht, sich auf bestimmte Standards zu einigen, so kocht jeder sein eigenes Süppchen. Und dies bremst die Zukunft erheblich aus.

Für den IT-Fachhandel, aber auch für den UE-Handel, der im Übrigen dann erst die notwendige Kompetenz aufbauen muss, die beim IT-Fachhandel teilweise aus anderen Marktsegmenten bereits vorhanden ist, stellt sich die Frage: "Welche Ressourcen/Kapital binde ich in diesem Segment?" Das hat nichts mit Weigerung zu tun, sondern ist eine wirtschaftliche Abwägung. Nehmen Sie als Beispiel VoIP. Die Nutzung des Internet für Telefonie versinkt praktisch in der Bedeutungslosigkeit, weil die Vorteile (geringe Kosten) zum Teil durch den Markt bereits überholt sind, zum anderen die technischen Grundlagen (QOS) nicht geschaffen werden können. Auch Ankündigungen, zum Beispiel von Datamonitor, dass im Jahr 2002 53 Prozent aller europäischen Unternehmen mit IP-Telefonie arbeiten, sind doch sehr stark in Zweifel zu ziehen. Da müsste sich dann bis Ende 2002 noch verdammt viel bewegen. Und ob für den riesigen Bedarf die Produktionskapazitäten der Hersteller ausreichen würden?

Was die Zusammenarbeit mit Privatkunden im Bereich des komplexeren Home-Networking betrifft, so müssten Sie diese Fragestellung an den Gesetzgeber richten. Auf Grund des gesetzlichen Umfeldes ist es durchaus nachvollziehbar, dass lieber mit Geschäftskunden gearbeitet wird. Zwei unterschiedliche AGBs können Sie dann auf jeden Fall aufsetzen.

Auch die Nennung der Schlagwörter Breitbandübertragung, digitales Fernsehen, Funk-LANs helfen nicht viel weiter. Seit Jahren ist davon gequatscht worden, wie sieht denn aber die Wirklichkeit aus? Bei Breitband meinen Sie doch wohl nicht so etwas wie den T-DSL-Homeanschluss, oder etwa doch? Viel Spaß dann beim Video-Streaming. Und wo stehen wir beim digitalen Fernsehen und auch beim Funk-LAN?

Wenn wir jedesmal bei der Ankündigung schon Ressourcen in diese Schlagwörter investiert hätten, so hätten wir sehr viele Irrwege beschritten, jahrelang auf die Realisierung gewartet und wären wahrscheinlich schon längst pleite. Die verhaltene Reaktion des IT-Fachhandels ist daher durchaus verständlich.

Uwe Westebbe,

Geschäftsführung ABE Wolf

Software GmbH, München

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